Hier saß er eines abends, im November, als er nicht mehr weiter gekommen ist, weil sie Straßen zugeschneit waren. Genau hier, auf diesem Stuhl an der Bar, als einziger Gast kurz bevor das Hotel über den Winter zu machte. Er wollte einfach einen kleinen Roadtrip machen von Boulder durch die Rocky Mountains, den Kopf frei bekommen, neue Inspiration finden. Sein erstes Buch wurde gerade veröffentlicht, das Zweite war in Arbeit. Ein Geschichte über einen Freizeitpark in dem es spukt, sollte es eigentlich werden. In dieser Nacht, die Stephen King auf dem Barhocker des Stanley Hotels in Colorado saß und sich mit dem Barkeeper Bradley unterhielt, schrieb er das Manuskript von Shining in seinem Kopf. Keiner weiß genau, was in dieser einen Nacht passiert ist, aber Stephan King hat seine Inspiration gefunden und das Stanley Hotel zu einem besondern Ort gemacht. Einen Ort, an dem es spukt.
Ich bin wirklich ein sehr kritischer und realistischer Mensch. Alles was ich nicht sehe, glaube ich erst einmal nicht. Das Stephen King im Stanley Hotel in Colorado seine Inspiration für das Buch „Shining“ bekommen hat, kann ich jedoch gut nachvollziehen. Schon die ersten Schritte in das Hotel be- und verzaubern. Das Haupthaus ist immer noch in dem gleichen Stil, wie im 19. Jahrhundert. Schwere Samtsessel, das Feuer im Kamin lodert, Treppen mit einer Ahnen-Gallery. Es gleicht einem englischen Landhaus des Commonwealth und es spukt, angeblich. Mehrere Geister ziehen durch die Stockwerke und Zimmer. Am schlimmsten ist das Zimmer 217, in dem auch Stephan King übernachtet hat und der 4.Stock. Hier, im Zimmer 418 hat der sechs Jahre alte Matthew mit seinen Eltern gewohnt. Heute noch hört man ihn über den Boden rennen. Wenn man die Hände ausbreitet und „Twinkel, twinkel little star“ singt, kommt er und spielt mit einem. Auch Elisabeth Wilson geistert umher. Sie war einmal Haushälterin im Stanley Hotel im frühen 19. Jahrhundert. Das Stanley Hotel war in der Gegend das erste Hotel mit Elektrizität. Eines Tages starb Elisabeth Wilson an einer Gasexplosion durch ein Leck in den Leitungen. Seitdem wohnt sie als Geist im Hotel, packt Koffer aus, wenn sie die Gäste mag, packt Koffer ein und stellt sie neben die Tür, wenn sie Gäste loswerden möchte. Und der Geist Flora, Mr. Stanleys Frau, versprüht den Duft von Rosen, wenn sie umher wandert.
Das Gebäude in dem es am meisten spukt ist geschlossen und wird als Stauraum benutzt. Neben dem Haupthaus befindet sich noch die Konzerthalle. Hier wohnt Lucie, in der Umkleidekabine. Sie wohnte einst als Obdachlose im Hotel, wurde aber vom Besitzer vertrieben. Sie erfror eines Tages und kehrte als Geist in das Stanley Hotel in Colorado zurück. Wenn man an einer der verschiedenen Geistertouren teilnimmt, sieht man sie vielleicht. Oder hört sie. 30 Touren werden im Sommer täglich gebucht. Es gibt die einfache Tour für 20 Dollar, in der man in 90 Minuten eine Führung um und im Stanley Hotel bekommt, eine zweistündige Tour bei Nacht, für 25 Dollar, oder die Geisterjagd. Fünf Stunden führen Geister-Experten die Teilnehmer mit Wünschelrouten und Ultraschallbewegungsmelder an besonders geheimnisvolle Plätze. Mit den speziellen Geräten kann man Energie sichtbar machen und hört die Stimmen der Geister. Was sie sagen? Sie reden darüber, was im Hotel passiert, dass sie Renovierungen stören oder welchen Gast sie nicht mögen. Jim Carry beispielsweise sollte für seine Dreharbeiten von “Dumb and Dumber” im Zimmer 217 übernachten. Nach fünf Stunden checkte er aus und bevorzugte das Holiday Inn. Was passiert ist in diesen fünf Stunden, weiß keiner. Vielleicht war es auch nur ein PR-Gag, der perfekt in die Marketing-Strategie passt und fruchtete. Das Stanley Hotel in Colorado ist das erfolgreichste „Geisterhaus“ in Colorado. Die Erklärung für den ganzen Spuk liegt am Gestein. Das Hotel ist auf Granit gebaut, der die Energie besonders gut speichert, die spirituelle Energie. Das ist eine nette Erklärung, hat aber nicht wirklich Hand und Fuß.
Zimmer 217
Ich bekomme eine kleine Tour durch das Hotel, stehe vor dem Zimmer 217, laufe über den vierten Flur und spüre nichts. Dann gehen wir in die Konzerthalle, ein Anbau an das Haupthaus. Hier wohnt im Keller Lucie in der Umkleidekabine, die gerne Fenster und Türen schließt. Ich betrete den Raum. Die schönste Wohnung hat sie sich wirklich nicht ausgesucht. Es ist ein kleines, dunkles Zimmer mit ein paar Stühlen an den Wänden. Auf dem Tisch liegen Haarklammern und Bonbons von der letzten Aufführung. Ich mach ein paar Fotos, um zu schauen, ob ich Lucie vielleicht vor die Linse bekomme. Doch sie scheint nicht da zu sein. Gerade als ich mich umdrehe und zur Tür gehen will, fällt diese zu. Einfach so. Ohne Windschoß oder das sie irgendjemand berührt hätte. Mit einem lauten Knall fällt sie in das Schloss und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Bei all meiner Rationalität und meinem Realismus, dass ist verdammt spuky und nicht wirklich erklärbar. Ich schaue die Tür genau an, kann aber keinen Mechanismus entdecken, der sie automatisch hätte zufallen lassen. Ich lasse es als nicht erklärbares Phänomen stehen. Das heißt aber nicht, dass es Geister gibt. Gesehen habe ich sie nicht. Nur vielleicht gespürt?
Lucies Zimmer
Für alle Shining Fans und unerschrockenen Gespensterjäger, solltet ihr jemals ins Stanley Hotel kommen, habe ich zwei Tipps:
1. Einmal Shining schauen. Auf Kanal 42 läuft Stephans King Gruselfilm 24 Stunden in der endlos Schleife.
2. Einen Termin bei Madame Vera machen. Ich würde sie nicht als Wahrsagerin bezeichnet, sondern eine Frau mit einer außergewöhnlichen Menschenkenntnis, die aus der Hand liest. Meine hatte sie für 5 Minuten. Madame Vera ist eine Person, die mit ihrem Auftreten und ihren tiefschwarzen Augen fesselt und begeistert. Eine Frau, die einen sofort in den Bann zieht, die eine derartige Präsenz hat, die wirklich verzaubert. Ich habe in 5 Minuten als Ratschlag bekommen nicht vor 30 zu heiraten, weil ich sonst eventuell zweimal heiraten muss, um glücklich zu werden und etwas ruhiger zu werden. Und falls ich einmal Kinder bekomme, dann eins. Schön, dass das Internet nichts löscht und alles für immer online bleibt. In zehn Jahren kann ich mir diesen Post noch einmal durchlesen und schauen, ob sie Recht hatte.
Madame Vera
Ich habe keine Ahnung was ich von Lucie und der Tür halten soll. Auch Madame Vera ist mir ein Rätsel. Aber ich kann unterschreiben, dass das Stanley Hotel in Colorado ein außergewöhnlicher Ort ist an den man noch lange zurück denkt. Egal ob man an Geister glaubt oder nicht.
“Büro” von Madame Vera
Veranda vom Stanley Hotel mit Blick auf die Rocky Mountains
Die Ahnen-Gallery
Genau hier saß Stephan King!
der 4.Stock
Vielen Dank an Visit Colorado für die Gänsehaut auf dem Rücken und den Blick in die Zukunft!
6 Kommentare
Ich würde schon aus Prinzip wahrscheinlich anfangen an Geister zu glauben, wenn ich dort vor Ort wäre :)! Und Zwillinge sehen und Wasser und Blut und überhaupt… Und mal ehrlich, Madame Vera allein ist ja schon gruselig genug… Falls ich jemals nach Colorado komme, steht das ganz oben auf meiner Liste. P.S. Stephen King würde sich sicher freuen, wenn du ihm ein “E” kaufst ;)!
hahaha, was für ein genialer Text!! Gefällt mir! Hast du echt schön geschrieben! Und Fee, dir gebe ich recht: Ich würde da sofort anfangen, herumzuspinnen und mir Dinge einzureden,die vielleicht so nicht wahr sind, wir aber nicht sicher wissen… wuaah.. wäre definitiv nichts für mich! so schön es da auch sein mag! :) Aber danke, dass du uns mit auf die Reise, an diesen geheimnisvollen Ort, genommen hast! :)
Ich nehme euch gerne und immer mit :)
Hey Christine, nach so einem Ort habe ich lange gesucht… Ich möchte so ein Hotel in Berlin (Plänterwald), ganz dringend! LG Picknick-Britta
Ich kann dir Input geben ;)