Ich sitze auf dem Klo und pinkle. Es ist Montagmorgen. Mein Freund und ich unterschreiben gleich den Mietvertrag für unsere neue Wohnung. Ab jetzt wird sich vieles ändern. Ich komme aus Berlin zurück und wir ziehen zusammen in unsere erste gemeinsame Wohnung. Und noch etwas ändert sich ab jetzt, denn der Schwangerschaftstest zeigt klar und deutlich zwei Striche an: In neun Monaten sind wir nicht mehr nur zu zweit.
Was kommt jetzt? Wie geht es weiter? Egal, erst mal der Umzug und der Rest klärt sich schon irgendwie. Am Abend sitzen wir zusammen und machen uns Gedanken darüber, wie die Zukunft für uns als kleine Familie aussehen wird. Und wie die nahe Zukunft für uns beide aussieht. Was wird sich ändern? Für mich stehen in diesem Jahr noch einige Reisen an. Eine nach Gran Canaria, eine nach Mallorca – kann ich die überhaupt wahrnehmen? Wie ist das eigentlich mit dem Fliegen in der Schwangerschaft?
Der erste Besuch bei der Gynäkologin steht an und natürlich stelle ich ihr gleich meine brennendsten Fragen. Ich liebe das Reisen und möchte meine Flüge nicht absagen. Sie beruhigt mich: „Pia, du bist schwanger, nicht krank.“ Auch wenn sie mich mit einem guten Gefühl gehen ließ und mir versicherte, dass Fliegen in der Schwangerschaft erstmal unbedenklich ist, habe ich jetzt, ein paar Monate später, doch ein paar Tipps für euch. Es gilt ein paar Dinge zu beachten, um sich nicht unnötig zu stressen und einen wirklich entspannten Urlaub verbringen zu können!
Fliegen in der Schwangerschaft – In welcher Woche bist du?
Ich habe natürlich in der vierten, fünften Woche, als meine Periode ausblieb, sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich war gerade in Oslo auf dem Øya Festival und habe es abends kaum geschafft die Augen länger als neun Uhr aufzuhalten. An manchen Tagen war ich sogar schon vor 21 Uhr im Bett. Na klar, in meinem Körper hat sich vieles verändert – alles stellte sich auf Schwangerschaft um. Zwei Wochen später bin ich nach London geflogen und wieder zwei Wochen später nach Gran Canaria. Ja, es war einiges los zu der Zeit. Ich muss aber sagen, dass es mir auf Gran Canaria schon viel besser ging. Mein Körper hatte sich langsam an den veränderten Zustand gewöhnt und auch ich wusste, wann ich mir Pausen gönnen musste um nicht immer völlig ausgelaugt zu sein.
Fliegen in der Schwangerschaft – Wen informiere ich?
Ich empfehle euch aber ganz klar, die Menschen von den Fluglinien und die Stewardessen über eure Schwangerschaft zu informieren. Besonders wenn man das Bäuchlein noch nicht sieht! Die meisten Menschen sind so aufmerksamer und viel hilfsbereiter! Fragt nach den Plätzen mit mehr Beinfreiheit und kürzerer Distanz zur Toilette. Ihr werdet es euch besonders auf längeren Flügen danken! Außerdem könntet ihr um mehr Wasser bitten. Manchmal gibt es bei Schwangeren eine Ausnahme!
Als Schwangere bekommt man manchmal die Sitze mit extra viel Beinfreiheit.
Fliegen in der Schwangerschaft – Vor dem Flug
Bei meinen ersten Flügen konnte ich nicht viel an der Uhrzeit und dem Tag der An- und Abreise ändern. Aber auch hier würde ich mir vorher Gedanken drüber machen. Seit ich schwanger bin hat sich mein Tagesrhythmus ziemlich verändert. Ich brauche mehr Spaß und halte sogar nachmittags oft eine kleine Siesta. Plant solche Dinge mit ein. Ein Flug um vier Uhr morgens macht keinen Sinn, wenn ihr euren Körper so komplett durcheinander bringt. Auch hatte ich einmal am Frankfurter Flughafen nur dreizig Minuten Zeit um meinen Anschlussflug zu erreichen. Es war der blanke Horror, weil ich schweratmig und schwitzend zum gefühlt kilometerweit entfernten Gate rennen musste. So etwas würde ich mir und meinem Körper heute nie wieder zumuten.
Außerdem habe ich immer so gepackt, dass ich nur Handgepäck bei mir hatte. Ich hasse es sowieso am Gepäckband ewig auf meinen Koffer zu warten. Schwanger war das für mich noch schlimmer, da der Bedarf an Sauerstoff enorm gestiegen ist. In vollen Flughafenhallen rumzustehen gehört seitdem also definitiv zu Situationen, die ich nicht mehr haben muss.
Fliegen in der Schwangerschaft – Im Flugzeug
Ich habe immer, immer, immer gefragt, ob ich besonders weit vorne oder hinten sitzen kann. Nah bei den Toiletten auf jeden Fall. Der Wunsch wurde mir bis jetzt immer erfüllt. Außerdem habe ich, auch bevor ich schwanger wurde, immer eine leere Plastikflasche im Handgepäck. Die fülle ich nach dem Sicherheitscheck im Wartebereich des Flughafens wieder auf. Das ist nicht unbedingt nur ein Tipp fürs Fliegen in der Schwangerschaft, sondern ein allgemeiner. Aber besonders in der Schwangerschaft und besonders am Anfang war mein Körper immer extrem durstig.
Ich habe seit ich schwanger bin auch immer ein paar kleine Snacks bei mir:
- Magnesium. Das hat mir meine Frauenärztin empfohlen, damit ich mich auch in stressigen Situationen besser entspannen kann.
- Bananen. Der perfekte Energiekick für Zwischendurch!
- Knoppers
- Dextro Energy
Fliegen in der Schwangerschaft – Wohin fliege ich?
Wie ich ja schon erzählt habe, ging es mir auf Gran Canaria körperlich schon viel besser. Was ich dabei nicht erwähnt habe: Die Temperaturen waren der Horror. Ich habe mir früher immer gewünscht, dass ich im Sommer hochschwanger bin und mein Kind dann irgendwann im Juni oder Juli bekomme. Gott sei Dank meinte das Schicksal es besser mit mir. Schon damals im zweiten Monate waren die Temperaturen auf Gran Canaria für mich unerträglich. Ich bin normalerweise wirklich der Typ Mensch, der bei 40 Grad noch munter am Strand in der prallen Sonne liegt. Die Zeiten sind jetzt erstmal vorbei. Die schattigen Plätze oder gar das Hotelzimmer hatten bei mir oft Vorrang! Natürlich war Gran Canaria trotzdem wunderschön. Ein Strandspaziergang oder ein Nachmittag am Pool sind aber für die meisten Schwangeren nicht unbedingt Lieblingsaktivitäten.
30° Grad und was will ich? Schatten.
Fliegen in der Schwangerschaft – Mit wem fliege ich?
Ich liebe es alleine zu verreisen. Das möchte ich von vornherein sagen. Seit ich schwanger bin hat sich aber auch das ein bisschen verändert. Mag sein, dass ich als Schwangere auch ein bisschen wehleidiger geworden bin, aber ich habe meinen Freund immer wahnsinnig vermisst. Außerdem ist es ungemein hilfreich, wenn ihr jemanden dabei hat, der sich für euren gesundheitlichen Zustand interessiert. Jemanden, der euch Wasser bringt und erinnert viel zu trinken. Jemand, der euch Eis kauft, damit ihr euren Schattenplatz nicht verlassen müsst. Und, und, und…
Nicht nur beim Fliegen in der Schwangerschaft, auch beim allgemeinen Reisen würde ich mir über die genannten Dinge Gedanken machen. Egal ob Fernbus, Auto oder Zug – sich aus seiner Komfortzone raus zu begeben macht in der Schwangerschaft in jedem Fall etwas anderes mit deinem Körper. An manchen Tagen wird er es besser wegstecken und an anderen weniger gut.
Fliegen in der Schwangerschaft – Wie wichtig ist mir diese Reise?
Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich diesen Punkt in die Liste meiner Tipps zum Fliegen in der Schwangerschaft mit aufnehme. Es ist hoffentlich klar geworden, dass ich das Reisen absolut liebe und es ganz oben bei meinen Prioritäten mit verankert ist. Trotzdem habe ich meine größte Reise für dieses Jahr abgesagt – meine Reise nach Jamaica. Warum? Nun ja. Mein Baby entwickelt sich gut, aber die Gynäkologin hat festgestellt, dass es einige gesundheitliche Anzeichen gibt, dass mein Körper gewisse Stresseinwirkungen nicht gut weggesteckt hat. Ich weiß nicht, ob das an den Reisen lag, die ich gemacht habe. Vielleicht war es der Unistress, der wieder anfing. Oder der Umzug? Niemand kann das genau sagen, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich mir, meinem Körper und meinem Baby ein bisschen Last nehmen muss.
Natürlich ist so eine Reise ein ganz besonderes Erlebnis. Ich habe Rotz und Wasser geheult und mir viele Gedanken gemacht bevor ich sie abgesagt habe. Eine Reise ist immer Stress, positiv oder negativ – es ist Stress. Ich habe mir vorher keine Gedanken darüber gemacht. Jetzt denke ich anders über 5 Stunden-lange Fahrten mit dem Fernbus. Natürlich kann auch ich das als Schwangere ganz locker überstehen, aber trotzdem muss es nach fünf Unitagen und einem Nachmittag Kellnern nicht unbedingt noch der Wochenend-Trip von Bremen nach Berlin sein.
Das ist meine ganz persönliche Meinung, aber ich möchte auch anderen Frauen Mut machen. Es ist okay, wenn man abends mal zu erschöpft ist oder das Fliegen in der Schwangerschaft nicht riskieren möchte. Jede Frau darf das ganz allein für sich entscheiden und alle anderen sollten ihre Entscheidung respektieren. Wenn ihr noch Tipps zum Fliegen in der Schwangerschaft, oder allgemein zum Reisen als Schwangere habt, schreibt sie mir gerne in die Kommentare!
4 Kommentare
Liebe Pia,
das ist ein schöner differenzierter Bericht über Reisen in der Schwangerschaft.
Meiner Ansicht nach fehlt aber ein sehr wichtiger Teil (mein „Reizthema“).
Ich hab über 15 Jahre in einer Notrufzentrale für Reisekrankenversicherungen gearbeitet und viel Erfahrungen sammeln können.
Man sollte sich wirklich sehr genau überlegen, wohin man reist und wie man im Falle von Komplikationen versichert ist!
Zuerst würde ich prüfen, wie die medizinische Versorgung vor Ort ist, sollte mal was sein.
Denn auch, wenn Deine Gynäkologin dir eine Flugtauglichkeitsbescheinigung ausstellt (sie kann auch gar nicht anders, wenn du zum Zeitpunkt der Reise fit bist), so kann doch immer mal was sein.
Wenn man dann weit weg von Zuhause ist und vielleicht plötzlich nicht mehr fliegen darf, dann kann es kompliziert und teuer werden.
Ich könnte da einen eigenen ausführlichen Post dazu schreiben, ist eines meiner Themen, die ich schon einige Zeit mir mir „schwanger“ trage, um Reisende entsprechend zu informieren. Da ich selber auch gelernte Reiseverkehrskauffrau bin, hab ich da verschiedene Sichtweisen und Erfahrungen sammeln können.
Wenn Interesse besteht, können wir uns da gerne mal austauschen.
Herzlichen Gruß
Tina
Hallo pia, erstmal Glückwunsch zum Nachwuchs. Was du schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich bin letztes Jahr während einer 5monatigen Südamerika Reise schwanger geworden. Als ich es bemerkt habe, hatte ich noch 2 Monate reisen vor mir, und das im heißen Kolumbien! Vorher habe ich Hitze geliebt, doch schwanger wollte ich nur noch im klimatisierten Zimmer liegen. Auch musste ich die Reisepläne an die Schwangerschaft anpassen. Die trekkingtour auf 4000 Höhenmeter oder die dreitägige Dschungel Tour wurden gestrichen. Ich war einfach viel zu müde. Während dieser Zeit bin ich auch dreimal geflogen. 1 Stunde Flug war einfach besser als 24 Stunden bus fahren. Für mich waren die Flüge kein Problem. Auch der Langstrecke Flug zurück nach Deutschland.wichtig ist dass man sich nicht stresst, genug Ruhepausen einplant und viel trinkt. Liebe Grüße