Wir kennen sie alle die Stereotypen der Urlaubsreisenden. Jesuslatschen und Achselshirt, Bauchtasche und ein verschwitztes Gesicht. Oder die tiefenentspannten Yogis auf der Suche nach dem inneren Frieden? Ich kenne sie (fast) alle und habe sie studiert bis ins tiefste Detail. Hier kommt meine kleine feine Auflistung der besten Stereotypen über Reisende aller Art. Und was seid ihr?
Verschiedene Reisetypen – Der Hippie
Der Hippie braucht kein Bett, ihm reicht seine aus Hanf geknüpfte Hängematte, die er, egal wo er ist, immer aufhängt. Dort liegt er drin und „chillt“. Das tut er am besten ohne Schuhe und in einer weiten Hose, die wirkt, als hätte er in die Hose gemacht. Sein Oberteil passt häufig nicht zu seiner Hose, aber das kümmert ihn nicht. Außerdem hat er keine Wahl, denn er hat sowieso nur diese zwei Sachen in seinem Backpack. Auch um seine Haare kümmert er sich recht wenig. Der Hippie hat Dreads oder einfach nur lange Haare, die herunterhängen oder mal schnell zu einem Dutt zusammengeknotet wurden. Der Hippie ist tiefenentspannt und darum beneiden ihn viele Leute. Stress und Unruhe kennt er nicht, denn er lebt den Moment, meist langsam, aber er lebt ihn. Das tut er am besten am Strand, im Yogaraum oder in seiner Hängematte. Er bereist ein Land nach dem anderen, denn das ist genau das, was er machen will und etwas anderes braucht er nicht. Der Hippie wirkt von außen verwirrt und leicht neben der Spur, ist aber ein hochintelligentes Wesen, das anderen Reisenden gern einmal mit ein paar Tipps hilft, denn davon hat er viele in seinem Notizbuch.
Verschiedene Reisetypen – Der Backpacker
Ohne seinen Rucksack ist der Backpacker nur ein halber Mensch. Es geht wirklich nur der Rucksack und alle anderen Urlauber, die einen Koffer bei sich haben, werden rigoros belächelt. Der Backpacker ist das Sinnbild des organisierten Chaos. Er liebt und vergöttert das Reisen. Am besten tut er das, wenn er möglichst günstig von A nach B kommt und dabei mit so vielen Einheimischen wie möglich unterwegs ist. Der Backpacker hat geringe Ansprüche. Er braucht ein Bett, eine Toilette, eine Dusche und einen günstigen Supermarkt, in dem er sich Toast und Thunfisch zum Abendessen kaufen kann. Wenn kein Supermarkt in der Nähe ist, dann findet der Backpacker immer einen günstigen Essensstand in der Nähe seines Hostels. Außerdem ist ein Individualreisender. Er bucht sich den Flug und verschwindet, häufig für eine längere Zeit. Das macht er zumeist auch ohne genauen Plan. Er setzt sich einen ersten Punkt und schaut von da an einfach mal. Kurz vor Abflug besorgt er sich dann noch einen Lonely Planet und informiert sich zumindest schon einmal für die erste Destination. Direkt am Flughafen angekommen sucht sich der Backpacker einen günstigen Transport, versucht zu verhandeln und freut sich dann umso mehr, wenn er den günstigsten Preis rausholen konnte. Am Zielort schläft er in einem Hostel oder couchsurfed. Im Hostel findet er meist schnell Anschluss und hat direkt am ersten Abend neue Freunde, um die dortigen Bars und günstigen Pub Crawls zu testen. Tagsüber wandert der Backpacker durch die Gegend, versucht sich als Hobbyfotograph und setzt sich mit seinem Buch, meistens mit einem der Klassiker wie „Shantaram“, in ein Café. Dort schreibt er die ersten Eindrücke in sein Notizbuch. Der Backpacker reist schnell, denn er will so viele Orte wie möglich sehen. Er nimmt meistens die ersten Flüge, da sie am günstigsten sind. Sonst bucht er sich Bustickets, die ihn in der Nacht von A nach B bringen. So spart er wiederum eine ganze Nacht in einem Hotel. Am Ende seiner Reise wirkt der Backpacker wie aus einem schlechten Surffilm entsprungen. Er ist braun, hat helle Haare und seine Flip Flops wirken wie angewachsen. Wieder Zuhause angekommen beginnt er sofort mit seinen Geschichten, bevor er sich an den Computer setzt und nach neuen Flügen an fremde Orte sucht.
Verschiedene Reisetypen – Der Deutsche
Der Deutsche im Urlaub. Er beginnt seinen Morgen mit dem Reservieren von Liegen am Pool. Dort legt er feinsäuberlich ein Handtuch nieder, bevor er zum Frühstücksbuffet hastet und sich ganz hinten in der Schlange am Buffet anstellt. Schnell bilden sich Schweißperlen auf seiner Stirn, denn er hat Angst die besten Sachen vom Buffet zu verpassen. Er mag es nicht, wenn er nicht die Lebensmittel findet, die er auch zu Hause auf dem Tisch hat und auch nicht, wenn es mit dem Kaffee zu lange dauert. Dafür ist er umso besser im Witze reißen, sobald er sitzt. Er ist ein lustiger Typ, dieser Deutsche. Da sitzt er im Essensaal, zusammen mit der Familie oder dem Ehemann oder der -frau, und plant den Tag ins Detail. Nebenbei werden die Neuankömmlinge beobachtet und deren Essverhalten genauestens notiert. Tagsüber findet man den Deutschen entweder am Strand oder am Pool, liegend. Er ist nicht wirklich aktiv und wenn, dann nur, wenn es im Hotel ein paar Touren gibt, die er mitmachen kann. Der Deutsche liebt All Inclusive Hotels, in denen er sich um nichts kümmern muss. Da macht er dann auch ab und zu mal einen Ausflug. Bei dem Ausflug holt er dann die Funktionskleidung raus.
Schutz geht über alles und kommt direkt nach Pünktlichkeit in seiner Prioritätsliste. Er trägt gerne Sandalen oder feste Schuhe, die ihn vor jeglichen Bodenverhältnissen schützen. Seine Hose kann man meist mit einem Reissverschluss von lang auf kurz trimmen. In der Hose steckt ein T-Shirt mit einem lustigen Spruch, das ganze fixiert durch eine Bauchtasche, in der die wichtigen Dokumente zu finden sind. Hier kommt dann eventuell noch der deuter Rucksack ins Spiel. Der aber auch nur, wenn er die Hüftgurte zur Gewichtsregulierung besitzt. Zusammen traben sie so der Gruppe von Ausflugsgästen hinterher und lauschen dem, zumeist, deutschen Reiseführer. Eine Gruppe Deutscher ist ein bisschen, wie eine Gruppe Kleinkinder. Sie motzen und nölen, sind selten zufrieden, aber mit kleinen Schmankerln schnell aufzumuntern. Dieses Schmankerl könnte, im Bestfall, ein Bier sein. Trotzdem ist der Deutsche ein echt netter. Er freut sich besonders, wenn er im Urlaub auf andere Deutsche trifft, denn dann kommen die Witze einfach besser an.
Ausnahmen bestätigen die Regel ;)
Verschiedene Reisetypen – Der Gruppenreisende
Der Gruppenreisende liebt es, sich ins gemachte Netz zu setzen. Sein Urlaub ist von Anfang an geplant, doch nicht von ihm. Er bucht eine Gruppenreise, nicht weil er alleine ist, sondern weil er lieber einem Regenschirm folgt, der ihn von einem in das andere Hotel bringt. Diese Reise ist schon seit Monaten geplant, vielleicht wurde sie sogar im Jahr davor geplant. Zu Hause auf dem Küchentisch liegt schon seit mehreren Wochen der Reiseführer, in dem er vieles markiert hat. Vor Ort jedoch, verschwindet dies in den Hintergrund, denn hier richtet er sich nur nach den Abfahrten seines Busses, in den er den ganzen Tag ein- und aussteigt. Generell ist der Gruppenreisende ein netter Zeitgenosse. Er interessiert sich für vieles und saugt Informationen förmlich ein. Zu Hause angekommen sortiert er dann sofort seine Bilder, ordnet sie zunächst in Ordnern auf dem Computer, bevor er sie ausdruckt und fein säuberlich in mehrere Fotoalben steckt. Für seine Freunde organisiert er dann einen DVD Abend, an dem er dann seine Fotos präsentiert und Geschichten erzählt. Der Gruppenreisende liebt das Reisen, aber er vergöttert sein zu Hause. Dort lagert er seine ganzen Bücher und dort genießt er es Morgens seine Zeitung zu lesen und seinen Kaffee zu trinken. Er liebt es Geschichten zu erzählen, ist auf Reisen nur leider ein wenig verloren, wenn er seine Gruppe verliert.
Verschiedene Reisetypen – Der Luxusreisende
Für den Luxusreisenden ist alles was glänzt die oberste Priorität. Er mag keine Hostels, keine kleinen Essensstände und keine Etagentoiletten. Er braucht einen richtigen Urlaub, mit allem drum und dran. Das Hotel ist für den Luxusreisenden am wichtigsten. Sterne muss es haben und davon mindestens vier. Ein großes Bett mit flauschiger, weißer Bettwäsche und ein glänzendes Bad mit möglichst viel Platz braucht er auf jeden Fall. Der Luxusreisende kann wenig alleine organisieren. Für ihn ist die Rezeption das oberste Gebot und die erste Anlaufstelle für alle, ja wirklich alle Fragen. Wenn der Luxusreisende aus dem Hotel geht, dann möchte er die Bilder sehen, die er auch in Katalogen gesehen hat: türkisfarbenes Wasser, weißer Sand und strahlender Sonnenschein sind Sachen, die er dringend braucht. Wenn diese nicht vorhanden sind, dann wird sich direkt an der Rezeption beschwert. Ebenfalls wichtig ist es dem Luxusreisenden, dass das Essen stimmt. Einheimische Küche ist fast gar nichts für ihn, es sei denn es entspricht den Ansprüchen seiner Nobelrestaurants zu Hause. Den Luxusreisenden erkennt man an den perfekt gebügelten Hemden und Blusen, die im Urlaub auch gerne mal aus Leinen sein dürfen. Dazu ein niegelnagel neuer Samsonite Koffer in silber. Wenn er in den Urlaub fährt, dann zieht es ihn meist weiter weg. In ein Paradies muss er, der Luxureisende. An einen Ort, den andere Menschen sonst nur im Fernsehen sehen und dort hin, wo sich die Schönen und Reichen tummeln. Sehen und gesehen werden ist hier das Motto!
Und ich? Was bin ich eigentlich für ein Reisetyp? Bei mir kommt es ein bisschen auf die Destination und die Art des Reisens an. Wenn ich auf längere Backpacking Trips gehe, dann bin ich eine abgeschwächte Form des Backpackers gemischt mit einem kleinen Hippie: ich liebe es in Flip Flops durch die Gegen zu stapfen und in einer Hängematte zu gammeln oder in einem ganz einfachen Hostel zu schlafen, ohne viele Komfort, weil ich sowieso die ganze Zeit durch die Gegend renne und apathisch Fotos schieße. Mein Regal zu Hause ist vollgestopft mit Lonely Planet Reiseguides und ich kenne alle Tricks, um an einen günstigen Transport zu kommen – das einzige worauf ich noch warte sind die tollen Surferhaare, die habe ich bis jetzt noch nicht.
In welche Kategorie passt ihr denn am besten? Seid ihr die Luxusreisenden und liebt es euch im Urlaub mal richtig verwöhnen zu lassen? Oder seid ihr wie ich und liebt es unentdeckte Dinge zu entdecken, komische Gerichte auszuprobieren und wie ein Einheimischer durch die Straßen zu laufen?
7 Kommentare
Haha, was für ein witziger Text :) Ich sortiere mich dann auch mal bei den Backpackern ein, hätte aber zu gern die Zeit der Hippies, damit ich länger an allen Orten bleiben kann!
Ich finde mich in keiner Kategorie wieder. Folgende Stichpunkte beschreiben mein Reiseverhalten am besten:
– möglichst viel innerhalb kurzer Zeit sehen
– mich nur im Notfall als Tourist zu erkennen geben
– natürlich dürfen die berühmten Sehenswürdigkeiten nicht fehlen, doch ansonsten besuche ich hauptsächlich Gegenden und Lokalitäten, in denen vorwiegend einheimische verkehren
– Kleidung der Situation entsprechend, außerhalb von Pool oder Strand keine Badebekleidung, kurze Hosen und FlipFlops
– keinen Rucksack, wenn ich überhaupt eine Kamera dabei habe, wird diese in einer Umhängetasche verstaut, mit der ich auch als einheimischer durchgehen könnte, welcher auf dem Weg zur Arbeit ist
– Gepäck bleibt in der Unterkunft oder dem Schließfach im Bahnhof
– B2B, Pensionen oder Mittelklassehotels, niemals Hostels und Mehrbettzimmer
– keine Pauschalreise, sondern individuell gestaltetes Programm
– geplant sind im Voraus die An- und Abreise sowie grob einzelne Zwischenstationen, Veranstaltungen oder der Besuch diverser Sehenswürdigkeiten, alles andere spontan vor Ort
– Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs
– in vermeintlich unsicheren Gegenden verschaffe ich mir vorher einen Überblick auf dem Stadtplan, um nicht ortsunkundig und orientierungslos zu wirken
– Information vor Antritt der Reise in Videos bei YouTube, Reiseblogs, anhand von Fotos bei Flickr sowie Instagram
– ich suche gezielt nach Sportveranstaltungen, Besuche Punktspiele/ Wettkämpfe oder schaue örtlichen Sportlern beim Training zu
Hallo,
ich bin wohl eher der Backpacker! Einen Urlaub fast nur im Hotel mit All Inclusive wäre nichts für mich, das wäre mir echt zu langweilig. Auch die typischen Touristengegenden, wo man schon von auf der Straße von Restaurantmitarbeiterin angesprochen wird und eine deutsche Speisekarte in die Hand gedrückt bekommt, finde ich schon nervtötend. Wenn ich schon mal im Ausland bin (war bei mir leider bis jetzt nur innerhalb von Europa unterwegs), dann will ich schon die Karte in der einheimischen Sprache und diese liebevoll übersetzen oder mich auch einfach nur überraschen lassen und einfach ein Gericht bestellen, welches sich vom Namen toll anhört. Beim Backpacking spielt für mich ein guter, rückenfreundlicher Rucksack und dessen Inhalt eine große Rolle. Beim Packen heißt es dann “soviel wie nötig”, aber auch nicht niemals zuviel!
Liebe Grüße
Nicole
Witziger Artikel aber die klischees stimmen meistens doch. Ich bin am ehesten Backpacker träume aber manchmal davon mehr Hippie zu sein. Obwohl es von Zeit zu Zeit auch nichts gegen einen richtigen Koffer und ein gutes Hotel einzuwenden gibt. Ich denke einfach alles hat seine Vorteile und jeder sollte selbst entscheiden welche Art von Reisen für ihn selbst am besten ist :)
Ich seh mich je nach Reise als eine Mischung aus Hippie/Bachpacker/Luxusreisender.
Ausser das ich mehr wie 1 Shirt und 1 Hose habe (Hippie), ich leider es immer schaffe das mir die Flip Flops kaputt gehen (Backpacker), und ich glaub niemals im Leben ein Kleidungsstück aus Leinen anziehen werde (Luxus). Doch wiederum gefällt mir die Mischung daraus. Am liebsten würde ich in jeder Stadt alles sehen aber trotzdem nicht auf Shopping verzichten. Auch gönne ich mir so alle 4-5 Jahre einen All Inclusive Urlaub mit Freunden die leider nie bereit wären für einen Backpacking Trip (weil sie wahrscheinlich bei Lonely Planet eher an eine neue Tinder ähnliche App denken wie an einen Reiseführer). Aber ich plane für 2017 eine lange Weltreise und hätte dort gerne die entspannheit vom Hippie reisendem.