Oktoberfest: So sieht es aus, wenn eine Preußin einer Bayerin 44 Frage über das Oktoberfest stellt. Man kann es sich schwer vorstellen, wie es da zugeht, aber man muss es einfach ERLEBEN!!!
1. Wie lange gibt es das Oktoberfest schon?
Seit 1810.
2. Wieso heißt das Oktoberfest Oktoberfest?
Weil es ursprünglich ein Fest des bayrischen Kronprinzen Ludwig war. Der hatte im Oktober geheiratet. Damals fanden sogar Pferderennen statt.
3. Warum beginnt es im September, wenn es doch Oktoberfest heißt?
Wegen dem besseren Wetter wurde das ganze auf September vorgezogen, damit man auch draußen im Biergarten sitzen kann. Und für die Gaudi (= den Spaß) wurde es auch gleich verlängert.
4. Von wann bist wann geht das Oktoberfest dieses Jahr?
20. September bis 5. Oktober 2014
5. Kann ich da denn jeden Tag hingehen?
Ganz genau, ja! Aber das würde an eine körperliche Meisterleistung grenzen.
6. Und vor allem wie lange kann ich da bleiben?
Das Fest beginnt täglich um 10 Uhr. Bierausschank geht am Wochenende und an Feiertagen sogar um 9 Uhr los!! Um 22:30 wird das letzte Bier abgezapft. Dann hat man noch 1 Stunde Zeit zu trinken und die Zelte schließen um 23:30. Es gibt aber ein paar Ausnahmen, wie das feinere Käferzelt und das Weinzelt, die bis 1 Uhr geöffnet haben und bis 0:30 ausschenken.
7. Gibt es Mottotage?
Nein. Tracht ist jeden Tag angesagt. Aber das zweite Wochenende ist allseits als Italiener-Wochenende bekannt, weil da so viele Italiener zu Besuch sind.
8. Wieso heißt das Oktoberfest Wiesn?
Die Münchner bezeichnen das Fest nach dem Veranstaltungsort, der Theresienwiese.
9. Der, die oder das Wiesn?
Eigentlich eh nur „Auf d´Wiesn.“ Aber stimmt schon, die Frage ist super wichtig. Es heißt DIE Wiesn. DIE Wiesn ist eröffnet. Und ich bin „auf d´Wiesn.“
10. Stehen dann alle blöd auf der Wiese rum?
Naja, also auf dem Kotzhügel da liegen sie alle. Das ist ein Wall hinter den Zelten, wo die Leute gerne ihren Rausch ausschlafen und eben auch andere unkontrollierte Dinge tun, die man so tut, wenn man besoffen ist. Aber eigentlich tanzt man in Zelten auf Bierbänken oder geht in´s Teufelsrad.
11. Wie komme ich da am besten hin?
Zu Fuß, weil Autofahren kann man danach bestimmt nicht mehr. Die U-Bahn-Station „Theresienwiese“ spuckt dich direkt auf d´ Wiesn aus. Das ist vom Hauptbahnhof nur 1 Station mit der U4/U5.
12. Muss ich da Eintritt zahlen?
Nein, man kann einfach so auf das Fest. Es gibt ja auch viele Fahrgeschäfte und Buden…
13. Kann ich einfach in ein Zelt marschieren?
Generell ja. Manchmal, vor allem am Abend und am Wochenende erst recht, sind die Zelte aber zeitweise wegen Überfüllung geschlossen. Deswegen stehen die Leute auch gerne schon ab 8 in der Früh an. Wenn die Zelte geschlossen sind wird es echt schwer reinzukommen. Manchmal kann es dann auch doch sowas ähnliches wie Eintritt kosten, z.B. wenn Jemand in der Gruppe Jemanden kennt der Jemanden kennt der im Zelt arbeitet und sich bestechen lässt ;)
14. Warum das ganze Bier?
Ohne Bier geht´s nicht! Früher war es das Grundnahrungsmittel. Heute ist es der Grund, warum der Kotzhügel Kotzhügel heißt und alle so viel Spaß haben.
15. Gibt es zum Oktoberfest besonderes Bier?
Ja, das Oktoberfestbier: Ein extra gebrautes Bier. Auf dem Oktoberfest wird nur Bier von Münchner Brauereien ausgeschenkt.
16. Warum eigentlich die ganzen Zelte?
Revier markieren… Jede Brauerei bzw. jeder Wirt schenkt darin sein bestimmtes Bier, also das Bier einer bestimmten Brauerei aus. Außer der Marstall, der hat keine Brauerei hinten dran.
17. Gibt es einen Unterschied zwischen den Zelten?
Die Zelte unterscheiden sich dann nach dem ausgeschenkten Bier. So gibt es das Hofbräuhauszelt, das Augustiner, das Hacker… Sie unterscheiden sich auch von der Größe, Ambiente und dem Klientel. Also das Hofbräuhaus ist z.B. sehr touristisch, das Schottenhammel unter Münchner Studenten beliebt und das Käferzelt sowie das Hippodrom (jetzt Marstall) stets gut mit Promis besucht.
18. Kann ich da einfach von Zelt zu Zelt hüpfen?
Ja. Allerdings sollte man an vollen Tagen über einen Sitzplatz dankbar sein – auch wenn man steht. Da fängt man lieber nicht das Zeltgehoppe an, weil sonst kommt man nicht wieder rein und der Platz ist eh weg.
19. Was passiert im Zelt?
A ries´n Gaudi! Tagsüber mag mancherorts noch gesittet an den Tischen gesessen und gegessen werden, aber zügig wird auf Bänke gestiegen und zur Blaskapelle mitgegröhlt. Der Wiesenhit heuer: “Atemlos durch die Nacht” von der Helene. Vor allem Touristen fangen dann auch gerne mal an die Maß auf Ex zu saufen, dazu stellt man sich auf den Tisch und das ganze Zelt feuert an. Maßkrugstemmen ist auch mit dabei. Ansonsten viel gedrängel und gepfeife von den Bedienungen, die sich durchkämpfen. Achja, Bier wird nur an Leute mit Sitzplatz ausgeschenkt. Nur im Hofbräu-Zelt gibt es Stehausschank.
20. Wie viele Menschen passen in ein Zelt?
Das ist sehr unterschiedlich. Aber meist sind so 6.000 Plätze angegeben. Das Hofbräu-Zelt hat sogar 10.000. Ich möchte aber nicht wissen, wie viele zur Hoch-Zeit tatsächlich in den Zelten sind ;) Da wird´s ganz schön eng! In den Biergarten passen dann auch nochmal meist so 3.000.
21. Was heißt denn O’zapft is?
Es ist abgezapft. Sprich, Der erste Anstich ist getan oder auf ganz hochdeutsch: Das erste Faß ist geöffnet. Das passiert immer im Schottenhammelzelt und wird vom Oberbürgermeister durchgeführt.
22. Wie viel kostet ein Bier?
Heuer 10 Euro. Da wird keiner noch viel Trinkgeld geben. Letztes Jahr hatten es die Bedienungen besser – da hat es 9 Euro noch was gekostet, so dass stets aufgerundet wurde…
23. Warum gibt es denn immer diese Blaskapellen?
Das ist Tradition, damals war die Musik halt so.
24. Was ist ein Prosit?
Das heißt einfach „Anstoßen“. Oder ganz korrekt übersetzt: ein sich zu prosten. Achtung, nicht zu hart, sonst schepperts. Glasscherben will keiner im Krug. Und die Maß nur mit 1 Hand halten (!!), auch wenns davon blaue Flecken gibt…
25. Was tragen die Frauen auf dem Oktoberfest?
Ein fesches Dirndl.
26. Geht es auch ohne Dirndl?
Na, also wirklich ned. Da kommt man sich als Frau auch irgendwie blöd vor, finde ich. Wenn es voll ist, wird auch eher das Dirndl reingelassen ;) Außerdem zauberts Dirndl wirklich ne tolle Figur! Alternativ sehen Lederhosen bei Frauen auch ganz gut aus!
27. Was soll die Schleife?
Die Schleife der Schürze zeigt, wies ums die Frau steht: rechts ist schlecht. Weil dann ist sie vergeben. Links ist frei. Mittig oder hinten ist ein Schmarrn und einfach falsch gebunden. Aber ich habe das Gefühl, die meisten verwechseln das eh immer mit links und rechts, und dann ist es auch wieder egal.
28. Wieso haben die Lederhosen denn vorne ein Loch?
Falls der kleine Herr mal muss. Das ist der Hosenstall.
29. Und was sollen diese abgeschnitten Strümpfe an den Männerwaden?
Das sind Loferl. Die werden nur über die strammen Waden gestülpt und sollen schön wärmen. Gehört zur Tracht.
30. Wie viele Menschen kommen an einem Tag zum Oktoberfest?
Im Schnitt so 365.000 Pro Tag. Insgesamt waren dann im gesamten Zeitraum so 6 Millionen Besucher dort.
31. Wie viel Bier wird an einem Tag am Oktoberfest ausgeschenkt?
Durchschnittlich werden jedes Jahr rund 7.000.000 Maß Bier und knapp 500.000 Brathendl verkauft.
32. Wie viele Liter können die Kellner tragen?
Tja, da sehen die Jungs mit dem Maßkrugstemmen auf den Tischen alt gegen aus. Pro Hand schafft eine Bedienung in der Regel 5 Maß. Macht 10. Fitte gehen 2 Stöckig, sprich mit 16 Maß los und ganz fitte gehen sogar 3 (!!) stöckig und kommen dann auf 18 Maß. WOW!
33. Wie viele Menschen arbeiten während des Oktoberfests?
12.000 Personen arbeiten jährlich etwa auf der Wiesn, davon sind 1600 Kellner.
34. Kann man sich da einfach so bewerben?
Also ich habe mich mal als Kuscheltierverkäuferin beworben, ja. Brezelverkäuferin war auch im Gespräch.
35. Was ist der beste Job auf dem Oktoberfest?
Also ich sage mal so. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass Rikscha-Fahrer sich an den zwei Wochen eine goldene Nase verdienen können. Das grenzt an Summen im fünfstelligen Bereich. Aber die Kellner werden auch ordentlich verdienen! Danach kannst du aber auch erst mal in Jahresurlaub fahren! Als Kuscheltierverkäufer können vielleicht so 4.000 rausspringen, wenn du gut bist?
36. Hält man das eigentlich eine Woche durch?
Eine Woche? Die Wiesn geht ja zwei! Also die Leute, die dort arbeiten sind danach erst mal völlig fertig, haben dafür aber auch ne bronzene Nase verdient. Und was die Gäste betrifft: nicht umsonst kränkelt halb München gerade. Die Wiesn Grippe…
37. Gibt es Tipps zum Durchhalten?
Eine gute Grundlage anessen? Ich bin Fan von „geh´n wenns am schönsten ist“, also so um 23 Uhr. Dann bekommt man noch genug schlaf und kann am nächsten Tag sogar halbwegs arbeiten.
38. Gibt es denn da nur Weißwürste und Brezeln?
Iwoo. Weißwurstfrühstück gibt es meist noch Zuhause, vor der Wiesn. Dort gibt es dann eher Brathendl oder anderes Deftiges. Und ne Riesenbreze muss auch sein. Vorm nach Hause gehen außerdem unbedingt eine Fischsemmel, die Münchner schwören, dass der Kater dann wegbleibt ;) Und wer was süßes mag, hier gibt es natürlich auch allerlei süßes, wie auf jedem Jahrmarkt.
39. Was ist der beste vegetarische Snack auf dem Oktoberfest?
Ich bin kein Vegetarier. Aber vielleicht kandierter Apfel? Oder ist da irgendwas verbotenes in der Glasur drin? Gebrannte Mandeln!! Zuckerwatte! Und die Riesenbreze halt!
40. Was mach ich, wenn ich zu voll bin, um nach Hause zu fahren
Dich auf den Kotzhügel hinter den Zelten legen. Aber bitte nicht nachdenken, was da unter dir schon alles passiert ist. Anschauliche Bilder vom Hügel gibt es hier: www.muenchenkotzt.de
Oder du lässt dich mit der Rikscha, dem Fahrradtaxi nach Hause buxieren, da darfst du auch kotzen.
41. Wann beginnen die Aufbauarbeiten?
Drei Monate vorher. Die betonieren sogar Fundamente für die Zelte.
42. Was ist der sicherste Ort auf der Wiesn?
Wahrscheinlich die”Oide Wiesn”. Die kostet 3 Euro eintritt (Kinder bis 14 Jahren frei) und da ist alles wie früher, etwas ruhiger und sehr interessant.
43. Wie können denn die Frauen mit ihren hohen Schuhen auf der Bierbank tanzen?
Knapp 1500 Blasenpflaster verschenkt das Rote Kreuz in 16 Tagen Wiesn. Noch Fragen? ;)
44. Und wie führen sich die Besucher auf?
Die meisten Patienten sind Australier, erzählt ein Arzt. Gefolgt von Engländern und ziemlich vielen hysterischen Amerikanerinnen.
5 comments
Also, ich bin ein Preuße, der seit einigen Jahren in München wohnt und ich fühle mich überhaupt nicht unwohl in Jeans auf dem Oktoberfest (also, unwohl schon, aber eher wegen der ganzen Veranstaltung als der Jeans wegen). Ich mag nämlich keine Tracht und vor allem nicht, wenn das Dirndl zu viel Brust zeigt. Sorry. ;)
Dirndl sind doch fesch und stehen jeder Frau (Männermeinung). Aber selbst ich als Nordlicht weiß: “O’zapft is…” heißt: es ist angezapft und nicht “abgezapft”. Das wäre ja tragisch! Sonst aber eine feine Okroberfest-Erklärung…
Abzapfen? In Minga werd o`zapft. Auf Hochdeutsch anzapfen. Das beste Bier gibt es übrigens im Augustiner-Festzelt oder bei Fischer Vroni. Zusammen mit einem Steckerlfisch himmlisch.
Zur Frage 16 eine kleine Korrektur:
Es gibt insgesamt 14 Großzelte, sowie 20 sogenannte Mittelbetriebe, die insgesamt über 119 000 Sitzplätze verfügen. Die großen Zelte sind ihrer Zulassung entsprechend in drei Kategorien unterteilt: Wirtszelte (hierzu gehört der erwähnte Marstall), Schützenzelte und eben Brauereizelte. Von letzteren gibt es angesichts der sechs ausschenkenden Brauereien *Trommelwirbel* sechs ;)
Wer es genau wissen will: http://wiesnkini.de/zelte/