Drei Wochen Australien sind vorbei und was soll ich sagen, es war eine unvergessliche Zeit. All die Sachen, die ich erleben durfte, all die Dinge, die ich neu gelernt habe. Über 2.000km bin ich durchs Land gefahren – von den Tropen bis in die Wüste. Ich stand vor Naturwundern und habe den Mund nicht mehr zu bekommen. Ich wusste, dass ich den Ayers Rock sehen werde und es war unfassbar. Ich wusste, dass ich im Great Barrier Riff schnorchle und die schönste Korallenwelt im Ozean sehen werde und es war traumhaft. Ich wusste, dass ich all diese tollen Orte entdecken werde, doch was ich nicht wusste, welche unglaublich tollen Menschen ich treffen werde.
Und ganz ehrlich, ich kann an den wunderschönsten Orten der Welt sein, sie werden mich nie so ergreifen und fesseln, wie die Geschichte eines Menschen. Ich bin dem Aboriginal Manuel begegnet, der keine Kinder hat, aber seine Geschichten und Kultur jeden Tag an Besucher weitergeben möchte und die sollen jedem sagen, wie glücklich er ist und dass er sich freuen würde, wenn sie zu ihm kommen. Ich habe die Australierin Kirra kennengelernt, die ihr Leben in Australien aufgegeben hat und für die Liebe nach Deutschland gezogen ist. Das sind für mich so schöne Worte und große Taten.
Doch am meisten fasziniert und vor allem inspiriert hat mich Ben. Er hatte eigentlich so alles, was man sich oft unter „wunschlos glücklich“ vorstellt. Gute Ausbildung, tollen Job, 40 Mitarbeiter unter sich, eine Stange voll Geld und das alles mit 24 Jahren. Dann ist etwas passiert in seinem Leben – seine Mutter ist an Krebs erkrankt und innerhalb von drei Monaten gestorben. Ben hat seinen Job gekündigt, ist losgezogen und hat sein Leben gelebt. Er hat in Kanada beim Zirkus gearbeitet, auf einem Segelboot in Asien und als Heli-Skilehrer in Australien. Er hat alles mitgenommen, was ihm das Leben angeboten hat, ohne daran zu denken, womit man viel Geld verdient, sondern mit der Frage, was er dabei lernen kann. Zu lernen ist ihm immer wichtiger als Geld zu verdienen. Er erzählt von all seinen Reisen rund um die ganze Welt, acht Jahre lang hat er sich dort rumgetrieben. Ich frage ihn, was das Wichtigste ist, was er in dieser Zeit gelernt hat?
„Wenn man immer unterwegs ist, acht Jahre lang, dann ist man auch mal an Plätzen, an denen niemand ist, den man Freund nennen kann. Man ist ganz allein. Man hat nur sich selbst und muss damit klarkommen. Das war das Wichtigste, was ich gelernt habe. Wenn man das geschafft hat, kann man alles.“
Ich sitze nur da und nicke mit dem Kopf und weiß nicht, was ich fühlen soll, denn einerseits ist seine Geschichte sehr traurig, aber andererseits das Schönste, was ich seit langem gehört habe, denn da ist jemand, der begriffen hat auf was es im Leben ankommt, der sich gefragt hat was ihn glücklich macht, der sein Leben in die Hand genommen und ganz wichtig, mit sich selbst auseinandergesetzt hat und ich weiß, wie schwierig das ist…
Ich wollte euch diese Geschichte erzählen, weil ich hoffe, sie inspiriert euch genauso, wie sie mich inspiriert hat. Dazu, Entscheidungen bewusster zu treffen, nach Wünschen und nicht nach Pflichten zu handeln und immer ein bisschen im Hinterkopf zu behalten, wie endlich das Leben ist und Dinge nicht nur zu träumen, sondern auch umzusetzen. Deshalb finde ich, das Wichtigste im Leben ist zu lernen aus Fehlern, aus Schicksalsschlägen, von anderen und vor allem fürs Leben.
Fotos von madebymaider.com
8 comments
Oh ja, wie wahr! Man muss seine Wünsche und Träume so sehr leben, wie nur irgendwie geht… Danke für’s dran erinnern!
Du hast Recht! Es ist eine tolle Geschichte (wenn auch mit traurigem Hintergrund..), aber definitiv inspirierend!
Ich liebe solche Geschichten und solche Begegnungen. Danke fürs Teilen, Christine! Ich finde es wirklich total spannend, wenn Menschen es schaffen, ihren eigenen Traum zu leben und ich finde es so wichtig, sich selbst am Ende seines Lebens denken zu können: Ich bereue nichts, denn ich hab alles so gemacht, wie ich es wollte! :)
Liebe Grüße,
Kathi
Das ist toll :)
Hallo Christine,
Australien war schon immer mein Traumziel, aber ich denke, dass man nicht unbedingt so weit fliegen muss, um interessante Erfahrungen mit Menschen machen zu können. Was mir oft zu Hause bei neuen Kontakten mit Menschen fehlt, ist die Offenheit und Ehrlichkeit. Solche Menschen, wie deine australischen Bekannten, die über eigene Probleme erzählen, trifft man bei uns eher selten.
Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass die Schwierigkeiten im Leben positive Aspekte haben können. Die Frage nur, wie man mit denen umgeht und was man davon lernt. Wer nachdenkt, kann sehr viel profitieren.
Gelernt habe ich auch, dass man vor der Haustür aufregende Sachen unternehmen und Abendteuer erleben kann, gerade wenn man in Südbayern wohnt. Es sind Sachen, die man dauernd machen kann und die nicht viel Geld kosten.
Aber irgendwann werde ich auch nach Australien fliegen, um das faszinierende Land zu Fuß und mit dem Rennrad zu erkunden.
LG
Iwona
JA, du hast vollkommend recht! Doch manche Leute müssen erst kilometerweit fliegen um offener zu sein. Kennst du das? In anderen Ländern ist der Mensch auch manchmal ganz anders. Aber Südbayern ist ein Traum!
Hallo Christine,
Wie Du auch schreibst, am wichtigsten sind die Begegnungen mit Menschen, wenn man reist. Naturwunder und Ruinen sind beeindruckend, aber was einen prägt und woran man sich erinnert, sind Gespräche mit Menschen, andere Ideen, Kulturen und Traditionen. So geht es uns auf jedenfall immer. Wir reisen, um andere kennenzulernen.
Bis bald,
Martina
Danke für deine lieben Worte und schön, dass es euch auch so geht :)