Savoir-vivre* – wer das schon immer einmal erleben wollte, ist in der Wallonie genau richtig. Die Menschen im Süden Belgiens wissen, wie sie sich das Leben verschönern. Nämlich mit belgischem Bier, französisch inspirierter Küche und einer traumhaft schönen Landschaft. In diesem Artikel zeige ich einen echten Reise-Geheimtipp – die Wallonie in Belgien auch bekannt als die belgischen Ardennen.
(*verstehen, zu leben)
Die Wallonie in Belgien: 1. Bouillon – Leben am Fluss
Ich stehe am Eingang der Burg von Bouillon und habe eine fantastische Aussicht auf die Stadt und die angrenzenden Hänge. Auf der Semois fahren Familien in Tretbooten über das Wasser, und ich blicke auf das Dächermeer, mit den vielen verwinkelten Dachschrägen und -fenstern, und entdecke dabei so viele irgendwie „anders“ aussehende Häuser.
Die Andersartigkeit hat Bouillon, mit seinen mittlerweile 5.500 Einwohnern und den dreizehn Dörfern drumherum, dem 18. Jahrhundert zu verdanken, als noch ein französischer Prinz regierte und die Stadt unabhängig war. Bouillon war eine Oase der Freiheit, es gab keine Zensur und so kamen viele reiche Pariser hierher, um Bücher und Zeitschriften zu drucken, was damals in Paris verboten war. 1720 bis 1730 gab es zehn Druckereien in der Stadt.
Bouillon hat wirklich eine Bilderbuchlage in einer weiten Flussschleife, mit dicht bewaldeten Uferhängen und der ältesten Festung in Belgien, die auf einer imposanten Bergkuppe liegt. Damals bauten sich die reichen Leute aus Paris hier schicke Häuser, die heute immer noch zu bewundern sind.
Die Wallonie in Belgien: Die Burg von Bouillon
Eines der bedeutendsten Gebäude – und kaum zu übersehen, da sie auf einem Felsen über der Stadt thront – ist die Burg von Bouillon, mit einer tausendjährigen Geschichte. Die Festung von Bouillon wurde auf drei Bergkuppen hoch über dem Fluss Semois errichtet und hat somit eine ausgezeichnet Lage. Sie wurde nie durch einen Belagerungskampf erobert.
Ich darf mit Marie-Laure Alff eine Führung durch die Gemäuer machen. Unsere erste Station ist das Fallheck. Der Ort, wo früher in letzter Minute noch das Burgtor runtergezogen wurde, um den Feind auszusperren und ihn durch ein Wurfloch von oben mit Steinen, Wasser, Sand, Holzpech und Falken zu vertreiben.
Insgesamt drei Brücken hat die Burg und einen ganz besonderen Wassergraben, bei dem die Besucher „ihr Glück versuchen“. Wer es schafft, eine Münze von der Brücke in ein kleines Loch in der Wand zu werfen, dem wird großes Glück widerfahren. Angeblich. Ich liebe es, durch die Gewölbekeller und schmalen Gänge zu laufen und mir all die Geschichten anzuhören, die sich hier abgespielt haben. Und vor allem zu erfahren, wie die Menschen hier gelebt haben.
Durch ein Loch in der Steinmauer sehe ich eine Tretmühle. In der mussten früher zwei Menschen in eine Richtung laufen, damit man aus 64 Meter Tiefe das Grundwasser in der Burg bekam. Doch leider war es damals für den Feind ein Kinderspiel, das Wasser zu vergiften. Es mussten nur ein paar Menschenleichen oder Tierkadaver am Flussufer liegen und ein paar Tage später war das Grundwasser verseucht. Doch die Burgbewohner wussten sich zu helfen – sie haben einfach Bier gebraut, das durch die Gärung sauber und bedenkenlos zu trinken war.
Meine Lieblingsdisziplin in alten Gemäuern – die Sprüchesuche. So viele Dinge, die wir jetzt immer noch sagen, kommen aus dem Mittelalter. So ein Beispiel ist die Erklärung zu „Es wird brenzlig“. Eigentlich ganz einfach: Früher hatte die Burg nur einen Holzturm. Wenn der mit brennenden Pfeilen beschossen wurde, wurde es – im wahrsten Sinne des Wortes – brenzlig.
Jetzt kommen wir in einen Gang, in dem es überraschend bunt wird. Marie-Laure Alff ist nicht nur Stadtführerin, sondern auch Künstlerin und hat in einem fünfzehn Meter langen Gang auf dreizehn Seidengemälden den Kreuzzug von Godefroid de Bouillon erklärend gemalt. Die Burg, deren Ursprung auf das achte Jahrhundert zurückgeht, wurde von Godefroid (Gottfried), dem Anführer des ersten Kreuzzuges (1096) errichtet. Die schönste Aussicht habt ihr übrigens vom Österreichischen Turm. Von hier aus könnt ihr die Burg mit ihrer Länge von 340 Meter und Breite von 40 Meter wunderbar betrachten.
Zwei weitere Highlights der Burg sind die Dauerausstellung „Scriptura“, die die Geschichte der Schrift von der Feder bis zum PC nachzeichnet und die Greifvogelschau, die täglich vom 1. März bis 11. November zu unterschiedlichen Uhrzeiten stattfindet.
Führungen durch die Burg
Am Eingang gibt es ein kleines Heftchen auf Deutsch, das die ganze Geschichte wunderbar beschreibt. Oder ihr könnt mit einem Audio-Guide das Gängelabyrinth entdecken. Führungen gibt es nur auf Anfrage. Hunde sind leider nicht erlaubt.













Chateau de Bouillon | Adresse: 6830 Bouillon | Öffnungszeiten: täglich 10 – 17 Uhr | Eintritt: 7 Euro, 5 Euro ermäßigt, Audio-Guide plus 2 Euro
Die Wallonie in Belgien: Wanderung rund um Bouillon – entlang der Semois nach Corbion
Die Mischung macht’s! Auch bei dieser Wanderung. Wilde Flusstäler, dichte Laubwälder und kleine Bauerndörfer öffnen die Seele und lassen den Alltag hinter euch. Entlang der Semois in der Wallonie in Belgien liegen herrliche Wanderwege mit einigen landschaftlichen Höhepunkten.
An der Burg führt ein, zunächst unmarkierter, Pfad rechts, auf der Seite des Tennisplatzes, hinunter zum Fluss. Am Autotunnel beginnt dann ein Schotterweg mit weiß-roter GR-Markierung. Das erste Stück des Weges geht an der Semois entlang, die auch als der schönste Fluss der wallonischen Ardennen bezeichnet wird. Danach kommen immer wieder Steigungen zu Aussichtspunkten, wie dem „Pic du Diable“ und man taucht in die grüne Einsamkeit der tiefen Wälder und weiten Felder ein.












Eine genaue Beschreibung der Tour findet ihr in der App Outdooractive
„Rundweg um Bouillon – Entlang der Semois nach Corbion“ | Länge: 14, 7 Kilometer | Dauer: ca. 5 Stunden
BOM – Food and drink
Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich auf einer Speisekarte das Wort VEGAN mal wieder entdeckt habe. Das BOM Restaurant in Bouillon hat die beste Lage überhaupt. Direkt am Wasser, mit Blick auf die Burg, könnt ihr hier das Motto des Restaurants erleben – sharing ist caring. Am besten bestellt ihr euch zusammen verschiedene warme und kalte Vorspeisen und teilt sie euch. Aber nicht nur die Terrasse am Fluss ist genau nach meinem Geschmack, sondern auch die Inneneinrichtung: Industrial Design mit Glühbirnen, dunklen Farben und viel Holz. Ganz, ganz tolle Location.
Bom Food and Drinks | Adresse: Quai des Saulx 1 B-6830 Bouillon | Öffnungszeiten: Do – So 12 – 23 Uhr, Fr – Sa 12 – 24 Uhr
Die Wallonie in Belgien: 2. Ein Besuch in der Abtei Oval
Ich kann es nicht anderes beschreiben – es ist beeindruckend, fast schon majestätisch, wenn ihr auf die Abtei von Oval zufahrt und schon von weitem die 18 Meter große Statue am Eingang der Kirche seht. Die 1132 gegründete Abtei Notre-Dame d’Orval ist eine der bemerkenswertesten Zisterzienserabteien Belgiens, in der noch heute dreizehn Mönche leben und „beten und arbeiten in der Gemeinschaft ihrer Brüder“.
Das Kloster ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Nach einem kurzen Einführungsfilm könnt ihr die alte Ruine besichtigen, die einst ein Kloster war, in dem die Mönche lebten. Leider wurde es jedoch während der Revolution niedergebrannt. Für die Tagestouristen sind außerdem noch der Heilpflanzengarten und das Museum in den Kellergewölben aus dem 18. Jahrhundert zugänglich.
Im Museum ist die Geschichte Orvals mit Plänen, Grundrissen, dem Modell der Abtei (von Laurent Dewez) und den Bildern des Bruders Abraham, einem berühmten Maler des 18. Jahrhunderts, dargestellt. Wer noch mehr von der Anlage sehen und eintauchen möchte, in die Welt der Mönche, kann ein paar Nächte im Kloster schlafen und die Ruhe und Stille genießen. Auch in der Abtei werden in die Quelle der Mathilde, einen Brunnen, fleißig Münzen geworfen.
Der Legende nach hat Mathilde, die im 11. Jahrhundert die Quelle besuchte, beim Trinken des Wassers ihren Hochzeitsring verloren. Sie weinte stundenlang bitterlich und als sie noch einmal zur Quelle zurückging, geschah ein Wunder: Ein Fisch brachte ihr den Ring in seinem Mund zurück. Aus Dankbarkeit warf Mathilde ihre größte Münze in die Quelle. Das machen auch heute noch viele Besucher: Ihre größte Münze reinwerfen, um noch im gleichen Jahr zu heiraten.
Die Quelle war auch der Grund, warum die Mönche hier gebaut haben – und das Quellwasser ist die geheime Zutat des Trappistenbiers, das im Kloster gebraut wird. Das Bier hat übrigens das Logo von einem Fisch – natürlich mit einem Ring im Mund.
Bei der Führung habe ich einen guten Einblick in das Kloster und das Leben der Mönche bekommen. Ich habe erfahren, was sie hierher brachte und dass sie , im Gegensatz zu früher, auch jeder Zeit die Freiheit haben, das Kloster wieder zu verlassen. Ein Mönch, der damals in seinem 20. Lebensjahr ins Kloster eingetreten ist, hat es erst mit 60 Jahren wieder verlassen. Warum? Er hat die Liebe seines Lebens kennengelernt – eine Frau, die öfters als Gast in der Abtei war, um die Ruhe und Stille zu genießen und sich in den Mönch verliebte. Eine bezaubernde Geschichte wie ich finde.
Nach der Klosterbesichtigung müsst ihr noch einen Abstecher und eine Einkehr ins Restaurant L’Ange Gardien nahe der Abtei machen, um das Bier und den Käse, die in der Abtei hergestellt werden, zu probieren.
Restaurant L’Ange Gardien | Öffnungszeiten variieren je nach Monat. Schaut vorher auf der Webseite www.alangegardien.be nach oder ruft an. | Telefon: +32 (0) 61311886











Abbaye d’Orval | Adresse: Orval 1, B-6823 Florenville | Tel. : +32 61 31 10 60
Die Wallonie in Belgien: Wanderung 17 zum Kloster Orval – Klosterbier & wilde Wiesen
Wenn ihr euch die Landschaft der belgischen Ardennen um das Kloster etwas genauer anschauen möchtet, empfehle ich euch den Wanderweg 17, der direkt am Kloster startet. Mit der Abtei im Rücken nehmt ihr den Weg, der rechts in den Wald führt, erst leicht ansteigt und dann wieder abfällt und bei der Straßenkreuzung rauskommt. Hier seht ihr erstmals die hellblaue Markierung der „Gaume buissonnière”. Dieser Markierung folgt ihr nach rechts in den Wald in Richtung Chameleux. Links von euch werdet ihr immer wieder das Rauschen eines Bachs hören.
Ich kann euch nur empfehlen, Schuhe und Socken aus und einmal reinsteigen. Super erfrischend – vor allem an heißen Tagen. Danach kommt eine Wiese mit Hochlandrindern und der Weg schlängelt sich weiter durch das Tal. Mein Tipp: Im Café Le Chameleux einkehren und einen Abstecher in das französische Dörfchen Williers machen.
Eine ganz genaue Beschreibung der Tour findet ihr wieder in der App Outdooractive „Zum Kloster Orval – Klosterbier und wilde Wiesen“ | Länge: 11,5 Kilometer | Dauer: ca. 3:30 Stunden
Die Wallonie in Belgien: 3. Ein köstlicher Besuch der Chocolaterie Les Chocolats d‘Edouard
Es ist ein Mekka für alle Naschkatzen – die Chocolaterie Les Chocolats d‘Edouard, in der es 45 unterschiedliche Desserts, 20 Sorten Eis und preisgekrönte Pralinen – zum Beispiel aus dem Trappistenbier aus der Abtei Oval – gibt. Seit vierzehn Jahren gibt es den Laden voller Köstlichkeiten in dem beschaulichen Dörfchen Florenville.
Durch ein kleines Fenster am Ende der Chocolaterie können die Gäste dabei zuschauen, wie die Produkte hergestellt werden. Edouard Bechoux, der Chef dieses kleinen Imperiums, ging mit 23 Jahren nach Italien und seine Zeit dort hat ihn und seine Karriere sehr geprägt. Seine Geschichte zeigt, dass man sich etwas trauen muss. Der erste Schritt seines Erfolgs war ein Wettbewerb, bei dem er den ersten Platz gemacht hat, und seitdem stehen ihm alle Türen offen.
Mittlerweile hat er neben dem Chocolatier einen zweiten Beruf, der sogar auf der Liste der „unbekanntesten Berufe der Welt“ steht. Er ist „Schokoladenberater“. Namenhafte Hotels buchen ihn beispielsweise zwei Monate vor Ostern, um eine neue Kollektion herauszubringen. Die gibt es nicht nur bei Kleidung, sondern auch bei Schokolade. Als Erstes werden die Fragen geklärt, was es Neues geben soll. Etwas für Kinder? Gefüllte Eier? Kleine Törtchen? Die Rezepte werden vor Ort ausprobiert, immer in drei verschiedenen Varianten und danach den Stammkunden bei einem Tasting vorgestellt. Aber nicht nur das, er wird auch gebucht, um das Dessert für einen ganz intimen Kreis im Louvre zu gestalten oder bei Veranstaltungen für die Oper in Mailand. Es ist schon irre, was er alles erzählt und wie man Berater für Schokolade sein kann. Aber wenn man ihn mal kennt ein total logischer und beneidenswerter Job.
In Belgien ist Schokolade übrigens wie Brot. Was den Lübeckern ihr Marzipan, ist den Belgiern ihre Schokolade, die sie im 15. Jahrhundert Napoleon zu verdanken hatten.
Die Chocolaterie darf man auf keinen Fall verlassen, ohne einen Workshop oder zumindest ein Tasting zu machen. Auf seiner Karte hat Edouard ein paar besondere Kombinationen „Bier & Schokolade“, „Wein & Schokolade“ oder „Tee & Schokolade“. Wir bekommen das „Bier & Schokoladen“-Tasting serviert.
Drei braune Köstlichkeiten liegen auf dem Tablett. Die Praline „Oval“, mit der er 2008 den „World Chocolate Master“ gewonnen hat, die fruchtige Praline „Mathilde“ und die Praline „Toscane“ mit einem Hauch Rosmarin im Geschmack. Es ist herrlich und ich kann bestätigen, ich bin eine Naschkatze und die Chocolaterie Les Chocolats d‘Edouard ein Mekka für mich.
Chocolaterie Les Chocolats d‘Edouard | Adresse: Place Albert I 12/2, 6820 Florenville, Wallonie in Belgien | Telefon: +32 61 50 29 72 | Öffnungszeiten: Di – Fr 10 bis 18:30 Uhr, Sa – So 9 – 19:30 Uhr Mehr Infos auch auf belgien-tourismus-wallonie.de
Die Wallonie in Belgien: 4. Kajaktour
Wenn ihr schon so nah am Wasser seid, warum dann nicht gleich rein bzw. rauf aufs kühle Nass. Bei einer Kajaktour lässt sich beim Paddeln wunderbar die Landschaft entdecken – und vor allem erleben. Neben der Semois könnt ihr auch auf den Flüssen Lesse und Ourthe im Süden Belgiens verschiedene Kajaktouren buchen.
Eine schöne Tour auf der Lesse ist z.B. die „Kayak Jaunes Libert“. Hier paddelt ihr mit eurem Kajak (es gibt Einer-, Doppel- und Dreier-Kanus) je nach Wunsch zwischen 12 und 21 Kilometern und seid zwischen drei und fünf Stunden in der wunderschönen Ardennenlandschaft unterwegs. Folgende Touren werden angeboten:
- Houyet – Anseremme: 21 km, Dauer: ca. 5 Stunden | Abfahrt von Houyet zwischen 9 und 11 Uhr
- Gendron – Anseremme: 12 km, Dauer: ca. 3 Stunden | Abfahrt von Gendron zwischen 9 und 15 Uhr
Eine weitere Möglichkeit ist, von Chiny zu starten. Der Kajakverleih „Kayak Chiny“ bietet von dort aus Touren nach Lacuisine, Florenville, Martué oder Chassepierre an. Die Strecken variieren zwischen 8 und 26 Kilometern.
- Chiny – Lacuisine: 6 km, Dauer ca. 1 Stunde
- Chiny – Florenville: 12 km, Dauer: ca. 1,5 Stunden
- Chiny – Chassepierre: 22 km, Dauer: ca. 4,5 Stunden
Die Touren von Kayak Chiny starten entweder am Anlegesteg von Kayak Chiny oder von der Saint-Nicolas Brücke. Kontaktiert für eure Buchung vorher den Verleih.
Kayak Chiny | Adresse: Rue de l’Embarcadère, 58, B-6810 CHINY sur SEMOIS | Telefon: 061/31 17 43 | Mail: infos@passeurs-reunis.be | Öffnungszeiten: Während den lokalen Schulferien, an Wochenenden und Ferienzeiten im April, Mai, Juni, September und Oktober. Ansonsten im Juli und August täglich von 9:30 bis 16:30 Uhr. Für Wochenenden im Voraus buchen.
Die Wallonie in Belgien: 5. Torgny – eines der schönsten Dörfer in der Wallonie
In Belgien gibt es für besonders schöne Dörfer eine Auszeichnung, die „Beaux Villages“. Torgny ist eines dieser wunderschönen Dörfer in der Wallonie in Belgien, die dieses Prädikat bekommen haben. Ihr werdet es selbst merken, wenn ihr durch die Gassen flaniert und die blumengeschmückten Häuschen anschaut. Die alte Architektur der goldgelben Sandsteinhäuser mit den rostroten Dächern ist noch wunderbar erhalten. So wie auch der überdachte Waschplatz in der Mitte des Dorfs.
Ein Highlight ist jedes Jahr das Fest der Artisten & Kunsthandwerker. Die Gemeinde ist hier sehr lebendig und der Weinbau spielt eine ganz wichtige Rolle – hier fühlt man sich fast wie in Südfrankreich. Ich habe die Ehre, Monsieur Daniel Dries zu treffen, der mir das Weingut Les vins du „Poirier du Loup“ zeigt. „Poirier du Loup“ bedeutet Wolfsbirnbaum. Auf ihrem Weinberg oberhalb des Dorfes steht der Birnbaum, an dem der letzte Wolf der Gegend erwischt wurde – daher der Name. Das Besondere an diesem Weingut – es gehört der Gemeinde und wird von der Kooperative Ecoculture mit rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt. Daniel Dries ist einer dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter.
Eigentlich hat er in Luxemburg einen Bürojob vor dem Computer, aber er träumt davon, in seiner Rente selbst Wein anzubauen. Dass das jedoch nicht immer einfach ist, merkt er jetzt schon. 2016 ging ihre ganze Ernte flöten. In einer Nacht im April hatte es -7 Grad und alle Früchte waren zerstört.
Nachdem wir über den Weinberg geschlendert sind, durfte ich auch noch die Produktionsstelle besichtigen. Hier wird wirklich alles selbst gemacht. Und natürlich durfte ich auch den guten Tropfen probieren. Das Weingut produziert perlende Weine, ruhige sowie versetzte Weine und Liköre. Aus 80 % der belgischen Trauben wird jedoch Cremant. Ihr habt die Möglichkeit, das Weingut der Kooperative in den Sommermonaten von 14 bis 18 Uhr zu besuchen und natürlich eine Weinprobe in der Wallonie in Belgien zu machen.
Poirier du Loup | Adresse: Ecoculture SC, Place Albert Paul, 5B, B-6767 Torgny | Mehr Infos und Reservierungen unter der Telefonnummer: 32 (0) 63/22 05 38 oder über dieses Kontaktformular.
Essen im Restaurant La Grappe d’Or in den belgischen Ardennen
In der Wallonie in Belgien gibt es ein Netzwerk aus Meisterköchen, die sich als „Generation W“ benennen. W steht für die Wallonie, die südliche Region Belgiens, und das ist ihnen auch wichtig – die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern und ihren Produkten. Bei einigen der wallonischen Meisterköche kann man „nur“ essen, bei anderen auch Kochkurse machen oder luxuriös übernachten.
Chef Clément Petitjean gehört mit seinem Restaurant La Grappe d’Or in Torgny zu dem wallonischen Spitzenköche-Netzwerk und ihr solltet seinem Restaurant unbedingt einen Besuch abstatten. Das Restaurant hat auch ein Hotel dabei und einen wunderschönen Garten.
La Grappe d’Or | Adresse: Rue de l’Ermitage 18, B-6767 Torgny | Telefon: +32 63 57 70 56
Die Wallonie in Belgien: 6. Wandern in der Wallonie
Die Wallonie ist ein Wanderparadies. Ich habe euch ja schon zwei kleinere Routen vorgestellt. Jetzt kommt noch ein Wandertipp für sehr ambitionierte Wanderer und meine Lieblingsroute. Für Bierliebhaber und Wanderer gibt es in der Wallonie in Belgien einen ganz besonderen Weg – den GR-Fernwanderweg der Trappistenabteien.
Der 290 Kilometer lange Weg führt von Trappistenabtei zu Trappistenabtei und ist somit auch ein Weg auf den Spuren der bekanntesten belgischen Biere. Er verbindet drei wallonische Trappistenabteien – die Abtei von Oval, die Abtei Notre Dame de Saint Remy in Rochefort und die Abtei von Scourmont in Chimay. Wenn ihr den Trappistenabteiweg wandern möchtet, empfehle ich euch den Topo-Guide 2.0 auf der Webseite www.grsentiers.org. Wenn ihr den runterladet, erhaltet ihr die komplette Wegbeschreibung in beide Richtungen, die Karten und praktische Informationen und Tipps über die Regionen der belgischen Ardennen, die ihr durchqueren werdet.
Meine Lieblingstour war um den „Roche à l’Appel“ bei Muno. Es ist eine kurze, aber knackige Wanderung durch das Naturschutzgebiet „Ardenne et Gaume“. Es kommen sogar Geologen von weit her, um die Puddingsteinblöcke anzuschauen, denn das Gebiet ist besonders bekannt für seine markante Felsformation Roche à l‘Appel. Für den Aufstieg braucht man schon ein bisschen Kondition, aber die wird belohnt. Vom Gipfel aus habt ihr einen Blick über den Mischwald aus Buchen und Eichen.
Mein Lieblingsmotiv – eine kleine Steinbrücke am Fuß der Felsen:
Eine ganz genaue Beschreibung der Tour findet ihr wieder in der App Outdooractive „Um den „Roche à l’Appel“ – Geologische Wanderung bei Muno“ | Strecke: 8,7 Kilometer | Dauer ca. 3 Stunden
Von der Wanderung aus seid ihr auch nur zehn Minuten von Chassepierre entfernt, einem weiteren der schönsten Dörfer der Wallonie in Belgien, das direkt an der Semois liegt.
7.Restauranttipps & Hoteltipps für die Wallonie in Belgien
Hotel Le Florentin in Florenville
Ganz ehrlich – ich glaube, so ein Hotel wie das Le Florentin erwartet man nicht, wenn man in das kleine Dörfchen Florenville fährt. Es hat wunderschöne Zimmer, ist schlicht und modern eingerichtet, also genau nach meinem Geschmack. Ob Super-Suite mit eigenem Kaminfeuer, größeren Apartments für längere Aufenthalte oder Familienzimmer – es gibt die unterschiedlichsten Kategorien.
Hotel Le Florentin in Florenville | Adresse: 58, Place Albert 1er, 6820 Florenville | Telefon: +32 61 31 11 23
Außerdem müsst ihr einen Tisch im Hotelrestaurant Le Florentin nebenan buchen. Es ist genauso stylisch wie das Hotel und zaubert sogar leckere vegane Gerichte auf den Teller. Ein Geheimtipp in der Wallonie in Belgien.
Restaurant Le Florentin | Adresse: 58, Place Albert 1er, B-6820 Florenville | Telefon: +32 61 31 11 23 | Öffnungszeiten: Mi – Mo 12 – 14 Uhr und 19 – 21 Uhr
Hotel La Ferronnière in Bouillon
Das Hotel Ferronnière in Bouillon liegt auf einer Anhöhe und vor allem die Terrasse vom Hotelrestaurant hat eine ganz besondere Lage und Aussicht – einfach traumhaft. Von außen sieht es fast aus wie ein kleines Schlösschen – und im prunkvollen Frühstückssaal habe ich mich auch sofort wie eine Prinzessin gefühlt. Von hier seid ihr zu Fuß in zehn Minuten in der Innenstadt.
Hotel La Ferronnière | Adresse: Voie Jocquée 44, B-6830 Bouillon (Belgien) | Telefon: +32 61 23 07 50
Restaurant La Ferronnière | Öffnungszeiten: Mi bis– So 12:30 Uhr – 13:30 Uhr, Di bis So18:30 Uhr – 20:30 Uhr | Reservierung unter + 32 61 23 07 50
Natur und Genuss – ich glaube, diese zwei Begriffe beschreiben meine Reise in die Wallonie in Belgien am besten. Ich hoffe, ich habe euch neugierig auf Belgien und die Wallonie gemacht. Wenn ihr noch Tipps habt und sogar schon in der Wallonie in Belgien wart, bitte schreibt sie mir in die Kommentare. Wenn ihr noch mehr über die Wallonie erfahren möchtet, dann schaut auch beim Belgien Tourismus Wallonie vorbei!
Liebe Grüße und gute Reise
Christine





















2 Kommentare
Hallo Christine,
wir ( 66 und 69 Jahre “ jung „) sind hier im Umkreis von Sprimont im Urlaub, von der Ostsee kommend. Zwar spreche ich auch etwas Französisch, aber durch Ihre Erläuterungen bleiben mir Übersetzungen erspart. Wir sind total begeistert von der ganzen Machart, mit der Sie die Leser auf die genannten Orte neugierig machen. Besonders sind die genauen Angaben zu den jeweiligen Objekten hervorzuheben. Merci beaucoup!!
Hallo Christine,
Ich bin Belgierin und liebe deine Beiträge zum Land und zu der belgischen Lebensart!
Wenn ich dir noch einen kleinen Tipp zur Wallonie geben darf; Durbuy ist auf jeden Fall einen kleinen Besuch Wert. Als kleinste Stadt in Belgien liebe ich es im Winter bei Schnee in Weihnachtsstimmung durch die Antiquitätenläden zu schlendern :-)
A plus tard,
Valérie