Wenn ich doch nur ein bisschen begabter wäre, würde ich jede Sprache auf dieser Welt lernen, aber ich bin es einfach nicht. Ich stehe in einem Hinterhof. Zwei Männer sitzen in einem Kreis aus einer 40 cm hohen Blätter- und Lehmschicht und hängen über zwei Feuerstellen. Der eine rührt einen Topf mit Rüben, Kartoffeln und Lammstücken um, der andere wendet Brot auf einem Rost.
Überall stehen an Eingangstüren oder an der Hauswand die Einheimischen und schauen uns an. Uns anschauen, das können wir. Ich bin in einem afrikanischen Dorf in Kharhams. Hier wurden wir, unsere Südafrika Tourguides und die anderen Journalisten eingeladen zu einem traditionellen Mittagessen und einer Tanzperformance. Ich fühle mich komisch, nicht ganz wohl in der Situation. Es gibt eigentlich nichts schöneres, als so nah an die Einheimischen ranzukommen, doch wir können nicht miteinander kommunizieren. Lediglich der Bürgermeister spricht Englisch. Ich beobachte die Einheimischen. Neugierig sind sie schon. Eben saßen sie noch um die Ecke, jetzt sind sie schon ein Stück näher gekommen. Was sie wohl denken? Ob sie öfters Besuch von Europäern haben? Ob sie sich auch so komisch fühlen, wie ich? Normalerweise ist das Reden mein Steckenpferd. Ich kann Interesse zeigen, kann eine Bindung zu einem Menschen aufbauen und ein Gefühl des Vertrauens und der Vertrautheit vermitteln. Hier stehe ich, fühle mich wie damals im Kindergarten, als ich mich nicht getraut habe jemanden anzusprechen. Jetzt würde ich nichts lieber tun, aber kann es nicht. Irgendwie möchte ich zeigen, dass ich mich freue hier zu sein, dass es einer der schönsten Momente auf der Reise durch Südafrika ist, sicherlich so unvergesslich wie die Affen-Attacke und dass ich so gerne alles wissen möchte, jede einzelne Geschichte von jedem Menschen hier.
Eine alte Dame, um die 70, wie der Bürgermeister vorhin erzählt hat, steht an der Wand und tanzt. Sie tanzt von der ersten Sekunde an, in der sie Musik hört. Selbst während der Vorführung der Schüler tanzt sie weiter, funktioniert ihren Gehstock um und schwingt ihn im Takt durch die Luft.
Es gibt einfach Momente, in denen man einen inneren Drang hat etwas zu tun. Man denkt nicht lange darüber nach ob es Sinn macht. Man legt die Schüchternheit ab und verschwendet auch keinen Gedanken daran, ob das jetzt irgendwie peinlich ist. Ich gehe zum Bürgermeister und frage ihn, ob er die alte Dame fragen würde, ob sie mit mir tanzen mag. Er lacht und geht zu ihr rüber, sie lacht und reicht mir ihre Hand und wir tanzen. Sie dreht mich, bringt mich dazu die Hände in die Luft zu strecken und mit meinem Po so weit zum Boden runter zu gehen, das ich fast umfalle. Und als unser Lied zu Ende ist, kommen noch mehr zu uns und wir tanzen alle gemeinsam. Tanzen, sich zusammen im Takt bewegen, dem anderen ein Lächeln schenken, Spaß haben, dass ist eine Sprache, die wir alle verstehen. Und die Moral aus der Geschichte? Alles was man beim Reisen braucht ist Mut und Musik. Dann klappt es auch ohne die Sprache.
Hier mein Video: Südafrika – tanzen mit den Einheimischen
Ich möchte auch einmal so werden, wenn ich 70 Jahre alt bin.
3 comments
Och wie süß!!! Die Oma ist ja echt mal cool :D
Sehr schöner Artikel!
Genau so ging es mir in Indien und ich freue mich riesig auf meine Afrikareise! We all laugh in the same language
Wohin fährst du? Also wo in Afrika? Wird toll werden! ;)