Wie oft seid ihr eigentlich ehrlich zu euch selbst? Wie oft haltet ihr Standpauken, macht anderen Vorwürfe, seid aber selbst kein bisschen besser? Wie oft werft ihr euren Mitmenschen Dinge vor, die ihr selbst nicht einhalten könnt? Ich war die letzte Woche sehr ehrlich zu mir selbst. Ich sitze da immer vor meinem Laptop und schwinge große Reden, dass ihr eure Träume erfüllen und für eure Ziele kämpfen müsst, aber ich selbst, ich habe den Traum, den ich die längste Zeit meines Lebens hatte, vergessen. Ich habe ihn ganz weit in die Ecke gestellt und mir eingeredet, dass ich es gar nicht mehr will. Bis ich die letzte Woche in der Türkei bei einem Dreh für die TUI Beach Kampagne vor der Kamera stand und gemerkt habe: Shit, der Traum ist noch nicht ausgeträumt. Ich habe damals einfach zu früh aufgegeben und dann vergessen. Ich war ja auch erst 18 Jahre alt und mein Ehrgeiz im Anfangsstadium seiner Entwicklung. “Von was redet sie denn da gerade”, fragt ihr euch sicher.
Es ist mir fast ein bisschen peinlich, weil es so klischeehaft ist und ich habe echt noch nie darüber gesprochen, aber mein größter und längster Traum, den ich 10 Jahre lang hatte, war – Schauspielerin werden. Es fing mit 12 Jahren an. Ich bin der Theatergruppe in meiner Gemeinde beigetreten, habe den Engel Kiki gespielt und Tante Emma. Dann war ich in der Theatergruppe meiner Schule, hatte Wahlkurs dramatisches Gestalten, habe einen Workshop an der Stage School absolviert, ein Schauspielkurs in München und ein paar Privatstunden bei einem russischen Regisseur. Ich wollte alles und sofort. Zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben war mir noch nicht bewusst, dass sich manche Sachen erst entwickeln müssen, dass man klein anfängt und sich langsam steigert. Ich habe versucht mich bei einer Schauspielschule zu bewerben. Aber nicht irgendeine, sondern sozusagen der Porsche unter den Schauspielschulen – die Ernst Busch Schule in Berlin. Ich war so nervös, ich habe alles gegeben, aber es hat nicht gereicht. Ich war zu jung, zu schlecht vorbereitet, zu naiv und habe es natürlich nicht geschafft. Ich kann heute noch den Moment fühlen, in dem ich vor der Jury saß und sie mir gesagt haben, dass es diesmal nicht reicht. Da ist eine Seifenblase zerplatzt und ich bin erst einmal in ein tiefes Loch gefallen. Zwei Tage habe ich geheult und dann entschieden es zu lassen, einfach aufzugeben. Warum? Ach, so ein Leben als Schauspielerin ist schon unbeständig. Und dann das Problem, dass ich immer Kopfweh bekomme, wenn ich aufgeregt bin. Mit diesen “vernünftigen” Gründen, habe ich mir meine Entscheidung schön geredet. Doch der eigentlich Grund – ich wollte die Enttäuschung nicht noch mal spüren. Diesen Schmerz, wenn man seinen Traum nicht erfüllt hat. Jetzt, 10 Jahre später, denke ich anders. Ich finde es schlimmer immer diesen Zweifel zu haben, zu früh aufgegeben zu haben und nicht zu wissen, was passiert wäre, wenn ich es wirklich versucht hätte. Ich habe damals noch nicht alles gegeben. Beim ersten Hindernis bin ich stehen geblieben und umgekehrt. Bei dem Dreh ist mir wieder aufgefallen, was für einen Spaß das macht. Und ja, so ein bisschen Grundtalent habe ich wohl, sagt man, und jetzt möchte ich es noch einmal probieren. Ich habe noch keine Ahnung wie, aber ich würde euch gerne mitnehmen auf diese Mission Possible, denn ihr gebt mir den Antrieb. Was ich einmal hier veröffentlicht habe, setze ich auch in die Tat um, denn was ich gesagt habe, mache ich auch. Ich werde euch jetzt jede Woche auf dem laufenden halten, wo die Mission Possible Schauspielerin hinführt. Vielleicht nehme ich erst einmal wieder Schauspielunterricht? Oder ich erstelle ein Showreel von allen Sachen, die ich bis jetzt gemacht habe, und gehe zu einer Agentur? Oder hole mir erst einmal Rat vom Profi? Oder euch? Für jegliches Feedback, Tipps und Meinungen bin ich dankbar! Wirklich!
Fest steht, wenn ich hier immer Moralpredigten über das Träume erfüllen halte, kann ich den eigenen nicht einfach verschlafen lassen, auch wenn ich tierisch Angst davor habe. Das klingt jetzt alles völlig absurd und ich kann gerade selber nicht glauben, dass ich das schreibe, aber genau das denke ich, wenn ich ehrlich zu mir bin. Und das sind wir alle viel zu selten!
Danke für eure Zeit und ich freue mich über Feedback und Tipps in den Kommentaren oder per Mail: neder.c@web.de. Danke!
8 Kommentare
..es ist ein Phänomen der heutigen Konkurrenzgesellschaft, dass viele Menschen an permanenter Selbstüberschätzung leiden. Aber so was ist heilbar, einige Sitzungen bei einem guten Psychotherapeuten und das wird das wieder hingerückt. Kopf hoch Christine und gute Besserung, das wird schon wieder. Man kann Ihnen da auch helfen, sich wieder auf Ihren wirklichen Namen zu besinnen und das lächerliche Lilie (…ich will ein keines Mädchen bleiben ) langsam auszublenden. Die Kasse zahlt so was in der Regel..
Glaubst du ich habe ein psychisches Problem weil ich überlegen noch mal irgendwas mit Schauspiel zu machen?
In Berlin gibts doch jede Menge kleiner Theaterbühnen. Frag doch dort mal nach, ob es dort Möglichkeiten gibt an eine kleine Rolle zu kommen.
Nachteil: Wenn du gut bist und fest in einem Stück mitspielen darfst, hast du nicht mehr so viel Zeit zum reisen.
stimmt ;)
Hey Christine!
Ich find´s mega gut! Auch dass du einfach so drüber schreibst. Ich würde sagen: MACHEN.
Mein geheimer Traum: Singer/Songwriter…mal schauen.
Rock it!
Ben
Du bist auf dem richtigen Weg.
Die Schauspielerei hast Du Deinem Leben doch schon längst untergejubelt!
(Vielleicht ohne es selbst zu merken…)
Ich finde dich jedenfalls unterhaltsam.
Keep on! :)
Ich kann dich da gut verstehen… Mir geht es mit dem Schreiben/Bloggen ja genauso. Obwohl ich damit schon Geld verdiene, traue ich mich nicht, mich komplett fallen zu lassen. Ich bin doch erst 21, sollte ich da nicht eine Ausbildung machen? Zumindest beende ich jetzt schon einmal mein Studium, aber… Soll ich wirklich Autorin werden wollen?
Nach deinem Post ist mir klar geworden, dass ich in 10 Jahren nicht diesen Moment durchleben möchte, den du gerade erlebst (das ist absolut nicht negativ gemeint!). Du hast mich inspiriert, mich etwas zu trauen und deshalb sage ich jetzt ganz klar: ich will Autorin werden! :)
(Und nicht nur ein Buch im Jahr veröffentlichen… Nein, so richtig schreiben, auf Lesungen gehen, …)
Gruß,
Jennie