Endlich! Endlich! Endlich! Ein Schub der Vorfreude durchzuckt mich, während ich meine Koffer für die anstehende Reise packe. Dass es mich so bald wieder in das Land verschlagen würde, welches ich so tief in mein Herz geschlossen habe, hätte ich mir nicht träumen lassen. Zwei endlos lange Jahre ist es her, dass ich mit nichts als einem kleinen Rucksack bewaffnet allein losgezogen bin. Zwei endlos lange Jahre, seit mich die traumhaften Tempel von Kyoto verzaubert haben. Zwei Jahre, seit ich die Kirschblüte in voller Pracht bewundern konnte. Damals hat mich das Land durch seine Einzigartigkeit, die Freundlichkeit seiner Einwohner und seine einmalige Kultur in den Bann gezogen. Seitdem beantworte ich die Frage nach dem schönsten meiner bisherigen Reiseziele stets mit einem entschiedenen “Japan!”.
Meine Eindrücke sammelte ich damals in den bekanntesten Reisezielen Japans: Tokyo, Kyoto und Osaka. Dass man diese kulturreichen und aufregenden Orte nicht auslassen sollte, um das echte Japan Feeling zu entdecken und viele Sehenswürdigkeiten “abzugrasen”, steht außer Frage.
Doch dieser Artikel ist für diejenigen von euch, die Lust haben, in fremden Ländern auch einmal über den Tellerrand hinauszublicken und die echten Japan Insider Tipps zu entdecken. Für die Abenteuerlustigen, die Neues wagen. Für die, die den Willen besitzen, ein Land in seiner Komplexität zu erfassen.
Euch nehme ich dieses Mal mit auf eine Reise in das „unentdeckte Japan“! Hier vorab das Video meiner Japan Reise mit den schönsten Japan Sehenswürdigkeiten:
Japan Insider Tipps Reisebericht: Der ganz besondere Schrein Izumo Oyashiro
Diese Reise beginnt in der Stadt Izumo in der Präfektur Shimane. In der Stadt, die keine 200.000 Einwohner verzeichnet, befindet sich ein wohl behütetes, historisches Heiligtum und mein Tipp für euch. Es nennt sich Izumo Oyashiro. Der Izumo Oyashiro ist einer der ältesten und bedeutendsten Schreine ganz Japans. In Schreinen werden grundsätzlich (und im Gegensatz zu buddhistischen Tempeln) die Götter des Shintoismus verehrt. Dieser ist mit dem Buddhismus die verbreitetste Glaubensrichtung Japans.
Eine mit Kiefern gesäumte Allee leitet die Besucher durch eine liebevoll angelegte Parkanlage bis zu der heiligen Stätte. Der herrliche, frische Duft der Kiefern steigt einem sofort in die Nase. „Sie sind im Shintoismus ein Symbol der ewigen Jugend“, erklärt Ono, meine japanische Begleitung auf dieser Reise. Der Weg führt gerade auf den aus dunklem Holz gefertigten Schrein zu. Es ist ein uralter Bau, vermutlich aus dem 7. Jahrhundert. Einer der ursprünglichen und ersten Baustile japanischer Schreine überhaupt.
Was mir als Erstes auffällt ist ein dickes Tau aus eingedrehtem Stroh, welches den Eingang markiert. Ein sogenanntes Shimenawa. Es trennt die Welt der Götter von der diesseitigen Welt und symbolisiert damit die Anwesenheit eines Gottes. Ono erklärt mir, dass der Shintoismus viel mehr als eine Philosophie gesehen werden kann, als eine Religion. Hier besteht der Glaube, dass alle Dinge, wie auch Bäume oder Steine, eine Seele haben. Shintoismus besteht aus einer Vielzahl von Glaubensformen. Die Kami (Gottheiten) können dabei nicht nur die Form von Menschen, sondern auch von Tieren, Gegenständen oder anderen Wesen annehmen.
Die Hauptgottheit, die hier im Izumo Oyashiro verehrt wird, nennt sich Okuninushi. Er ist zuständig für alles Nicht-Materielle, wie beispielsweise die Liebe oder Wünsche. Man huldigt Okuninushi, indem man vor dem Schrein folgende Reihenfolge einhält: 2x verbeugen, 4x klatschen für seinen Mut, seine Weisheit, Liebe und Freundlichkeit, und anschließend erneut verbeugen.
Das besondere an diesem Schrein: Der Legende nach nehmen alle Kami alljährlich im November die Reise nach Izumo auf sich. In diesem Schrein versammeln sie sich und treffen zusammen, weshalb der Monat November in Izumo auch als „kami ari zuki“ bekannt ist. Das heißt soviel wie „Monat voll von Kami“. Für den Rest von Japan gilt der November dagegen als kami na zuki – der Monat ohne Kami.
Japan Insider Tipps Reisebericht: Besuch der Burg Matsue
35 Kilometer von Izumo entfernt befindet sich der nächste Anlaufpunkt. Umgeben von einem Wassergraben, erhebt sich die Burg Matsue in der gleichnamigen Stadt.
Das Matsue Schloss ist eine der letzten 12 Burgen Japans, die noch ihre ursprüngliche, originale Holzstruktur besitzen. Die im 17. Jahrhundert gebaute Burg gehörte einst dem Samuraifürsten Yoshiharu. Seit 2015 ist es offiziell als „National Treasure“ von Japan eingetragen.
Das besondere: diese Burg ist in komplettem Schwarz gehalten. Während seine starken Mauern einst dem Kriege standhalten sollten, wirken sie heute anmutig und majestätisch.
In dem Inneren der Burg lassen sich alte Samurairüstungen, Schwerter und Kunstgegenstände aus der damaligen Zeit bewundern. Von den fünf Stockwerken des Schlosses lassen sich alle besuchen, wobei man von ganz oben einen tollen Ausblick über ganz Matsue kann! Wer Meeresfrüchte mag, sollte sich DAS Fischrestaurant Matsues nicht entgehen lassen: das Miraku Ekimaeten. Hier gibt es nämlich einiges zu entdecken.
Von den feinsten lokalen Fischspezialitäten über Sushi und Tempura, bis hin zu Sashimi Variationen, finden Feinschmecker hier wirklich alles, was das Herz begehrt. Heute auf dem Menü: eine Sashimi Zusammenstellung von Hecht, Bonito, Yellowtail, kleinem Spinnfisch und Stachelmakrele. Dazu Gemüse-Tempura, gedämpfte Maultaschen und sogenannte Hanegi, ein gerollter Eiteig mit Frühlingszwiebel.
Japan Insider Tipps: Edle Schwerter im Bizen Token Village
Wenn man bereits in der Gegend ist, sollte man dem Bizen Token Village einen Besuch abstatten. Wer schon immer die Geheimnisse der Samurai lüften wollte, kann hier rausfinden, wie diese damals ihre legendären Schwerter hergestellt haben. Die Bizen Provinz gilt seit Jahrhunderten DER Ort Japans, wenn es um die Herstellung der edelsten Schwerter geht.
Zwar ist es heute in Japan offiziell verboten, Waffen herzustellen, aber die Schwerter gelten als Kunstgegenstände und dürfen daher produziert werden. Im Bizen Token Village ist es noch möglich, die jahrhundertalte Kunst und Technik der traditionellen Herstellung zu erleben. Dabei gibt es neben Ausstellungsräumen, vor Allem die Möglichkeit Handwerker und Künstler aus nächster Nähe dabei zu beobachten, wie ein Schwert von A bis Z hergestellt wird. Mit höchster Präzision arbeiten die Männer hier wochenlang an ein und dem selben Stück.
Für jeden einzelnen Schritt gibt es hier eine einzelne Abteilung:
- Schmiede – „Tosho“
- Schliff der Klinge – „Togi-shi“
- Gravur des Schwertes – Chokin-shi
- Herstellung der Klingenzwinge – shirogane-shi
- Anpassung der Schwertscheide – „Saya-shi“
- Lackierung der Schwertscheide – „Nuri-shi“
- Verkleidung des Griffes mit Rochenhaut – „Tsukamaki-shi“
Japan Insider Tipps: Das historische Kurashiki Bikan Viertel
Kurashiki ist ein treffendes Beispiel dafür, warum ich Japan so liebe. Das alte Stadtviertel in der Präfektur Okayama hat diese ganz besondere Atmosphäre, von der man sich einfach dahin tragen und verzaubern lassen kann. Vor allem die traditionellen, alten Holzfassaden prägen den Stil der Kurashiki Bikan Area. Hier wird man in eine andere Zeit mitgenommen. Zahlreiche kleine Läden und Restaurants laden dabei zu einem gemütlichen Bummel ein und hier finden sich viele Geheimtipps. Rote und weiße Lampions zieren ihre Eingänge, hier und da werden sie liebevoll mit rosa Kirschblütenzweigen dekoriert.
Durch geschwungene, ruhige kleine Gassen geht es vorbei an Porzellan oder Stoffläden, an Teegeschäften oder Süßigkeitenläden. Letztere haben es mir natürlich besonders angetan. Japanische Süßigkeiten sind einfach unvergleichbar. Die außergewöhnlichen Texturen und Geschmäcker lassen sich hier kostenlos probieren und sind gleichzeitig ein ideales Mitbringsel. Meine Lieblingssüßigkeit sind sogenannte Mochi, kleine Bällchen aus Reisteig, mit oder ohne Füllung. Dabei ist es der Teig selber, der die Mochi einzigartig macht. Durch den Reisteig bekommen diese nämlich eine wabbelige und doch kompakte Konsistenz, die man so vorher garantiert noch nie erlebt hat.
Kurashiki ist ideal, um sich treiben zu lassen und hinter jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Eine große Hilfe war dabei die Japan Official Travel App. Neben einer Vielzahl an Reisetipps und Geheimtipps rund um Japan, verfügt sie vor allem über die sogenannte „Spot-Funktion“. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Gassen, habe ich diese genutzt, um zu sehen, was es noch um mich herum zu entdecken gibt. Und siehe da: gleich den nächsten Hügel hinauf, befindet sich der Achi Schrein. Genau das liebe ich am Reisen – solche Insidertipps zu finden!
Die App leitet mir den Weg und in wenigen Minuten stehe ich in der kleinen Anlage. In seiner ruhigen Atmosphäre verbringe ich einige Zeit und bestaune wieder einmal die japanischen Bauweisen, die es mir immer so antun. Die kleinen Verzierungen, die geschwungenen Dächer, die Liebe fürs Detail. Anschließend geht es hinunter zum Kurashiki Fluss wo wir eine kleine Pause machen und den Blick auf die dahintreibenden Bötchen genießen.
Auch an traditionellen japanischen Restaurant mangelt es in der Kurashiki Bikan Umgebung nicht. Mein Insidertipp für ein perfektes Mittagessen: das Kiyutei. Hier gibt es saisonale Gerichte in traditionellem Ambiente. Lecker!
Japan Insider Tipps: Das ungewöhnliche Spektakel Awa Odori
Wollt ihr noch mehr Schwung in eure Reise bringen? Wie wäre es dann mit einem Schwung des Tanzbeines? In Tokushima findet ihr ein ungewöhnliches Spektakel, welches sich Awa Odori nennt. Es ist ein traditionell japanischer Tanz, der hier in der gleichnamigen Tokushima Präfektur seinen Ursprung hat. Ihm wird eine 400 Jahre alte Geschichte nachgesagt. Damals sollen Indigoverkäufer, die aufgrund ihres Geschäftes das ganz Land bereisten, nach Tokushima zurückgekehrt sein und verschiedendste Tanzeinflüsse mitgebracht haben. Diese haben sich folglich zu einem fusioniert: dem Awaodori. Wir befinden uns heute in den Hallen des Awa Odori Kaikan für eine exklusive Aufführung des Awa.
Die Lichter im Saal gehen aus und es wird ruhig. Der schwere Vorhang beginnt sich zu heben. Als erstes sehe ich ein Paar weibliche Füße zum Vorschein kommen. Sie stehen auf einer Art hölzernen Flip Flops auf Zehenspitzen. Bevor ich dieses Bild einordnen kann, ertönt ein lautes „Heiiiiia“ einer männlichen Stimme. Der Vorhang legt nun vollständig ihre Gesichter frei. Rhythmische Flötenmelodie und Trommeln setzen ein und die rund 15 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne beginnen sich dazu zu bewegen. Die Frauen tragen zu einem langen Kimono ungewöhnlich spitz gefaltete Strohhüte tief ins Gesicht gezogen. Die Männer tragen stattdessen zu einem kurzen Kimono ein Handtuch (Tenugui) um den Kopf gewickelt, welches unter der Nase zusammengebunden ist. Ein Look, der überrascht.
Der Tanz in Kombination mit der rhythmischen Musik und den Ausrufen der Tänzer ist ebenso ungewöhnlich und ziehen mich völlig in den Bann. Es werden sowohl traditionelle Formen sowie moderne, schnellere Tanzformen des Awa präsentiert. Anschließend sind die Besucher eingeladen, zu den Tänzern auf der Bühne dazu zu stoßen.
Der Awa Odori baut auf folgender Grundlage auf: Als erstes wird der rechte Fuß mit der Zehenspitze zuerst vor der linken Fuß gesetzt und anschließend der linke Fuß mit der Zehenspitze voran vor den rechten. Dabei befinden sich beide Arme oben in der Luft. Entsprechend der Fußreihenfolge wird der rechte Arm mit dem rechten Fuß nach vorn bewegt und andersherum. Dazu kommt eine drehende Handbewegung.
Der Gesang oder viel mehr die Ausrufe der Tänzer begleiten dabei von Zeit zu Zeit die live gespielte Musik. Einer der bekanntesten Auszüge des Textes lautet übersetzt so viel wie:
Odoru ahō ni
Miru ahō
Onaji ahō nara
Odoranya son son
Tanzende Narren und
zuschauende Narren.
Wenn wir beide Narren sind,
warum dann nicht tanzen?
Tja das dachte ich mir dann auch und habe mitgetanzt. Davon gibt es zum Glück keine Bilder. Heute wird der Tanz hauptsächlich auf eigens dafür veranstalteten Festen vorgeführt. Am bekanntesten ist das Tokushima Fest vom 12.-15. August, das mit etwa 1,4 Mio. Zuschauern eines der größten Tanzfeste in ganz Japan ist.
Japan Insider Tipps: Die Oboke Schlucht
Wer sich von der Schönheit der japanischen Natur überzeugen will und Augenblicke der Ruhe genießen möchte, sollte die Oboke nicht missen. Die beeindruckende Schlucht schlängelt sich kilometerweit durch die Präfektur von Tokushima. Bereits die Anfahrt durch die Berge gewährt malerische Eindrücke in die Landschaft. Besonders die schroffen Kalkfelsen und dramatischen Abhänge prägen das Bild der Umgebung. Zwischen ihnen strömt einer der drei großen Flüsse Japans, der Yoshino. Bei dem Anblick von oben frage ich mich erstmal, ob das ganze eine Rafting Tour wird, die uns gleich bevorsteht. Einige Stellen sehen ziemlich reißend aus!
Doch auch ein reißender Strom hat ruhige Ecken und diese nutzen wir, um an Bord eines kleinen Bootes zu steigen. Die Tour wird in einem offenen Boot angeboten, womit eine ideale Aussicht gesichert ist. Das Wasser des Oboke besitzt ein kräftiges grün-blau, das in tollem Kontrast du den schroffen, hellgrauen Felswänden steht, die sich rechts und links erheben. Aus dieser Nähe wird erst klar, aus wie vielen Gesteinsschichten diese bestehen. Könnt ihr euch vorstellen, dass der in den Schieferfelsen enthaltene Glimmer ganze 200 Millionen Jahre alt ist? Unser Boot treibt nah an ihnen vorbei. Es gibt immer wieder Wechsel zwischen schnelleren Strömungen und leicht dahintreibendem Gewässer. Die einzigen Geräusche hier kommen von dem treibenden Fluss und nehmen ab und an zu, wenn ein kleiner Wasserfall rechts oder links zum Yoshino dazu stößt.
Der Anblick von hier unten verleiht Ruhe und bringt mich gleichzeitig ins Staunen über das Alter und die Schönheit der Natur. Nicht umsonst ist der Fluss seit 2014 auch zum nationalen Naturdenkmal erklärt worden. Die Schönheit der Region hat außerdem bereits zu mehrfachen Auszeichnungen als „besonders schöne Landschaft“ in Japan geführt.
Die Vögel und das Rauschen des Wassers sind die einzigen Geräusche weit und breit
In dieser Region wartet bereits noch ein besonderer Ort auf euch. Und der lädt euch ein, auf den Pfaden der alten Samurai zu wandeln. In dieser abgeschiedenen Gegend, deren Landschaft geprägt ist von steilen Berghängen und felsigen Schluchten, liegt die Iya Kazura, eine uralte Brücke, von den Samurai gefertigt. Ihre Besonderheit liegt in ihrer Bauweise: sie ist vollständig aus Ranken gefertigt.
Ende des 12. Jahrhunderts gab es in der Nähe eine große Schlacht zwischen zwei rivalisierenden Samuraiklans, dem Manaoto und Taira Klan. Um sich vor dem Feind in Sicherheit zu bringen, erbaute der Taira Klan die Iya Kazura über der Schlucht, 14m über dem tobenden Wasser des Iyagawa Flusses. Sollte der Feind sich nun nähern, könnten sie die Ranken der Brücke mit ihren scharfen Klingen durchtrennen und sich somit schützen.
Auf der 800 Jahre alten Brücke könnt ihr also tatsächlich in die Fußstapfen der Samurai treten. Sie besitzt eine Gesamtlänge von 45m und Breite von zwei Metern. Damit fällt die Möglichkeit weg, sich an beiden Seiten festzuhalten – traut ihr euch?
Japan Insider Tipps: Der zauberhafte japanische Ritsurin Garten
Ein weiterer Grund, weshalb ich mich in Japan verliebt habe, sind die japanischen Gärten. Liebevoll angelegt und behütet, haben diese oft länger als ganze Schlösser gebraucht, um erschaffen zu werden. Ein solcher Garten ist auch der Ritsurin Koen. Spaziert über seine Wege und ihr werdet wissen was ich meine – die japanische Ästhetik ist einzigartig!
Der Ritsurin Koen ist insbesondere für seine ausgesprochene Schönheit bekannt. Er wurde im späten 16 Jahrhundert von damaligen Fürsten angelegt und anschließend von einer der bekanntesten Samuraifamilien, den Matsudaira, instand gehalten. Fast 200 Jahre hat es gedauert, bis der Garten zu seiner Perfektion gereift und gewachsen ist. Wenn man den Ritsurin Koen betritt, erfährt man ein Stück weit das Gefühl der damaligen Edo Ära.
Zwischen sechs Seen und 13 Hügeln bekommt man hier einen Eindruck japanischer Garten-Traditon und Techniken. Kleine Wege verbinden die malerischen Orte des Gartens miteinander. Dabei sind kleine Inseln mit Brücken verbunden, von denen man Boote aus beobachten kann, die auf den Seen dahintreiben. Man könnte Stunden damit verbringen, durch den 75 Hektar großen Garten zu streifen. Falls ihr euch aber etwas ganz besonderes nicht entgehen lassen wollt, dann stattet unbedingt dem Kikugetsu-tei einen Besuch ab. Das ist ein kleines Teehaus, das den schönen Süd-See des Parks überblickt. Hier könnt ihr entweder an einer Teezeremonie teilnehmen oder euch zeigen lassen, wie der typische japanische Matcha Tee richtig zubereitet wird.
Auf geht es zur Teezeremonie
In den japanischen Teehäusern herrscht noch richtig traditionelles Flair, welches ihr euch nicht entgehen lassen solltet
Hier kann man lernen, wie Matcha Tee richtig zubereitet und serviert wird
Der Matcha Tee wird zusammen mit einer kleinen Süßigkeit serviert
Mit einem heißen Matcha in der Hand lässt sich der Blick vom Teehaus auf den Südteich genießen
Japan Insider Tipps: Die 785 Stufen zum Kotohira-gu Schrein
Auf den letzten Metern geht es noch einmal hoch hinaus! Und war ganze 521m. Oder sollte ich lieber sagen 785 Treppenstufen?
Das Ganze hört sich aber tatsächlich schlimmer an als es ist und ist im Endeffekt eine kleine Challenge mit großartiger Belohnung am Ende! Die Rede ist von dem Kotohira-gu Schrein. In der Kagawa Präfektur wartet dieser auf dem Berg Zouzu auf euch!
Offiziell heißt es, dass der Weg zum Kotohira-gu Schrein einer der schwierigsten Wege zu einem Tempel oder Schrein in ganz Japan ist. Bei den Japanern ist dieser auch als Pilgerweg bekannt. Also: wenn sich selbst 80-jährige Japaner hier hoch mühen, dann gibt es keine Ausreden. Los geht es. Die ersten Treppenstufen führen noch durch ein kleines Einkaufsviertel. Schnell noch eine Waffel auf die Hand, die Kalorien sind ja eh gleich wieder unten. Der Weg führt anschließend vorbei an kleinen Gedankenstätten und -tafeln. Ab und an ein kleines Waldstück. Als sich vor mir ein großer Schrein erhebt, atme ich auf. Doch Ono lacht und sagt: „Das ist nur der Nebenschrein“. Okay, doch nicht aufatmen. Sie erzählt mir beim Weitergehen die Geschichte des Mafiabosses Shimizu Jirocho, der damals seinen Vertreter zu dieser Stätte schickte, um eine Opfergabe in Form eines wertvollen Schwertes darzubringen. Dieser verwechselte jedoch auch den Hauptschrein mit dem prächtigen Nebenschrein. Er verließ den Ort wieder, während die Opfergabe also auf halbem Weg nach oben liegen blieb. Ob da wohl jemand nur keine Lust auf sportliche Betätigung hatte?
Weiter oben erreichen wir endlich den Hauptschrein. Und wie der Weg sich gelohnt hat! Unter uns erstreckt sich jetzt ein Panorama auf die gesamte Stadt. Kilometerweit lässt es sich von hier blicken. Und mit dieser Aussicht thront hier oben der Kotohira-gu. Der uralte Schrein ist wie der Izumo Oyashiro im Taisha Baustil gehalten, einer der ältesten und ursprünglichen Baustile. Bei diesem Schrein wird vor allem der Gott Omononushi verehrt. Er ist der Gott des Handels und des Meeres.
Japan Insider Tipps: Heiße Quellen im Dogo Onsen
Ein absolutes Must-Do einer jeden Japan Reise ist der Besuch eines Onsen. Onsen sind Bäder, die durch natürliche, heiße Quellen gespeist werden. Durch vielen im Wasser enthaltenen Minerale gelten die Onsen als gesundheitsfördernd und werden vor allem zum Entspannen nach der Arbeit genutzt.
Auch wenn es im ganzen Land eine Vielzahl dieser Bäder gibt, rate ich unbedingt zu einem Besuch eines originalen, alten Onsen. In der Stadt Matsuyama, in der Ehime-Präfektur, findet ihr genau das. Hier versteckt sich eines der ältesten und bekanntesten Bäder, das Dogo Onsen. Ursprünglich war dies das Bad der Kaiser. Die Innenverkleidung des Onsen ist aus altem Holz und Atmosphäre sehr ruhig, entspannt und andächtig. In dieser Art von Bädern gibt es eine echte Knigge, an die es sich zu halten gilt. Die Bäder werden beispielsweise grundsätzlich nackt besucht. Der Vorgang selber findet in reger Abwechslung zwischen heißem Bad und kühler Dusche statt. Zudem sind laute Gespräche zu vermeiden und oftmals gelten Tattoos als verpöhnt. In einigen Bädern ist dies kein Problem, wie auch im Dogo Onsen, aber diese Umstände sollte man lieber vorher abklären.
Im Dogo Onsen gefällt mir besonders der Ruheraum. Anders, als wir es vielleicht aus Sauna Landschaften kennen, stehen hier keine Liegen. Stattdessen ist der Boden mit Bastmatten ausgekleidet und für jeden Besucher gibt es ein kleines Sitzkissen. In den Ruhepausen wird hier Matcha Tee mit einer kleinen Süßigkeit serviert.
Leider war es aus verständlichen Gründen nicht möglich, in dem Onsen viele Fotos zu machen, aber einen Eindruck findet ihr hier: Dogo Onsen
Japan Insider Tipps: Die wunderschöne Matsuyama Burg
Kommen wir nun zu einem meiner persönlichen Highlights dieses Trips. Auf dem Berg Katsuyama, über der Stadt Matsuyama, thront deren wunderschöne, gleichnamige Burg. Aber bevor ihr denkt: „Nicht schon wieder Treppen steigen“, seid beruhigt, denn hier führt glücklicherweise ein Lift hinauf.
Die Matsuyama Burg ist wie die Matsue Burg eines der 12 Schlösser, die in Japan noch in ihrem Originalzustand erhalten sind. Kennzeichnend ist neben ihrem Standort vor allem ihr Mix aus schwarzer und weißer Verkleidung. An ihren riesigen, imposanten Burgmauern steigt man herauf und betritt einen Vorhof zur Burg. Eine lange Allee von Kirschbäumen, die hier Ende März in vollen Pracht blühen werden, säumt den Weg zur Burg. Diese erhebt sich majestätisch am anderen Ende. Rechts und links vor ihrem Eingang wiegen sich Bambussträucher leicht im Wind.
Das sind die Momente, wo ich das Gefühl im Bauch bekomme, das Leute haben wenn sie verliebt sind. Dieses Glücksgefühl, dass einen von ganz tief innen durchströmt und in sich grinsen lässt. So geht es mir mit Japan. Mich machen so Kleinigkeiten wie die liebevoll verzierten Dächer glücklich. Die ersten Knospen der Kirschblüten, die sich öffnen. Der Ausblick von hier oben und die Schönheit all dieser Dinge zusammen. Ich halte einen Moment inne und schaue mich einfach nur um. Die Gesamtheit der Eindrücke aufsaugen. Anschließend trete ich ein.
Die Burg selber besteht aus mehreren Gebäuden, die durch Gänge miteinander verbunden sind. Das Innere gewährt Besuchern einen Einblick in ihre Geschichte und die Samurai, die dort lebten. Man kann ihre alten Rüstungen bewundern und sogar ihre Schwerter in der Hand halten.
Das Beste erwartet einen natürlich mal wieder zum Schluss: das 360 Grad Panorama aus dem obersten Stockwerk. Wer dachte, der Ausblick von dem Vorhof könne nicht besser werden, muss erst einmal hier rauf kommen. Von hier aus lässt es sich über die gesamte Stadt Matsuyama blicken und bis hin zum Meer.
Die wohl schönste Jahreszeit in Japan – der Frühling!
Ich verlasse Japan mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weinend, weil ich gar nicht wieder weg will. Lachend, weil ich dankbar für all die tiefen Eindrücke bin, die mir diese Reise gewährt hat. Wer das Japan und seine Geschichte wirklich kennenlernen will, sollte sich nicht scheuen, einen Zug raus aus Tokyo oder Osaka zu buchen und eine Rundreise zu machen. Es lohnt sich.
Es warten dort draußen noch so viele tolle Fleckchen Erde mehr, die entdeckt werden wollen. In Präfekturen wie Tokushima oder Matsuyama erwartet euch alles, nur kein Massentourismus. Ihr gewinnt Zeit und Ruhe, die Orte und Momente für euch aufsaugen zu können. Hier könnt ihr so richtig in das bezaubernde Japan eintauchen. Lasst euch mitnehmen auf eine Zeitreise und wandelt auf den Pfaden der Samurai. Wenn ihr also auf der Suche nach einer Reise abseits der gewohnten Pfade seid, dann macht euch auf, in das unentdeckte Japan – ein unvergleichliches Reiseland.
Mehr Fotos von Japan Insider Tipps:
Die Burg Matsuyama
Traditionelles Essen
Im Inneren lassen sich alte Rüstungen der Samurai bewundern
Hier wird das Eisen für die Schwerter wieder und wieder gepresst und zusammengeschmolzen.
Zahlreiche dieser kleinen Gassen schlängeln sich durch Kurashiki
Wer genug von Laufen hat, kann sich auch herumfahren lassen
Die Tänzerinnen tragen spitz gefaltete Strohhüte ins Gesicht gezogen
Die Gesteinsschichten lassen darauf schließen, dass dieses Gebiet sich Tausende Jahre lang unter dem Wasser befunden hat.
Kleine Wasserfälle stoßen hier und da dazu
Der Ritsurin Koen lädt zum gemütlichen Spazieren und Träumen ein
Die Atmosphäre des Teehauses Kikugetsu-tei ist herrlich beruhigend
Kleine Brücken verbinden die Inseln des Sees miteinander
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Das Penis Festival Kanamara Matsuri in Japan
Diese Reise ist in Kooperation mit Japan National Tourism Organization (JNTO) organisiert worden.
5 Kommentare
Hallo,
ein super Blogbeitrag! :) hört sich nach einer großartigen Reise an!
Für uns geht es bald auch nach Japan und wir würden auch gerne Richtung Oboke-Schlucht.
Dürfen wir mal fragen, wie du dort hingekommen bist und wie du sich in Japan auf dieser Reise fortbewegt hast? :) mit dem Zug oder eher mit dem Bus.
Ganz lieben Dank schonmal
Den Artikel hat eine Co-Bloggerin geschrieben, deswegen kann ich dir nicht mehr Infos geben als du im Post lesen kannst. Sorry! Aber trotzdem viel Spaß!
Hallo,
das ist aber schade. Genau die gleiche Frage ist mir auch sofort in den Sinn gekommen… es gibt aber doch sicher die Möglichkeit, den Namen/Kontakt deiner Co-Bloggerin zu erfahren?
Danke! und beste Grüße
Karo
Ein wirklich toller Bericht mit atemberaubenden Eindrücken. Vielen Dank dafür!