Lieber Paul, ich weiß, ich habe dir diese Worte schon oft geschrieben, aber glaube mir bitte, ich habe sie noch nie so ernst und aufrichtig gemeint, wie heute. Ich wünschte du wärst hier, bei meiner Südafrika Safari. Ich wünsche mir von ganzen Herzen, dass du neben mir im Auto gesessen wärst, als wir hier her gefahren sind.
Diese Weite, diese endlose Weite. Und als wir dann links dem kleinen Schild gefolgt sind, auf dem THE HOUTHOOP stand und plötzlich vor diesem Paradies, ja ich möchte es Paradies nennen, denn es ist so unvorstellbar schön, dass mir die Kinnlade runtergefallen ist, wozu schon wirklich einiges gehört, standen und ich sprachlos war. Ich habe dir schon öfters erzählt, dass ich von dem vielen Reisen Angst habe. Angst, dass ich mich an all die Schönheit, die ich immer sehen und aufsaugen darf, gewöhne und es irgendwann nicht mehr schätzen kann. Am Anfang dieser Reise nach Südafrika hat sich meine Angst auch bestätigt. Wir sind losgefahren und es war alles gleich. Die Weite kannte ich schon aus Kalifornien, die Felsen und Steine aus Teneriffa und ich hatte Bedenken. Doch dann kamen wir in das Namaqualand und nichts war mehr wie in Kalifornien oder Teneriffa oder sonst wo auf dieser Welt. Diese Südafrika Safari war einzigartig. Der Moment war einzigartig. Diese paar Minuten in denen die Sonne auf dem Hügel lag, das Land in eine zauberhafte Farbe tunkte und ich mich kneifen musste um zu verstehen, dass es echt ist.
Ich kann dir sagen, mein Herz wäre fast stehen geblieben vor Glückseligkeit. Doch am meisten würde ich mir wünschen, dass du all die tollen Menschen kennenlernst, die ich hier auf dieser Südafrika Safari getroffen habe. Zum Beispiel unsere zwei Guides Mario und Anton. Sie erinnern mich jeden Tag an die Muppet Show, die zwei, die auf dem Balkon sitzen. Anton kommt aus Südafrika, Mario ist um die 60 Jahre alt, aus der Schweiz und ist ein wandelnder Erklärbär und Geschichten-Erzähler. Oh wie schön das ist. Dagegen kannst du jedes Hörspiel wegwerfen, das sage ich dir. Ich kann das alles gar nicht wiedergeben. Ich probiere es mal. Er ist zweifacher Meister im Webergrillen in der Schweiz, in seinem Dorf war DJBobo mal sein Bäcker, er hatte schon Prinzen bei sich im Gästehaus, die wollten, dass er nachts Crème Brûlée zubereitet, Mario hat 14 Geschwister und hatte einen ganz normalen Job, bevor er sich in Südafrika verliebte und seit 10 Jahren hier lebt und Südafrika Safari Touren anbietet. Außerdem kann er in seinem Geländewagen Eis herstellen und dieser Wagen ist auch schon einmal umgefallen, weil ein Elefant seinen Arsch daran gerieben hat. A pro pro Elefant. Zu diesem Thema hat er die unfassbarste Geschichte: Wie ein Student wegen Elefantensperma ins Krankenhaus musste. Es gibt in machen Regionen zu viele Elefanten und so wollte eine Forschungsgruppe der Universität eine Anti Baby Pille entwickeln. Die kann aber nur das Männchen einnehmen. Also brauchten sie Sperma vom Elefanten. Mit leichten Stromschlägen, wurde der Elefanten zum ejakuieren gebracht. (Geht das auch bei Männern?) Eigentlich sollte ein Student der Forschungsgruppe eine Box mitbringen, in der das Sperma aufgefangen werden sollte. Die hat er vergessen, also sagte der Professor er soll versuchen es mit dem Gummihandschuh aufzufangen. Das funktionierte natürlich überhaupt nicht und der Druck des Spermas hat einen 10 Meter entfernt stehenden Studenten umgehauen. Die Moral aus der Geschichte? Hütet euch in der Wildnis vor Elefantensperma. Und auch vor Kot, denn es ist in Deutschland ein Tierpfleger im Elefantenkot erstickt. Was ich sonst noch von Mario auf der Südafrika Safari gelernt habe: Löwen können alle 15 Minuten Geschlechtsverkehr haben, in der Düne 45, in der Wüste, bekommt man Apfelstrudel und in Afrika ist es schlimmer die Stammesziege zu überfahren, als ein Kind anzufahren (leider!)
Ach Paul, du hättest Mario auch stundenlang mit offenen Mund zuhören können und dir wäre nie langweilig geworden. Und dann haben wir Veronika kennengelernt, die dieses wunderschöne Paradies erschaffen hat, in dem ich heute übernachte – das Gästehaus DIE HOUTHHOOP im Sperrgebiet hinter Stacheldraht.
Ich denke immer, ich habe schon recht viel Lebensfreude, Tatendrang und Energie in mir, was auch irgendwie erwartet wird, denn schließlich bin ich jung und habe die wunderbare Möglichkeit überall hin zu reisen, doch Veronika, die ist das blühende Leben hoch 10. Ich habe noch nie so einen Menschen getroffen, der mich so in seinen Bann gezogen hat. Das war schon fast Magie, das kannst du mir Glauben. Sie hat diese wunderschöne Anlage im ehemaligem Diamanten-Abbau-Gebiet in Afrika, in der in jeder Ecke so viel Liebe zum Detail steckt.
Das alte Bügeleisen ist ein Aschenbecher
Ein Boot als Blumenbeet
Überall stehen teilweise gestrandete Fundsachen
Zwischen Sammlungen von altem Blechgeschirr, Baseballmützen und handgemalten Sinnsprüchen lebt Veronika.
Oh ja!
Veronika
Heute morgen habe ich Dudley getroffen und er hat mit mir die unvergesslichste Tour meiner bisherigen Südafrika Safari gemacht. Es ging entlang der Küste über Sanddünen zu einer verrosteten Schiffswracks-Tour. Das war so irre und imposant zugleich, vor diesen verrosteten Riesen zu stehen und die Geschichte von jedem einzelnen Boot erzählt zu bekommen. Wann es gestrandet ist, warum und wie viele Tote es gab. Die Westküste in Südafrika wird auch Diamantenküste genannt. Mittlerweile wurden die Mienen geschlossen, die Arbeiter sind weggezogen, die Küste wurde einsam. Nur eine Algenart wird hier noch abgebaut, ein paar Campingplätze findet man entlang der Küste, ansonsten ist es heute, durch den wolkigen, düsteren Himmel, wie eine Geisterküste. Ach ja und Diamanten, die liegen auch noch herum und ruhen in Frieden.
Ich fahre mit Dudley durch die holprige Dünenlandschaft. Überall, selbst 100 Meter im Landesinneren, liegen Muscheln und ich frage ihn, wo die alle herkommen? Wird die Küste manchmal überflutet? Gibt es hier Ebbe und Flut? Bringt der Wind sie soweit? Nein, die Menschen. Seit 1000 Jahren essen die Menschen die Muscheln an der Küste und lassen die Schalen liegen. Jede einzelne Muschel, die hier liegt, wurde also gegessen und kann tausende von Jahren alt sein.
Ein Muschelmeer am Meer
Rostige Skelette auf einem Muschelbeet
Am flachen, nicht strukturierten Rand der Muschel erkennt man, ob sie von Menschenhand vom Stein genommen wurde.
Nachher
Vorher
Die Geisterküste Südafrikas
Natürlich muss ich alles einmal anfassen!
Die Wüstenlilie
Wo Schiffe, auch Anker!
Die Straße zur Diamantenküste
Wer erwartet schon Schiffswracks bei einer Südafrika Safari?
Robben und Wale gibt es an der Küste auch, es lohnt sich also, auf das offene Meer zu schauen.
Flamingos
Dieses Boot gehörte den Diamantentauchern, die bei jedem Wetter hinausfahren mussten. Um ihnen das zu erleichtern, reichte man den ein oder anderen Joint. Noch Fragen, warum dieses Boot untergegangen ist? ;)
Dudley Wessels: Der ehemalige Angestellte von De Beers hat die Genehmigung, Gäste durch das Sperrgebiet zu Schiffswracks und Stränden zu führen.
Wir kommen an einer kleinen Siedlung mit Ferienhäusern vorbei. „Sunset Boulevard“ steht auf einem Schild. Hier ist die Stelle, an der Veronika gerne ihre Asche ins Meer werfen lassen möchte denn: „Das Meer ist hier so ungetrieben wie ich.“
Die Begegnung mit diesen Menschen hat mir gezeigt, dass man nie genug Reisen kann, auch wenn man alle Naturwunder schon gesehen hat und jede Felsformation kennt, die Menschen, die wird man nie alle kennenlernen. Ich habe bei Veronika gemerkt, wie sie übersprudelt und wie ein dicker Schwall von Energie zu mir überschwappt. Ja, ich gebe es zu, und ich bin wirklich kein Mensch, der das oft sagt, aber ich möchte einmal so werden wie Veronika. Ich glaube das würde dir gefallen, lieber Paul. Du bist manchmal sehr traurig darüber, dass ich so viel unterwegs bin und nicht bei dir. Veronika hat mir gezeigt, wie es anders geht. Sie reist nie, sie hat all die Reisenden um sich herum in ihrem Zuhause und verbringt wunderschöne Zeiten mit ihnen. Ja, lieber Paul, das ist das Schönste am reisen und deshalb bin ich süchtig danach. Es ist so wunderbar die unterschiedlichsten Menschen kennenzulernen und die tollsten Begegnungen zu haben. Die Fotos von der Küste und den Schiffswracks auf dieser Südafrika Safari, die kann ich mir immer wieder anschauen, doch die Momente mit den Menschen, die trage ich nur im Herzen bei mir. Und in so tollen Momenten, da vermisse ich dich am meisten, denn ich würde mir wünschen, dass auch du sie in deinem Herzen trägst.
In Liebe
Deine Christine
PS: Hier noch ein paar Bilder von Green River Mouth, einer einsamen Bucht im … Nirgendwo. Ich muss sagen, dass Nirgendwo steht mir sehr gut.
Die Green River Mouth Bucht neben dem Namaqua Flower Beach Camp
Es gab kein Eis, aber ein unglaublichstes Picknick am Strand, das Mario und Anton hergerichtet haben. Wer Lust hat diese Südafrika Safari nachzureisen, der ist bei THE 4×4 Camping Safari bestens aufgehoben.
Andere Länder, andere Sitten, andere Verbotsschilder.
Im Green River spazieren Flamingos rum.
Lilies Diary war genau eine Wellenlänge hier ;)
Vielen Dank an Südafrika für die Unterstützung bei der Reise. Kurze Infos zum Nachreisen: Mit South African Airways ging es von Frankfurt aus über nacht nach Johannesburg und anschließend weiter nach Upington. Hier haben wir uns in die Obhut von Mario und Anton begeben, die uns mit ihrer 4×4 Südafrika Safari Tour sicher durch das Nirgendwo gebracht haben.
8 Kommentare
Oh, die ganzen Wracks sind ja total gruselig und die Muscheln erst…. Da musste ich an Alice im Wunderland denken nd die Typen, die die Muscheln gefuttert haben -.- Was für ein toller Trip, und danke für dne Bericht!
Gerne, gerne, gerne! Ja war total surreal!
Wow, echt atemberaubend und faszinierend. Wohin wird deine nächste Reise gehen? :)
Danke! Nach Neuseeland!!!! Drei Wochen
Hallo Christine,
ich fand Deinen Bericht super und würde das gerne “vor Ort” sehen. Wie hast Du die Tour gefunden bzw. gebucht?!
LG Kati
Schau mal, hier ist der Kontakt von unserem Tourguide:mario@delaquis.co.za