Viele von euch kennen aus ihrer Kindheit bestimmt einen ganz besonders quirligen Filmstar – Flipper. Manchen von euch ist die Geschichte seines Lebensendes vielleicht noch nicht bekannt. Insgesamt fünf weibliche Tümmler teilten sich die Rolle von Flipper, zum Ende hin spielte besonders Delfinin Cathy eine tragende Rolle, die ihr irgendwann zu viel wurde. So beging sie, laut Einschätzung ihres Tierpflegers, Selbstmord. Delfine atmen im Gegensatz zu uns Menschen bewusst, sie kontrollieren ihren Atemzug. Flipper-Delfin Cathy entschied sich, einfach aufzuhören und so ihr Leben zu beenden, um dem Trubel der Filmbranche und dem Leben im Seaquarium in Florida zu entfliehen.
Reisen ist meine Leidenschaft. Warum? Weil ich so in andere Welten eintauchen kann, neue Lebensräume entdecke, bisher Unbekanntes über Flora und Fauna und die Lebewesen unseres Planeten lerne. Zu meinen schönsten Reiseerinnerungen zählen viele Momente, in denen ich Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten durfte. Beispielsweise auf den Malediven, als wir mit einem Boot in den Sonnenuntergang tuckerten und das Glück hatten, eine ganze Schule von Delfinen bei ihrer abendlichen Schwimmrunde zu beobachten. Diese faszinierenden Tiere schwammen um das Boot herum, sprangen glücklich aus dem Wasser und spielten miteinander.
Ja, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten hat etwas Magisches. Und wisst ihr, was so ganz und gar nicht zu WILDtieren passt – sie in Gefangenschaft zu halten. Sie in ein Betonbecken zu sperren, sie medikamentös zu beruhigen, sie zu dressieren und unter Zwang zur Schau zu stellen, so wie es in vielen Teilen der Welt und sogar in Deutschland immer noch gemacht wird. Heute möchte ich euch gemeinsam mit WDC, Whale and Dolphin Conservation, über die aktuelle Situation der Delfinarien informieren und dazu aufrufen, keine Delfinarien mehr zu besuchen.
Tierquälerei beenden: Warum sind Delfinarien nicht artgerecht?
Unter artgerechter Haltung versteht man Formen der Tierhaltung, bei denen an die natürlichen Lebensbedingungen der Tiere erinnert wird und auf bestimmte angeborenen Verhaltensweisen der Tiere Rücksicht genommen wird. Und nun frage ich euch – kommt ein Betonbecken mit Wasser, ohne andere Wassertiere und Pflanzen, die Strömungen des Meeres und vor allem die Weite wirklich das gleiche wie das offene Meer? Ich denke, diese Frage kann jeder nur mit Nein beantworten.
Delfine und Wale legen in ihrem natürlichen Lebensraum jeden Tag viele Kilometer zurück. Das ist in einem Wasserbecken im Delfinarium schwer möglich. Außerdem leben die weiblichen Tiere in Schulen, die oft mehrere Generationen umfassen und in denen die Tiere sich untereinander verstehen. Diese „freien Gemeinschaften“ sind in Delfinarien leider nicht möglich sondern sind immer vom Mensch festgelegt. Die Tiere werden von ihren Familien getrennt und leben oft monatelang in Einsamkeit und Isolation, besonders wenn sie sich nicht mit ihren fremden Artgenossen verstehen. Auch wenn in Delfinarien das Training und die Spiele, welche die Mitarbeiter den Tieren beibringen, oft als gleichwertige Beschäftigung präsentiert werden, können sie das Spiel der Tiere untereinander in freier Wildbahn niemals ersetzen.
Tierquälerei beenden: Werden Delfine und Wale in Gefangenschaft krank?
Tatsächlich hat WDC dazu erschreckende Statistiken. Die Sterberate von Orcas in Gefangenschaft ist im Vergleich zu freilebenden Artgenossen mehr als doppelt so hoch. Auch Große Tümmler und Belugas sterben im Delfinarium früher als in Freiheit. Außerdem sind die Tiere von der Gefangenschaft oft so frustriert, dass sie sich gegenseitig (oder sogar ihre Trainer) angreifen.
Und manche Delfine, wie Flipper-Darstellerin Cathy, geben einfach auf und begehen Selbstmord. Mit dieser Entscheidung ist sie keinesfalls ein Einzelfall.
Tierquälerei beenden: Woran erkenne ich, dass es den Tieren nicht gut geht?
Wildtiere in Gefangenschaft zeigen oft ähnliche Verhaltensmuster. Delfine und Wale ziehen im Wasser endlose Kreise, während beispielsweise Elefanten und Tiger ihre Runden in den Käfigen drehen. Bei männlichen Orcas ist aufgefallen, dass alle Tiere, die in Gefangenschaft leben, eine geknickte Rückenflosse haben. Dieses Phänomen kommt bei gerade mal einem Prozent der Tiere in Freiheit vor.
Ich kann mich auch an das schrecklichste Tiererlebnis auf Reisen erinnern. Es war der Tag, als ich im SeaWorld Florida war und sah, wie ein Orca aus einem Schwimmbecken sprang. Als der Meeressäuger auf die Wasserfläche platschte, bekam mein Herz einen Riss. Wie können Menschen diesen Schwertwalen solch unwürdige Lebensbedienungen antun, nur um belustigt zu werden? Ob Elefantenreiten in Sri Lanka, ein Koala-Baby im Zoo kuscheln oder Tigerbaby- Selfies in Südafrika, was für die Urlauber ein kurzes Vergnügen ist, bedeutet für die Tiere lebenslange Quälerei. Ich verstehe die Faszination für Wildtiere und es gibt viele Möglichkeiten, ihnen auf Reisen respektvoll zu begegnen, wenn man sich vorher gut informiert.
Tierquälerei beenden: Was kann man gegen die Delfinarien tun?
Zuallererst einmal: Besucht keine Delfinarien oder Zoos! Wenn kein Mensch mehr Wildtiere in Gefangenschaft sehen möchte und somit die Eintrittsgelder ausbleiben, dann werden diese Einrichtungen wohl oder übel irgendwann schließen müssen.
Aktuell läuft die Kampagne FREI – Mein Zuhause hat keine Wände. Schaut unbedingt auf der Kampagnen-Webseite vorbei und unterzeichnet den Protest. Wer unterschreibt, sendet direkt eine Email an die beiden Zoodirektoren und hat noch die Möglichkeit, persönliche Zeilen einzufügen. Hier geht’s zur Kampagnen-Webseite: FREI – Mein Zuhause hat keine Wände
Darüber hinaus könnt ihr WDC natürlich auch mit Spenden unterstützen oder eine Patenschaft für ein Tier übernehmen, z.B. für einen Delfin, einen Orca, Buckelwal oder eine allgemeinere Meeresschutz-Patenschaft. Schon ab 5 Euro im Monat könnt ihr die Arbeit von WDC unterstützen. Ein wunderbares Geschenk auch für tierliebende Freunde, denn ihr bekommt eine persönliche Urkunde, spannenden Hintergrundinformationen zu WDC, das vierteljährliche Magazin „Wal&Meer“ und regelmäßig Neuigkeiten per E-Mail, was mit eurer Spende angefangen wird.
Tierquälerei beenden: Was macht WDC eigentlich genau?
WDC ist die weltweit führende Organisation, die sich ganz dem Schutz der Wale und Delfine widmet. Sie überzeugen Regierungen, Wildfänge von Walen und Delfinen zu verbieten. Außerdem schafft der WDC Meeresrefugien. Sie dienen lediglich als Zwischenstation. Dort werden gefangene Wale und Delfine auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Oder WDC bietet Walen und Delfinen, die nicht ausgewildert werden können, eine artgerechtere Unterbringung im Meer.
Wunderbare Erfolge von WDC sind z.B., dass Delfinarien in Indien gänzlich verboten wurden. Auch der Import von Belugas in die USA wurde inzwischen verboten. Außerdem erhielt WDC nach einem Rechtsstreit mit dem Tiergarten Nürnberg Einsicht in die Akten zur Tierhaltung. Seither gibt es also öffentliche wichtige Einblicke in die Geschehnisse hinter den Kulissen.
Tierquälerei beenden: Gibt es noch weitere Delfinarien in Deutschland?
Ja, tatsächlich gibt es in Deutschland noch zwei Delfinarien, in denen insgesamt 15 Wildtiere leben müssen. In Duisburg befinden sich 7 Große Tümmler (zwei Wildfänge, fünf in Gefangenschaft geborene Individuen) und ein Amazonas-Flussdelfin (Wildfang). In Nürnberg werden täglich 7 Große Tümmler (drei Wildfänge, vier in Gefangenschaft geborene Individuen) zur Schau gestellt.
Tierquälerei beenden: Was kann man statt einem Delfinarien-Besuch unternehmen?
Es gibt zahllose Möglichkeiten, um mit Kindern bleibende und nachhaltige Erinnerungen zu schaffen, ohne einen Zoo oder ein Delfinarium zu besuchen. Meine Vorschläge für tierfreundliche Ausflüge mit Kindern:
- Ab in den Wald! Ein Waldspaziergang tut nicht nur dem Körper und dem Geiste gut, sondern es gibt dabei so viele spannende Dinge zu entdecken. Bei unserem letzten Familienurlaub standen wir geschlagene 15 Minuten vor einem Ameisenhaufen und haben uns das Gewusel der kleinen, fleißigen Arbeiter angeschaut. Auf eurer kleinen Wanderung könnt ihr außerdem kleine Andenken sammeln wie Blätter, die ihr im Anschluss zu Hause presst und Deko daraus bastelt oder Karten. Und wenn die Kinder keine Lust mehr aufs Spazieren haben, kann man im Wald herrlich verstecken spielen.
- Beach Clean Up: Wenn ihr einen Strandurlaub plant, dann packt euch am Ende des Badetags einen Müllsack und macht ein abschließenden Beach Clean Up. Sammelt alle Müll und Plastikteilchen ein, die ihr so findet. Kinder lieben diese „nachhaltige Schatzsuche“ und ihr tut etwas Gutes für alle Meeresbewohner und Küstenvögel.
- Fahrradtour durch die Umgebung: Auf die Räder, fertig, los! Packt euch die Fahrradtaschen mit Leckereien voll, bringt die Kindersitze an und setzt die Helme auf und erkundet eure Umgebung mit dem Rad. Das abschließende Picknick darf dann auf einer schönen Wiese im Park eingenommen werden. Und wer weiß, vielleicht kommt euch noch das ein oder andere Eichhörnchen oder eine Entenfamilie besuchen …
- Besuch im Tierheim: Wenn ihr ältere Kinder habt, dann plant doch mal einen Besuch im Tierheim oder einer Tierschutz-Organisation ein. Manchmal suchen lokale Einrichtungen Hilfe beim Gassi gehen, Füttern, Putzen und anderen Dingen, die anfallen. Besonders für Kinder, die nicht mit einem Tier zusammenleben, ist so ein Besuch spannend und lehrreich.
- Besondere Spielplätze finden: Es muss nicht immer der Spielplatz um die Ecke sein. In eurer Stadt gibt es sicher besondere Spielplätze, die ihr noch entdecken könnt – mit Themenschwerpunkten wie Wasser, Wald oder Holz. Ein wunderbarer Guide für Berlin ist der Spielplatzguide Berlin – Reiseführer für Familien: Die genialsten Spielplätze und besten Eisdielen* (*Affiliate-Link)
Darin findet ihr schöne Fotos von Spielplätzen und den schönsten Eisdielen in der Nähe. Außerdem führen euch die illustrierten Karten ganz unkompliziert durch Berlin. Was sind eure Ideen für alternative Familienausflüge? Schreibt sie uns in die Kommentare!
Die Momente mit Wildtieren haben einen unvergleichlichen Zauber und ich wünsche jedem von euch, dass ihr einmal die Chance habt, diese Tiere auf offenem Meer zu erleben. Denn einen Delfin in einem Wasserbecken zu beobachten ist Lichtjahre davon entfernt, ihn in seiner natürlichen Umgebung zu beobachten. Hier geht es noch einmal zur Kampagnen-Webseite von WDC.
Vielen Dank, dass ihr den Onlineprotest von WDC unterzeichnet. Gemeinsam schaffen wir es, dass alle Delfinarien in Deutschland geschlossen werden!
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