Kaum spricht man das Wort aus, denken alle an weite Steppen, vereinzelte Wasserlöcher, aus denen ein Löwe trinkt, große, grazile Giraffen, die Blätter aus Baumkronen fressen und eine Landschaft, wie aus einem Traum. Südafrika. Ja, Südafrika ist ein Traum, nur scheine ich eine der wenigen Menschen zu sein, die keine Big Five gesehen hat, sondern einen tobenden Atlantik, verrostete, mystische Schiffwracks in einem Meer von Muscheln und Diamanten und Blumenteppiche wohin das Auge reicht.
Es war genau vor einem Jahr, als ich in Südafrika war, fünf Stunden von Kapstadt entfernt in der einsamen Nordkap-Provinz namens Namaqualand. Hier liegen an der Küste in einem ehemaligen Minengebiet verrostete Schiffswracks, von denen jedes seine eigene kleine Geschichte hat: „Das ist gekentert. Die Arbeiter waren wahrscheinlich zu bekifft. Es war kalt. Eisig kalt da draussen auf dem Meer“, erzählt Dudley Wessels. Trostlos, doch irgendwie auch absolut faszinierend, liegen die verrosteten Schiffe an der Küste. Mein Blick schweift immer wieder über den Boden. Ich würde so gerne einen finden auch wenn ich weiß, dass ich ihn nicht behalten darf. Einen Diamanten an der Küste finden, das ist fast wie ein vierblättriges Kleeblatt im Wald zu entdecken. Obwohl, ich muss sagen, die Wahrscheinlichkeit hier einen funkelnden und glitzernden Stein zu finden ist groß, schließlich laufen wir über ein Diamantensperrgebiet.
Abgesehen von den vereinzelnd funkelnden Diamanten ist die Provinz am Nordkap grau. Endlose Steppe, kilometerlange Küste. Nur einmal im Jahr erwacht das Land zum Leben und ist nicht wieder zu erkennen. Während in Deutschland die Blätter langsam von den Bäumen fallen und leblos auf der asphaltierten Straße liegen, blüht hier, im wahrsten Sinne des Wortes, alles auf. Zwischen August und Oktober verwandelt sich der Landstrich Namaqualand in ein leuchtendes Blütenmeer. Monet hätte seine wahre Freude gehabt an diesem Anblick. Ich auch. Doch sprachlos war ich eigentlich schon vorher, vom Namaqua Flower Beach Camp.
Nur unfern vom Namaqua National Park, liegt ein wunderschönes Camp direkt am Atlantik. Hier gibt es nichts, wirklich nichts, nicht einmal Handyempfang. Es war das erste Mal, in den letzten drei Jahren, dass ich drei Tage kein Internet hatte. Ich saß den ganzen Tag im Campingstuhl vor meinem safarigrünem Zelt. Hier im Nirgendwo wurde der morgendliche Kaffee zum Luxus und die Flasche Wein auf den Klippen im diffusen Licht des Sonnenuntergangs ein unvergessliches Erlebnis. Noch ein Abend unter dem Sternenhimmel und vor dem leuchtenden Feuer, bevor es endlich soweit war – der Frühling wartete auf uns.
Nur wenige Kilometer vom Camp entfernt wartet das beeindruckende Naturschauspiel auf uns. Wir haben Glück. Wann genau die Blüte ihre Pracht entfaltet, kann niemand sagen. Meistens nach den Regentagen von Ende August bis Anfang September. Wir kommen genau richtig. Ich sehe ihn schon aus der Ferne leuchten, den orangefarbenen Blütenteppich.
Dann halten wir an, direkt vor der Wiese und es ist einfach wunderschön. Ich traue mich kaum hinein zu laufen. Ich könnte ja Eine kaputt machen, Eine dieser wunderschönen orangen Blüten, die es zwar in millionenfacher Ausführung gibt, aber trotzdem möchte ich keine einzige davon zerstören, denn sie ist ein Stück von diesem Ganzen. Dieser Pracht.
Da stehe ich also. Vor einer Blumenwiese und ich kann mir nicht vorstellen, dass mich eine Giraffe oder ein Elefant mehr begeistern könnte, als diese stillen, friedlichen Blumen. Schon oft habe ich vom Blumenteppich im Namaqualand gehört. Meistens in einer Auflistung von den 20 schönsten Orten auf der Welt. Doch einmal davor stehen, ist dann doch faszinierender, als man sich hätte träumen lassen.
Das ist meine ganz persönliche Geschichte über ein bezauberndes Land namens Südafrika. Es ist riesig und hat unendlich viele Geschichten zu erzählen. Einige davon findet ihr auf dem Tumblr-Blog Südafrika Erleben. Hier findet ihr wirklich spannende Geschichten, Berichte über außergewöhnliche Orte und Insider Tipps von ehemaligen und für zukünftigen Reisenden.
Wenn ihr schon einmal in Südafrika gewesen seid, könnt ihr eure Reise-Erlebnisse auf der Seite hochladen und mit anderen teilen.
Zu gewinnen gibt es auch was: Eine einwöchige Reise nach Kapstadt für zwei Personen im Doppelzimmer inklusive Hin- und Rückflug. Am Ende des Jahres wird die Jury den Verfasser des besten Beitrags auswählen.
Ich kann euch aber versichern, in Südafrika erlebt man so viele Momente, die man soooo gerne teilen möchte. Ich teile jetzt noch meine schönsten Fotos mit euch:
11 comments
Stimmt, Afrika verbindet man wirklich mit Steppe und Safari.
Wir haben dieses Blumenmeer bisher immer verpasst. Trotzdem war es immer schön, zumindest dort, wo wir waren. Nachdem wir die größeren Städte kennen gelernt haben, fahren wir nur noch an die Küste.
Schöne Grüße
Tim
Hallo Tim,
du schreibst ihr habt das Blütenmeer bisher immer verpasst…zu welcher Zeit ward ihr immer?
Schönen Gruß, Claudia.
Man glaubt nicht, welch schöne Landschaften es auf der Welt gibt. Das ist ja wirklich super schön dort. Hier passt alles zusammen. Tiere, Pflanzen und Wasser. Es schön, wenn es noch Menschen gibt, die diese Schönheiten erkennen. Vielen fehlt der Sinn für die Natur und für das, was sie hervorbringt.
Vielen Dank für die tollen Bilder und Bericht :-)
Gerne, gerne, gerne :)
Wow, wirklich herrliche Fotos der Blütenpracht!
In welchem Monat hast du das Blumenmeer bestaunt?
Lieben Gruß
Es ist immer zu einer ganz bestimmten Zeit… Ich kann es dir aber nicht mehr zu 100% sagen, weil es schon länger her ist…
Wunderschön. Wie im Paradies …
Ich sehe gerade eine Reportage in 3 Sat über das Manaqualand und wollte wissen wo dieses Paradies liegt. So habe ich deine tollen Fotos entdeckt. Danke