Perfekter Schnee, jede Menge Sonne und ein traumhafter Ausblick auf ein UNESCO Weltnaturerbe – kann Skifahren schöner sein? Mit all dem empfängt mich Carezza (Karersee) in der Region Obereggen im wunderschönen Südtirol. Nach längerer Pistenabstinenz traue ich mich mal wieder auf die Skier und ich muss schon sagen, dafür habe ich mir ein fabelhaftes Plätzchen ausgesucht. All meine nicht so erquicklichen Kindheits-Erinnerungen ans Skilaufen wie stundenlanges Skibusfahren, vollgestopfte Gondeln und überlaufene Pisten lösen sich nach diesem Ski-Trip in Luft auf, das kann ich schon verraten.
Der Weg ist das Ziel – so reise ich in den meisten Fällen und so setzt der entspannte Urlaubsmodus bei mir auch bereits kurz hinter München ein. Denn das Auto schlängelt sich durch märchenhaft verschneite Wälder, die Berge werden immer höher und ich kann es kaum erwarten, endlich auf die Piste zu gelangen. Hinter Bozen beginnt das Eggental, das sieben kleine Ortschaften umfasst. Man merkt gleich: In diesen Bilderbuchdörfern treffen italienische Lebensart und alpines Flair aufeinander. Mein Ziel ist das Skigebiet Carezza (Karersee), das für einige Tage meine Heimat sein wird und mich zurück ins Pistenleben führen soll.
Der verwunschene Rosengarten: Heimat des Zwergenkönigs Laurin und Teil des UNESCO Weltnaturerbes
Vor knapp 10 Jahren wurden Teile der Dolomiten durch die UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt, denn laut der Organisation handelt es sich um eine „einzigartige Gebirgslandschaften von außergewöhnlicher Schönheit.“ Und ja, das kann ich nur unterschreiben. Mit dem Rosengarten kann Carezza bzw. das Eggental einen besonders schönen Teil vorweisen. Das Bergmassiv, das Südtirol mit dem Trentino verbindet, ist ein echter Augenschmaus, vor allem in der Dämmerung. Denn dann glüht der über allem thronende Rosengarten orange und feuerrot und bietet ein echtes Spektakel für Naturliebhaber.
Der Name „Rosengarten“ leitet sich übrigens von der Laurinsage ab, deren Symbole einem in Carezza immer wieder begegnen. Nach der Überlieferung lag auf dem Berg der wunderschöne Rosengarten des Zwergenkönigs Laurin. Als der König an der Etsch seine wunderschöne Tochter Similde vermählen wollte, lud er alle Adeligen der Umgebung zu einer Maifahrt ein, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss jedoch, mit seiner Tarnkappe ausgerüstet, als unsichtbarer Gast daran teilzunehmen. Als er am Turnierplatz Similde erblickte, verliebte er sich in ihr schönes Antlitz, setzte sie auf sein Pferd und ritt mit ihr von dannen.
Alsbald zogen Simildes Versprochener und dessen Ritter aus, um die Angetraute zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten. Da band sich König Laurin seinen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem ins Hintertreffen geriet, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter jedoch erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo er sich verbarg.
Sie packten ihn, zerbrachen den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin, erzürnt über sein Schicksal, drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen. Laurin aber hatte die Dämmerung vergessen und so kommt es, dass der verzauberte Garten auch heute noch in der Dämmerung seine blühenden Rosen für kurze Zeit erstrahlen lässt … Mehr zu der Geschichte findet ihr hier.
Das Skigebiet Carezza: für jeden was dabei
Beim Skifahren ist es ja nicht immer so ganz einfach, alle Erwartungen unter einen Hut zu bringen. Doch das Skigebiet Carezza scheint mir genau das zu schaffen: Mit über 40 Pistenkilometern und fünfzehn Liftanlagen kann sich hier vom Anfänger bis zum Semi-Pro jeder austoben. Und mit der Verbindung ins Fassatal dehnt sich das ganze Skigebiet sogar nochmal auf 154 Abfahrts-Kilometer aus. Toller Fakt am Rande: Alle Gemeinden des Eggentals haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben und in beiden Skigebieten kommt der Strom für Lift- und Beschneiungsanlagen von erneuerbaren Energieträgern. Und für mich als Sonnenanbeter nicht zu verachten: Das Skigebiet gehört zu den sonnigsten in Südtirol. Das stellt es während des gesamten Aufenthaltes dauernd unter Beweis: Sonne von morgens bis abends. Einfach nur traumhaft!
Als meine ganz persönliche Lieblingsabfahrt entpuppt sich schnell die rot-blaue Piste 30. Um diese zu erreichen, nehme ich den Tscheiner-Lift, der mich auf rund 2.000 m Höhe bringt. Von dort hat man einen wunderbaren Panorama-Blick, den ich jedes Mal genieße, wenn ich aus dem Lift steige.
Und dann geht es für mich über breite perfekt präparierte Pisten in weiten Schwüngen ins Tal. Währen meines Besuchs im Skigebiet Carezza war keine der Pisten voll, somit konnte ich ganz entspannt oder auch mal mit richtig Speed runterfahren. Warum ich diese Piste so gerne mochte? Weil sie von fast allem etwas bietet: einen steileren Teil, der etwas mehr Können benötigt, breite flachere Strecken, die mir ganz wunderbar die Möglichkeit bieten, an meiner Technik zu feilen, ein Waldstückchen mit grünen Nadelbäumen und Puderzuckerhauben und letztendlich endet die Piste auch perfekter Weise noch direkt vor meinem Hotel, der Moseralm.
Skigebiet Carezza: Die Moseralm – ein Zuhause mitten auf der Piste
Mein Navi hat mir die Anfahrt zum Hotel Moseralm nicht ganz leichtgemacht und dachte wohl, eine Langlaufloipe kann man auch mal als Straße zweckentfremden. War aber gar nicht schlimm, denn so konnte ich an meinen Anreisetag schon einen grandiosen Sonnenuntergang mit Bergpanorama beobachten. Nach der kleinen Irrfahrt lag bereits wenige Minuten später das Berghotel direkt vor mir.
Die Moseralm ist seit jeher im Besitz der Familie Auer-Eisath, zu der auch Sohn Florian Eisath, seines Zeichens italienisches Ski-Rennläufer, gehört. Als ich das Hotel betrete, fühle ich mich gleich als kleiner Teil der Familie, so herzlich werde ich in Empfang genommen. Um mich dann richtig heimisch zu fühlen, tut mein großzügiges gemütliches Zimmer seinen Rest und als ich auf den Balkon gehe, bin ich verzaubert: Direkter Blick auf das Bergmassiv der Rosengartengruppe. Genau diesen Blick genieße ich während meines Aufenthalts jeden Nachmittag, während die untergehende Sonne die Berge feuerrot färbt und ich das Spektakel ganz entspannt vom Balkon aus verfolge.
Wer es sich in den Bergen also richtig gut gehen lassen will, dem kann ich die Moseralm nur ans Herz legen: wunderbares Essen im Restaurant, wohlige Entspannung im Spa-Bereich mit Saunen und Hallenbad und die perfekte Lage. Denn das Hotel liegt direkt im Skigebiet. Das heißt: Runter in den großzügigen Skikeller, rein in die (dank beheizter Stiefelhalterung) warmen Skistiefel, Skier an, rauf auf die Piste und mit dem 50 m entfernten Lift rauf auf den Berg.
Skigebiet Carezza: Eisstockschießen – ist das jetzt Curling oder was?
Bevor ich nach Carezza kam, konnte ich mit dem Begriff „Eisstockschießen“ relativ wenig anfangen. Natürlich ergibt sich aus dem Wort alleine, dass es irgendwas mit Eis und schießen zu tun hat. Deswegen bin ich auch erstmal skeptisch als Georg Eisath abends in seinem Hotel eine kleine Schar Gäste zusammentrommelt und fragt, wer Lust hat, mit auf die hauseigene Eisstock-Bahn zukommen. Hmm, es ist schon kurz vor zehn und draußen ist es mittlerweile ziemlich kalt. Aber Georg kann schon sehr überzeugend sein, also hüpfe ich nochmal schnell in die Skiklamotten und treffe mich wenige Minuten später mit der Truppe hinter dem Hotel. Unser Gastgeber drückt mir einen der Stöcke in die Hand und irgendwie denke ich: „Ach, kennst Du doch. Das ist das Spiel mit dem hektischen Eiswischen. Curling!“ Ich teile meine Gedanken und erfahre, dass ich nicht ganz falsch liege, doch hier wird nichts gewischt.
Vielmehr geht es beim Mannschaftsspiel (mit zwei Mannschaften) darum, die Stöcke von der Abspielstelle aus möglichst nahe an die „Daube“, in unserem Fall ein kleiner Holzklotz, den Georg auf dem Eis platziert, zu schießen. Meine Mannschaft beginnt mit dem Spiel und wir schlagen uns gar nicht so schlecht, bis die Gegner unsere Top-Stock von der Daube wegschießen. Schade, erste Runde verloren. So geht es die kommenden zwei Stunden und ich vergesse die Kälte um mich herum komplett, was vielleicht auch am „Zielwasser“ (Marillenbrand) liegt, das unser Gastgeber tapfer ausschenkt. Kurz nach zwölf ist unser kleines Turnier beendet und das Eisstockschießen hat in mir einen neuen Fan gefunden.
Skigebiet Carezza: Tscheinerhütte – ein bisschen mehr als eine Almhütte
Um zur Tscheinerhütte zu gelangen, muss man die Skier abschnallen und ein paar Meter die Straße hinaufkraxeln. Aber das lohnt sich allemal, denn das kleine Gasthaus, das sich von außen als eine der zahlreichen Almhütten tarnt, hat kulinarisch sehr viel zu bieten. Definitiv nicht das, was ich bei einer Einkehr am Mittag erwartetet habe. Platz nimmt man in der liebevoll eingerichteten Gaststube, in der ein Holzofen bollert und für angenehme Wärme sorgt, an rustikalen Holztischen. Und dann wird aufgetischt: Carpaccio mit Artischockensalat dazu das berühmte Südtiroler Schüttelbrot, Radicchio-Risotto, Dreierlei vom Wollschwein und zum Abschluss ein Quarksoufflee auf Vanilleschaum. Uff, ich bin fix und fertig angesichts des unglaublichen Essens und der Menge, denn damit hatte ich bei der Bestellung nicht gerechnet.
So gut genährt verziehe ich mich mit einem Kaffee nochmal kurz auf die wunderschöne Terrasse des Restaurants und genieße den Blick auf das Bergmassiv. Doch dann geht es für mich zurück auf die Piste, dieses Mal etwas gemächlicher, aber der Tag muss bis zu den letzten Sonnenstunden ausgenutzt werden.
Skigebiet Carezza: Laurins Lounge – Panoramalounge in 2.300 m Höhe
Nach zahllosen Abfahrten im pulvrigen Schnee geht es an einem weiteren Mittag mit dem Lift zur Laurins Lounge. Stellt man sich brav in die sehr kurze Reihe, wird man mit einem Schild darauf hingewiesen, dass von der Hütte nur ein Weg vom Berg runterführt: Eine schwarze Piste. Doch es sei nochmal gesagt: Die schwarzen Pisten im Skigebiet sind auch für Nicht-Kamikaze-Fahrer absolut zu meistern. Also, rein in den Lift und mit wunderbarem Blick auf das Rosengarten-Massiv geht es auf 2.300 m Höhe. Einkehren in der Laurins Lounge ist schon was Besonderes, denn die Berghütte bietet eine weitläufige Panorama-Terrasse mit atemberaubendem Blick auf die Dolomiten. Sie sind hier wirklich zum Greifen nahe.
Bei strahlender Sonne lässt es sich dort lange, sehr lange aushalten. Selbstverständlich bekommt man hier auch kulinarisch alles geboten, was das Wintersportler Herz begehrt. Eigentlich auch ein bisschen mehr. Das Knödeltrio aus Spinat-, Käse- und Pilzknödel sieht traumhaft aus und schmeckt genauso, über den Apfelstrudel zum Nachtisch müssen wir gar nicht erst sprechen.
Mein Highlight: Mit dem Helikopter über die Dolomiten und das Skigebiet Carezza
Ich durfte noch nie in einem Helikopter fliegen und es steht seit Jahren auf meiner ganz persönlichen Wunschliste. Daher bin ich sowas von begeistert als ich entdecke, dass man in Carezza sich die Dolomiten auch aus der Vogelperspektive betrachten kann. Das will ich unbedingt machen! Am kommenden Morgen holen mich Christian und Alex von GRS Heli Tours im Hotel ab und erklären mir, was mich an diesem strahlenden Morgen erwartet: Mit Pilot Patrick werde ich 20 Minuten lang das Vergnügen haben, mir die Dolomiten und vor allem den Rosengarten aus schwindelerregender Höhe zu betrachten. Nach der Sicherheitseinweisung (dazu gehört das, was jeder aus Filmen kennt – Kopf einziehen!) geht es auch schon hinter das Hotel. Dort warten wir auf den Hubschrauber, den ich schon lange bevor ich ihn erblicke, hören kann. Das charakteristische Geräusch der Rotorblätter bereitet mir schon leichte Gänsehaut und ich kann es kaum erwarten.
Begleitet von Christian mache ich mich wenige Sekunden später auf den Weg zum wartenden Helikopter, dort empfängt mich mein Pilot. Nach einer kurzen Begrüßung über die Kopfhörer geht es los: Patrick lässt den Heli langsam über das Hotel steigen und ich bin ab diesem Moment hin und weg. Sowas Tolles! Der Blick aus der Luft auf die beeindruckenden Berge der Dolomiten ist unbezahlbar und berührt mich tief. Ich komme mit dem Gucken und Bilder im Gehirn abspeichern gar nicht hinter her. Wir fliegen vorbei am Latemar über die zahlreichen Pisten, auf denen ich schon meine Abfahrten machen durfte, bis rüber zum Rosengarten. Aus dieser Perspektive entfalten die Berge ihre ganz eigene Magie und ich bin kurz davor, vom Meer-über-alles-Fan doch zum Überläufer für das Team Berg zu werden.
Die 20 Minuten vergehen, Achtung Wortwitz, wie im Flug und ich bin richtig traurig, als Patrick den Heli in sanften Kurven durch die Lüfte zurück zum Hotel schweben lässt. Mit einem breiten Grinsen und wackeligen Knien steige ich aus dem Hubschrauber aus und für mich ist klar: Das muss wiederholt werden. WOW!
Carezza hat es geschafft – ich verlasse das Örtchen als (wiedererweckter) Ski-Fan. Die Mischung aus italienischer Lebensart, perfekter Pisten, grandiosem Essen und Sonne satt hat dazu geführt, dass ich eine vergessene Leidenschaft wiederentdeckt habe. Saß ich am ersten Abend noch im Hotel und ließ andere Gäste in der Bar wissen, dass ich eigentlich nur vorhätte, so drei Stündchen blaue und maximal rote Pisten zu fahren, alles ganz entspannt, ohne den Stress schwarzer Pisten, bin ich es, die bereits am ersten Skitag mit als Letztes zurück in die Moseralm findet. Und die, die auf der zweiten Abfahrt sich sofort die schwarzen Pisten runterstützt. So sehr kann man sich in sich selbst irren.
Im Skigebiet Carezza ist jeder gut aufgehoben, der es zu schätzen weiß, auf relativ leeren Pisten zu fahren, der ein Skigebiet sucht, in dem Anfänger sowie routinierte Fahrer happy sind und der zufrieden ist, den Abend in der Hotelbar zu verbringen. Denn, das muss man wissen, Apres Ski gibt es im Skigebiet Carezza so gut wie nicht. Natürlich kann man einen Absacker in einer der schönen Almhütten trinken, doch der Ort selbst bietet dafür nichts. Somit stößt man aber auch nicht auf Horden von Angetrunkenen, die durch die Gassen torkeln. Mir hat es super gut gefallen und für einen entspannten Skitripp ist das Örtchen genau das Richtige.
Vorfreude im Sessellift
Da kommt er endlich: Unser Helikopter im Anflug
Das gemütliche Bett der Moseralm
Immer im Blick während des Helikopterflugs – die Dolomiten
Mehr tolle Orte zum Skifahren findet ihr hier:
7 Tipps für Obereggen – Skifahren inmitten der wunderschönen Dolomiten
7 Tipps für Innsbruck im Winter: Ski and the City
Skifahren in Südtirol: Das Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten
Zurück zum Ursprung – eine Skitour in Osttirol verspricht Ruhe und atemberaubende Aussichten
DIE GASTAUTORIN
Mitte 2015 kündigt die PR-Managerin Laura ihren Job um sich endlich ihren Traum zu erfüllen: Eine Reise um die Welt. Seit November 2015 ist sie nun unterwegs und berichtet auf ihrem Blog www.goseekhappy.wordpress.com über ihre Stationen und den Reisealltag. Ein Jahr soll das Abenteuer dauern – mit Option auf Verlängerung!