Was mir neulich passiert ist, kam mir erst ziemlich spanisch vor, und dann irgendwie ziemlich deutsch. Wie ich mich so in mein kleines Auto setzte, entdeckte ich einen Zettel an meiner Windschutzscheibe. Sorgfältig unter den Scheibenwischer geklemmt. „Ein Liebesbrief!“, schoss es mir reflexartig durch den Kopf. Darauf stand: „Schön, dass du einen Parkplatz gefunden hast.“ Nichts deutet auf Werbung hin. Gutgläubig pflegte ich weiter meinen Verdacht auf eine nette Nachricht eines netten Mitmenschen. Es ist wahr: In meinem Erstaunen badend saß ich tatsächlich geschlagene drei Minuten in meinem Auto und freute mich. Gleichzeitig stellte ich mir die Frage, wieso man eine so nette Nachricht einfach so hinterlässt. Doch eine versteckte Liebesbotschaft?
Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Vor Scham warf ich meinen Kopf auf das Lenkrad. Es hupte dabei nano-kurz. Nööt – hier ist der Depp!
Die Nachricht war durch und durch ironisch gemeint! Wenn nicht sogar völlig hasserfüllt geschrieben. Von einer Person, die vermutlich schon seit 20 Minuten um den Block gefahren ist, um danach immer noch keinen Parkplatz zu finden! Ich Wurst hatte mein Auto so egoistisch und garantiert NICHT platzsparend abgestellt, dass ich, wie eine Schwangere, für zwei geparkt hatte. Vor mir, in etwa zwei Meter sicherer Entfernung, fing eine Auffahrt an. Genau so viel Platz, dass ein Parkplatzsuchender kurz hoffnungsvoll anhalten und Maß nehmen würde, aber auch genau so viel verschwendeter Platz, dass dort eben kein Auto mehr reinpassen würde. Brachliegende Fläche. Aufaddiert mit dem Meter Platz zwischen mir und dem hinter mir parkenden Auto hätte sich hier sicherlich der ideale Parkplatz ergeben. Ich verstand den Gräuel des Absenders. Wenn ich beim Parken doch einfach etwas mitgedacht hätte.
Lieber Briefschreiber, ich habe mir deinen Brief sehr zu Herzen genommen. Ich habe mein Handeln reflektiert und Konsequenzen gezogen. Du hattest recht, ich habe sehr egoistisch gehandelt. Deswegen habe ich mein Leben verändert. Seit Tag X, versuche ich platzsparend zu parken. Die Straße ist schließlich für alle da! Jeder soll ein Stück von ihr abhaben. Ich schließe beim Parken jetzt immer bis zum Bordstein oder Vordermann auf. Und nicht nur das, ich bin das Ordnungsamt der Straße. Glaube mir, ich führe deine Mission fort. Wenn doch nur alle mitmachen würden, wir könnten die Straßen der Welt verbessern.
Es ist, wie mit jeder Aufgabe der man sich für das Leben stellt. Auf einmal begegnet sie einem sogar, wenn man nicht danach sucht. Wenn ich heute die Straße entlang gehe, liegt mir ein Filter auf der Netzhaut! Überall sehe ich böse Lücken. Es ist wie ein Fluch. Egoistisch eingeparkte Autos, die wertvolle Meter Fläche verschwenden. Sie, die Parker, denken nicht in der Summe. Aufaddiert ergäben sich hier zwei, gar drei neue Parkplätze. Wertvolles Gut! Die Straße entlang gehend spiele ich dann Tetris: Schiebe die Autos zusammen. Das ist mein Fluch.
Weil ich dieses Tetrisspielen nicht mehr ertragen konnte, bin ich jetzt aktiv geworden. Ich mache Leute auf ihr beschissenes Parkverhalten aufmerksam. Freundlich, versteht sich! Mitdenken erfordert in unserer heutigen Zeit schließlich Feingefühl. Eine Rarität?
Oft braucht es doch nur mal jemandem, der einem die Augen öffnet. Danke, lieber Briefschreiber.
Und wenn ihr trotz gutem Karma immer noch keine Lücke gefunden habt, helfen euch vielleicht diese Parkplatz-Apps.
6 Kommentare
Lustiger “Liebesbrief” :-) Bei der Parkplatzsuche sind Schlechtparker ja wirklich auch nervig aber gibt es nicht wichtigere und vor allem interessantere Dinge im Lebenals sich über Parkerei aufzuregen?!
Die Apps hingegen finde ich dann wieder von der Idee her ziemlich cool, bin mal gespannt, ob sich so etwas durchsetzt – es müsste deutlich mehr beworben werden..
Absolut, das funktioniert ja leider nur, wenn so viele wie möglich mitmachen. Aber das wird dauern =( Manchmal muss man sich auch über die kleinen Herzenssachen aufregen.
Hihi.. sauguter Artikel! Ich kenne das Gefühl :-)
LG Steffi
Hehe, willkommen ;)
Ansich hast du sicher Recht, bei dem Beispiel auf deinem Foto ist es mit Sicherheit auch der Fall das man hier egoistisch geparkt hat…aber wiederum kann man diese Phänomen nicht so einfach mit “egoistische” Autofahrer abtun…den an welches Auto orientiert man sich beim Einparken…sprich orientierst du dich an deinen Vordermann bleibt zum Hintermann so viel Platz frei das es für kein weiteren reicht…oder stand vor dir ein sehr kleines Auto in der Lücke..du hast dich an dieses orientiert und hinter dir ist noch nen Halber Meter Frei…dann fährt dieser kleine kurz nachdem du weg bist raus und schon siehts so aus als wärst du der Egoist…weil vor dir nur nen winziges Auto rein passt und wenn du dich an den anderen Orientiert hättest würde nen größerer Reinpassen…
Ja, das stimmt schon. Der Einwand mit dem “Rangierabstand” kam auch schon ;) Aber ich weise auch nur die ganz Offensichtlichen drauf hin. Bei den anderen spiele ich dann nur mit den Gedanken und lasse das “Entschuldigungs-Bingo” laufen hihi.