Kenn ihr das auch? Man kommt nach einem hektischen Arbeitstag nach Hause und will sich einfach nur unter der Decke verkriechen. Hohes Arbeitspensum, Deadlines, Leistungsdruck – Stressauslöser können viele Formen haben. Besonders andauernde Belastung kann unsere Energie ganz schön erschöpfen und, wenn wir nicht aufpassen, auch die Überhand gewinnen. Ganze sechs von zehn Menschen in Deutschland geben an, gestresst zu sein, 23 % davon sogar häufig. Deshalb ist es wichtig, dass wir auf uns selbst Acht geben und schauen, wie wir die Belastungen durch einen Ausgleich oder eine Auszeit abbauen können.
Im Rahmen der Stress Buster Kampagne von Visit Estonia habe ich ein Wochenende in Estland durchatmen können und für euch Estland-Reisetipps gesammelt, wie ihr euren nächsten Trip zum erholsamen Reboot für Körper und Geist machen könnt.
Estland Reisetipps – Unberührte Natur in Estland
„Die Menschen sagen, in Estland ist nichts“, erklärt mir Talvi Luther, während wir auf einer Landstraße Richtung Küste fahren. Sie ist an diesem sonnigen Sonntag unser Guide im Lahemaa Nationalpark. „Aber genau das ist es! Hier ist nichts“, fährt sie fort. Ich schaue sie fragend an. Talvi erklärt, dass die Ruhe und Weite den Hauptgrund darstellt, weshalb Besucher Estland so lieben.
Und tatsächlich: Estlands Bevölkerungsdichte ist viermal so niedrig wie der europäische Durchschnitt. Das nördlichste Land im Baltikum besitzt Unmengen an unberührter Natur und ganze drei Viertel der gesamten Landfläche bestehen aus Wald- oder Moorgebieten. Die vielen Inseln, malerischen Küsten und Klippen sind ein Paradies für Naturliebhaber und nicht zuletzt schätzen die Esten selbst einen nachhaltigen Umgang mit ihrer Umgebung sehr.
Estland Reisetipps – Ab in den Wald!
Dieses Wochenende verbringen wir im Lahemaa Nationalpark. Das Naturschutzgebiet umfasst schlappe 700 Quadratkilometer Fläche und befindet sich an der Nordküste Estlands. Diese hat dem Nationalpark auch seinen Namen verliehen: denn „Lahemaa“ heißt übersetzt „Land der Buchten“.
Doch vorerst geht es für uns in das grüne Dickicht, und zwar zum Beginn des Wanderweges Oandu-Ikla. Dieser Wanderweg des staatlichen Forstamtes Estland (RMK) ist der erste seiner Art, der sich durch ganz Estland erstreckt. Sein Name bezeichnet dabei ganz schlicht seinen Anfangs- und Endpunkt. In Oandu beginnend, verläuft der Weg zunächst durch die dichten Wälder des Lahemaa Nationalparks, bahnt sich anschließend seinen Weg durch eine der beeindruckendsten Moorlandschaften Europas, den Nationalpark Soomaa, und endet schlussendlich in Ikla an der lettischen Grenze. Abenteuerlustige können diese Route auf sich nehmen und den 370 km langen Weg begehen, der durch nicht weniger als sechs Landkreise, zwei Nationalparks und neun Schutzgebiete verläuft. Wer die Kirche im Dorf lassen möchte und sich lediglich einen Eindruck verschaffen mag, für den gibt es ausgeschriebene Tagesrouten, mit denen man Teile des Oandu-Ikla mit einbeziehen kann.
Aber gleich ob ihr vier oder vierhundert Kilometer lauft, in beiden Fällen werdet ihr eines in jedem Fall bemerken: die frische, klare, estnische Luft. Die Luft des Landes zählt zu den reinsten der Welt. Und eine Wanderung unter diesen Bedingungen kann wahrhaftig heilende Wirkungen haben. Denn Estnische Forscher fanden heraus, dass sich das bloße Einatmen von frischer Luft stärkend auf die Abwehrkräfte auswirkt und euch zusätzlich einen Schub des Glücksbotenstoffes Serotonin mit auf den Weg gibt! Daher nichts wie los und rein in die Wanderschuhe!
Estland Reisetipps – die RMK Campingplätze
Besonders nützlich könnten euch auf einer längeren Wanderung die freien Campingplätze des Forstamtes (RMK) werden. Diese sind auf den ausgeschriebenen Wanderrouten jeweils in Abständen von 20 – 30 Kilometer zu finden. Das Forstamt hat die Lage der Campingplätze mit Bedacht gewählt, sodass sie meistens an einem idyllischen See oder Fluss liegen, damit Zugang zum Wasser besteht. Mit Überdachungen, Grillplätzen und Aufenthaltshütten seid ihr hier bestens für eurer Abenteuer versorgt!
Infos zu Wanderwegen und Zeltplätzen findet ihr auf ESTONIAN FOREST TELLS THE ESTONIAN STORY
Übrigens: Wem eine 370 km lange Wanderung noch nicht reicht, der muss sich noch bis 2020 gedulden. Denn in dem Jahr soll die offiziell längste Wanderroute des Baltikums eröffnet werden. Ganze 1.100 km erlebnisreiche Kilometer erwarten euch dann zwischen dem lettischen Nida und Estlands Hauptstadt Tallinn auf der „Hiking Route Along the Baltic Sea Coastline in Latvia – Estonia“!
Estland Reisetipps – Zeit für Sand zwischen den Zehen
Estland kann aber nicht nur Stock und Stein – sondern auch Sand und Strand. Mit Stein. Ihr habt sogar die Wahl – zwischen Steilküsten und flachen Sandstränden. Ich habe mich für letzteres entschieden, da ich wenige Sachen so sehr liebe, wie einfach meine Schuhe auszuziehen und barfuß am Meer zu laufen. An der nördlichen Küste des Lahemaa Nationalparks gelangt ihr vom Wald aus direkt an einsame Strände. Geprägt ist das Bild hier vor allem von den unzähligen Findlingen aus der Eiszeit, die sich nach rechts und links im Wasser erstrecken. Auf ihren sonnengewärmten Oberflächen ruhen gerne Vögel, die von Besuchern hier ziemlich überrascht scheinen. Hier lässt es sich ungestört spazieren, während das Rauschen der sanften Wellen und die eigenen Schritte im Sand die einzig wahrnehmbaren Geräusche sind.
Hier könnt ihr zahlreiche Zugvögel beobachten
Wer sich mit maritimem Ausblick eine Auszeit gönnen möchte, kann zur Mittagszeit den Kleinhafen „Marina“ in Kaberneeme besuchen. Das kleine, historische Fischerdorf liegt in der Bucht Kolga. Im Restaurant OKO, das direkt am Hafen liegt, gibt es den besten Fisch – nicht umsonst wurde es zum drittbesten Restaurant ganz Estlands ernannt. Neben dem Restaurant lädt ein Sandstrand zum Spaziergang ein, von dem man den Blick auf die kleinen vorgelagerten Inseln genießen kann. Die Bucht Kolga ist nämlich das inselreichste Gebiet an der gesamten Nordküste Estlands.
Estland Reisetipps – Das Hochmoor Viru
Für eines der absoluten Highlights des Trips empfehle ich entweder einen Wecker auf 6 Uhr morgens zu stellen oder die abendliche Dämmerung auszunutzen. Denn jetzt geht es in das verschleierte Moor! Es hat etwas unglaublich Mystisches, in den Morgenstunden allein auf der schmalen Holzbrücke zu wandeln, die sich durch das Hochmoor Viru zieht.
Während die ersten warmen Sonnenstrahlen den Tau zum Funkeln bringen und der Dunst sich langsam über die stillen Seen zieht, könnte man fast meinen, dass das hier das Land der Feen und Einhörner ist. Aber vielleicht ist das auch nur meine Fantasie. Dichte Wälder ziehen sich hier am Rande der Sümpfe entlang und der Himmel darüber trägt noch blau-violette Farben. Auf den spiegelglatten Gewässern zeichnen sich glasklare Ebenbilder der mich umringenden Kiefernwälder ab.
Der Moorpfad führt 3,5 Kilometer durch die ruhige Landschaft. Auf weiter Flur ist ein einsamer Aussichtsturm gebaut, der seine Besucher dazu einlädt, diese Naturschönheit aus einer anderen Perspektive zu bewundern. Bis zum Horizont ziehen sich hier die Wälder und Sümpfe und lassen nichts von einer Welt mit Autos, Fabriken, Städten oder Menschen erahnen. Besonders um diese Uhrzeit habt ihr diesen unglaublichen Ort ganz für euch allein.
Wer die 7.000 Jahre alte Hochmoorlandschaft Estlands auf ausgefallene Art und Weise erkunden möchte, hat die Möglichkeit, an einer Moorschuhwanderung teilzunehmen. Auf dieses Abenteuer können sich Naturliebhaber beispielsweise im Nationalpark Soomaa begeben, wobei Moorschuhe genau wie Schneeschuhe unter die normale Fußbekleidung geschnallt werden. Mit ihnen lässt es sich über die sumpfigen Untergründe laufen und so bieten sie die unvergleichliche Chance, die 500 Pflanzenarten, über 170 Vogelarten und nahezu 50 Säugetierarten ganz nah zu erleben.
Hier könnt ihr euch über die Moorwanderungen informieren: Moorschuhwanderung, Kajak oder Kanu fahren im Nationalpark Soomaa
Estland Reisetipps – Radfahren entlang der Küste von Vosu
Einmal auf den Sattel eines Fahrrades geschwungen, setzt schnell das befreiende Gefühl von Unabhängigkeit ein. Es kann so einfach sein, den Stress des täglichen Lebens loszulassen, wenn einem erst einmal die frische Brise des Meeres um die Ohren weht. Radfahren gibt uns dazu den nötigen Schwung und ist dabei so zugänglich wie wenig andere Outdoor Sportarten. Das an der Küste gelegene Örtchen Vosu bietet dazu die passende Aussicht.
Der Ort beherbergt einen der beliebtesten Sandstrände der Einheimischen und die haben in den letzten Jahren alles daran gesetzt, dieses Fleckchen noch zugänglicher zu machen. Ein 5 km langer Fahrrad- und Fußweg führt nun an der Küste entlang und passiert dabei den feinen Sandstrand, der sich hervorragend für eine Zwischenpause eignet.
Darüber hinaus gibt es in der gesamten Region unzählige Routen für Radwanderungen. Sie sind eine ideale Möglichkeit, viel von der Natur und Kultur gleichzeitig zu erleben. Durch die ruhige Verkehrslage genießt ihr von vielen Straßen und Wegen aus entweder die Flachlandschaften Nord- und Westestlands oder entscheidet euch für die sanften Hügel im Süden des Landes. Auf einer mehrtägigen Radtour könnt ihr natürlich idealerweise wieder Gebrauch der Wildcampingplätze des RMK machen.
Fahrradverleih in Vosu: Tel (+372) 5226481
Mehr Informationen zu Radtouren: Radwanderungen in Estland
Estland Reisetipps – In der Rauchsauna zur Ruhe kommen
Nach einer langen Radtour oder erlebnisreichen Wanderung gibt es nichts Besseres als sich ein Verwöhnprogramm zu gönnen. Und das auf echt estnische Art. Habt ihr schonmal etwas von der Rauchsauna gehört? Besonders im Südosten ist diese noch ein wichtiger Teil des Alltags für die Esten. Die Rauchsauna trägt die Besonderheit, dass sie keinen Schornstein oder Rauchrohr besitzt, sondern der Rauch des brennenden Holzes innerhalb des Raumes zirkuliert.
Quelle: Visit Estonia, Fotograf Magnus Heinmets
Zu der Nutzung der Rauchsauna gehören eine beachtliche Menge alter Bräuche, zu denen beispielsweise die Herstellung von Saunabüscheln zahlt. Nach dem Aufguss und während der Schwitzminuten kann man sich hier nämlich mit zusammengebundenen Birkenzweigen leicht schlagen und damit eine Körpermassage bewirken. Die Sauna ist meistens eine vom Haupthaus unabhängig stehende Hütte, die vorrangig an einem kleinen See oder einer anderen Wasserquelle zur Abkühlung gebaut ist. Die Abkühlungen während der Aufgüsse wirken stärkend für das Immunsystem und können euch damit die nächste Erkältung vorbeugen!
Wer hätte es gedacht? Da die Funktionalität einer Sauna auch noch weiter ausgereizt werden kann, räuchern die Esten in ihren Saunahütten sogar Fleisch! Im Süden Estlands ist das in der Sauna geräucherte Fleisch eine echte Spezialität!
Estland Reisetipps – Ein Ausflug zum Jägala Wasserfall
Falls ihr auf eurer Estland Tour von Tallinn Richtung Lahemaa Nationalpark fahrt, ist ein super Abstecher für eine gemütliche Pause der Jägala Wasserfall. Unweit eurer Hauptroute befindet sich hier nämlich der größte natürliche Wasserfall ganz Estlands. Stolze 50 Meter ist er breit und befindet sich 4 km vor der Mündung des gleichnamigen Flusses in den finnischen Meerbusen.
Interessanterweise schickt uns unser Navi nicht die „normalen“ Route zum Pfad des Wasserfalls, sondern lässt uns über die Ruu Ihasalu von Norden herankommen. Und als hätte unser Navi es gewusst, ist das die beste Aussichtsstelle, die ich euch für einen Besuch empfehlen würde. Während der normale Pfad oberhalb des Flusses verläuft, habt ihr von hier aus den besten Blick auf den gesamten Wasserfall. Unten auf den Steinen lässt es sich rumkraxeln und man kann sogar hinter den Wasserfall kommen!
Wenn ihr euch nach einer nachhaltigen Wirkung eures Entspannungsurlaubes sehnt, solltet ihr euch auf eine Reise in die Wälder und Moorlandschaften Estlands machen. Lasst euch von der wilden Natur umschließen und die Gedanken treiben bei einer Wanderung durch das Hochmoor, einer belebenden Radtour durch die abwechslungsreiche Natur oder einem wohltuenden Spaziergang an der Ostseeküste des Landes. Dichte Wälder, Seen und Wasserfälle warten hier auf euch. Nehmt einen tiefen Atemzug der frischen, estnischen Luft und tankt eure Energiereserven wieder voll auf. Denn Forscher fanden auch heraus: Menschen, die sich auf eine Reise in die Natur begeben, fühlen sich anschließend glücklicher, kraftvoll und weniger gestresst!
Hier gibt’s mehr Fotos von meinen Estland Reisetipps:
Abseits der Pfade findet man oft erst die richtig schönen Orte!
Wenige Dinge entspannen so sehr wie ein ausgiebiger Waldspaziergang
Hier beginnt der 370 km lange Wanderweg „Oandu-Ikla“
Auf diesem Holzpfad betritt man das Hochmoor Viru
Der Besuch des Moors bei Sonnenuntergang ist auch zauberhaft!
Entlang der Wanderwege sorgen genügend Wegweiser dafür, dass man die richtige Route findet
Wunderschön!
Auf dem Holzweg durchs Moor
Faszinierende Spiegelungen auf dem glatten See
:-)
Morgendämmerung über dem Hochmoor Viru
Sieht das nicht aus wie verzaubert?
Sonnenaufgang über dem Hochmoor Viru
Die goldenen Sonnenstrahlen
Der nebelige Wald
So schön!
Der Blick auf die Hauptstadt Estlands, Tallinn
Zahlreiche Zugvögel könnt ihr beobachten
In Estland gibt es zahlreiche, menschenleere Strände an denen ihr die Ruhe und Aussicht genießen könnt
Der Weg zum Strand
Hier seid ihr mutterseelenallein …
Die alte Mühle in Vihula
Die alte Mühle in Vihula ist ein super Spot für den Sonnenuntergang
Wunderschön!
Am Wasserfall Jägala
Der Blick auf den Wasserfall bei der Ankunft von der Nordseite
Der Jägala Wasserfall
Ein Fischer legt am Steg von Kaberneeme an
Kaberneeme empfängt so allerlei Besucher
Schiffe im Hafen von Kaberneeme
Aussicht auf eine der zahlreichen Inseln vor Kaberneeme
Auf den Campingplätzen des RMK sind Feuerstellen und Überdachungen verfügbar
Dieser Post zu den Estland Reisetipps entstand in Kooperation mit Visit Estonia.
Mehr Tipps für außergewöhnliche Reiseziele gibt’s hier:
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Die Gastautorin
Tara – in Hamburg geboren und „nordisch by nature“. Für sie ist jede Reise eine neue Möglichkeit den Horizont zu erweitern, sich treiben zu lassen, zu genießen und all die kleinen Dinge in sich aufzusaugen. Die letzten zwei Jahre hat sie in Hong Kong Cinematografie und Fotografie studiert. Dabei durfte sie in den Kulturkreis der pulsierenden Metropole eintauchen, die östliche und westliche Einflüsse ganz einzigartig vereint.
Hong Kong ist nicht nur zu ihrer zweiten Heimat und Dreh- und Angelpunkt ihrer Ausbildung geworden, sondern hat auch als idealer Ausgangsort für viele spannende Reisen hergehalten. Ob Sommerferien in Indonesien oder mit nichts weiter als Handgepäck allein nach Japan. Die abenteuerliche Zeit in Ost- und Südostasien hat ihr dabei wieder gezeigt: jeder Ort hinterlässt Eindrücke, Erfahrungen und Erinnerungen – Geschichten die erzählt werden wollen und es wert sind geteilt zu werden.
1 comment
Es ist ein wunderschönes Land.
Ich bin sprachlos über diese schöne
und interessante Arbeit von
TARA HAGEMANN