Chiles zwei atemberaubende Naturextreme liegen im Süden und im Norden des Landes – der Torres del Paine Nationalpark im tiefen Süden Patagoniens und die Atacama Wüste, wo teilweise jahrzehntelang kein Regen gefallen ist, im hohen Norden. Doch was liegt dazwischen? Zahlreiche lebhafte Städte, unergründliche Seen, versteckte Strände und Berge und Täler. Und die kleine, unbekanntere Insel Chiloé.
Chiloé Reisetipps – Warum nach Chiloé reisen?
Wer es während seiner Chile Reise zeitlich nicht ganz runter bis in den Torres del Paine Nationalpark schafft, kann zumindest ein kleines Stück in den Süden dieses irrwitzig langen, dünnen Landes reisen. Denn auch dort stößt man auf das ein oder andere Juwel. Wer es sich ein paar Tage lang im Seengebiet rund um Puerto Varas gut gehen lässt (was auch wirklich sehr zu empfehlen ist), kann von dort aus mit dem Bus zum Beispiel direkt weiter nach Chiloé fahren. Doch warum ausgerechnet Chiloé?
Die Inselgruppe Chiloé besteht aus einer großen Hauptinsel und unzähligen weiteren, winzigen Inselchen und beherbergt rund 60 Holzkirchen, von denen 16 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Diese einzigartige Architektur, die sanfte, grüne Hügellandschaft und die typischen palafitos („Pfahlbauten“) sorgen für ein einzigartiges Ambiente.
Chiloé Reisetipps – die kleine Stadt Ancud
Kaum ist die Fähre übergesetzt, fühlt man sich in eine andere Welt katapultiert. Es ist grün und ruhig, vom Großstadttrubel Santiagos keine Spur mehr erkennbar. Der erste Anlaufpunkt sollte die kleine Stadt Ancud im Norden Chiloés sein. Der Ort an sich hat nicht sonderlich viel zu bieten, ist ziemlich verschlafen und architektonisch kein Meisterwerk. Um sich einen Überblick über die Geschichte und vor allem die Kirchen zu verschaffen, sollte man als erstes das kleine Museum im Centro de Visitantes Inmaculada Concepción aufsuchen. Es beherbergt unglaublich detaillierte Holzmodelle aller 16 Kirchen, die zum Weltkulturerbe gehören. Von Ancud aus kann man außerdem super die angrenzende Umgebung erkunden. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich ein Auto zu mieten und etwas die Küste entlang zu fahren.
Ein Highlight im Norden dieser Insel ist das Monumento Natural Islotes de Puñihuil. Diese kleinen Felsinseln dienen zahlreichen süßen Humboldt- und Magellan-Pinguinen als Heimat und lassen sich mit einer Bootstour leicht von verschiedenen Seiten aus bestaunen.
Chiloé Reisetipps – Abstecher ins Fischerdorf mit spektakulärer Aussicht
Von Ancud aus kann die Rundreise weiter Richtung Süden gehen, mit Destination Castro, der größten Stadt Chiloés. Wer mag, kann auf dem Weg einen kurzen Abstecher nach Quemchi machen, einem Fischerdorf an der Ostküste der Insel. Meiner Erfahrung nach steppt dort jedoch nicht unbedingt der Bär, weshalb man sich die Zeit auch sparen und direkt nach Castro weiterfahren kann. Das einzig lohnenswerte an diesem Abstecher ist die spektakuläre Aussicht auf die Bergkette des Festlandes.
Chiloé Reisetipps – Castro und die berühmter Holzkirche
Nach einem ersten Spaziergang durch Castro fühlt man sich schon eher wieder in der Gegenwart angekommen. Nach der Einsamkeit Ancuds und Quemchis ist ein bisschen Trubel und eine kleine Menschenmenge mehr als willkommen. Die größte und bekannteste Holzkirche Chiloés steht in Castro – zu meinem Pech war sie leider genau zu dem Zeitpunkt meines Besuchs wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, weshalb ich sie nur von außen betrachten konnte.
Die typischen palafitos, die sich wie Streichholzschachteln an der Uferpromenade aneinanderreihen, laden zu einem abendlichen Spaziergang am Wasser ein. Dieser Spaziergang kann beispielsweise in dem hippen Restaurant „Mercadito“ enden. Es ist nicht die günstigste Adresse in Castro, aber definitiv ihren Preis wert. Traditionelle Zutaten werden auf eine moderne und interessante Art und Weise kombiniert und interpretiert, und durch die freundliche und gemütliche Atmosphäre fühlt man sich sofort willkommen und wohl.
Chiloé Reisetipps – Mythen und Sagen der Insel
Egal, wo man auf Chiloé hingeht, ständig wird man mit den unterschiedlichsten Mythen konfrontiert. Eine alte Steinfigur hier, eine Zeichnung dort, eine erzählte Geschichte woanders. Die Mythen reichen von einem kleinen, schelmisch guckenden Männchen namens „El Trauco“ (dem angeblich keine Jungfrau widerstehen kann und der den armen Seelen erotische Träume einflößt und somit uneheliche Kinder zurücklässt) bis hin zu der „Viuda“, der „Witwe“, die im Gegensatz zum Trauco ahnungslose Männer verführt und sie danach zurücklässt, wo immer es ihr am besten passt.
Aber genug von schaurigen Gestalten und alten Geschichten und hin zu etwas erfreulicheren Themen. Die kulinarische Seite darf während eines Urlaubs selbstverständlich auch nicht außer Acht gelassen werden. Auf Chiloé findet man – wie vielleicht zu erwarten – an jeder Ecke leckere, vielfältige Meeresfrüchte und Fische. Doch neben den klassischen Meeresbewohnern und den daraus gezauberten Gerichten gibt es auch noch ein für Chiloé sehr typisches Gericht, und zwar einen Muschel-Kartoffel-Eintopf mit Fleischeinlage. Diese nicht allzu verlockend klingende und aussehende Kombination mit dem Namen curanto ist in Wahrheit aber wirklich lecker. Der Mix aus verschiedenen Kartoffelsorten (eine davon ist sogar heimisch in Chiloé), verschiedenen Muschelarten und diversen Fleischsorten hält dich außerdem mindestens drei Tage lang satt. Ein uriger Ort, um sein erstes curanto zu probieren, ist das „Kuranton“ in Ancud.
Chiloé Reisetipps – Ausflüge zur Isla de Mechuque und zum Nationalpark
Wenn man noch ein bisschen mehr Zeit mitbringt, kann man kurze Ausflüge zu den umliegenden Inseln machen und beispielsweise die Holzkirche in Achao besichtigen, ein paar Stunden auf der Isla de Mechuque verbringen oder durch den Nationalpark Chiloé streifen. Sicher ist, dass man sich während seiner Zeit auf Chiloé in eine andere Welt versetzt fühlt und sich nicht vorstellen kann, gerade überhaupt noch in Chile zu sein.
Ein Sprichwort aus Chiloé besagt, „Derjenige, der es eilig hat, verliert Zeit. Nimm dir deine Zeit … Prost!“. Ein durchaus passender Satz, denn ich hatte das Gefühl, dass in Chiloé das Leben wirklich etwas langsamer und ruhiger verläuft als in anderen Teilen der Welt. Solltet ihr also mal einen Rückzugsort suchen und wollt euch eine Weile vor der Welt verstecken, seid ihr hier genau richtig.
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DIE GASTAUTORIN:
Hallo, ich bin Linda. Geboren und aufgewachsen bin ich im wunderschönen Würzburg in Unterfranken. Da es auf der Welt jedoch noch viele andere wunderschöne Orte gibt, zieht es mich oft – öfter, als meiner Familie oder meinen Freunden lieb ist – weit weg. Nachdem ich mein Medienkommunikationsstudium abgeschlossen hatte, habe ich also erneut meinen Backpack, meinen besten Freund, gepackt und Deutschland vorerst den Rücken gekehrt. Erste Station war mal wieder Südamerika, danach ging es weiter nach Asien. Da ich mein Herz allerdings in und an Ecuador verloren hatte, hat mich meine Reise letztendlich wieder zurück in dieses wunderschöne Land geführt, das ich nun vorerst meine neue Heimat nennen darf. Neben Fotografie, Nähen und Essen liebe ich es, auf meinen Reisen die unterschiedlichsten und interessantesten Menschen kennenzulernen. Denn von jedem – egal wie verrückt – kann man etwas lernen, und das möchte ich mir nicht entgehen lassen!
3 Kommentare
Ein ganz wunderbares Buch, das auf Chiloé spielt und auch viel über die Kultur und die Menschen dort vermittelt, ist übrigens „Mayas Tagebuch“ von Isabel Allende – ein packender Roman, der zu meinen absoluten Lieblingsbüchern zählt!
Deine Bilder inspirieren mich noch mehr zu einer Reise dorthin :-)
Oh danke für den Buchtipp!
Liebe Linda!
mich würde interessieren, ob in in chiloe auch ohne Auto also mit busverbidnungen gut zu den Nationalparks und zu wandermöglichkeiten kommt
z.B. von chepu zum alten refugio lar
Nationalpark chiloe
cucao-cole cole
loberia pirulil und muelle del alma??
danke für eine antwort
alles liebe karin