Chin-chin, Prost, Salute! Willkommen zu den schönsten Venetien Sehenswürdigkeiten! Zum Anstoßen auf Erfolge, auf die Liebe oder einfach auf die Geselligkeit; mit einem perligen Glas Prosecco macht das besonders viel Spaß! Aber ich bin ganz ehrlich, vor meiner Reise nach Norditalien habe ich mir beim Anstoßen keine Gedanken darüber gemacht, dass der Prosecco – vergleichbar mit Frankreichs Champagner oder dem spanischen Cava – ja auch irgendwo eine Heimat haben muss. Denn Prosecco ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung und nur der Schaumwein, der in der italienischen Provinz Venetien produziert wird, darf sich Prosecco nennen.
Hier zwischen der Lagune von Venedig und den Tälern der Voralpen befindet sich eine Hügellandschaft, wo sich die Weinreben spektakulär auf steilen, schmalen Hängen ranken, wo die grüne Landschaft nur unterbrochen wird durch traditionelle Bauernhäuser, kleine Weingüter und malerischen Kirchen. Auf den sogenannten Proseccohügeln wächst die feine Glera-Traube, aus der der Prosecco gepresst wird. Das hört sich nicht nur lecker an, die Region ist auch noch so wunderschön, dass sie 2019 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
Am schnellsten erreicht man die italienische Provinz Venetien von Deutschland mit dem Flugzeug via Venedig. Die Fluggesellschaft easyJet bietet beispielsweise mehrmals wöchentlich eine Direktverbindung von Berlin nach Venedig an. Nach weniger als anderthalb Stunden Flug, landen wir schon wieder und das Ganze ist auch noch richtig günstig, man findet Oneway-Flüge schon ab etwa 30 Euro. Was wir super finden: Zusätzlich gleicht easyJet die treibstoffverursachten CO2-Emissionen aller Flüge aus, wer mehr darüber erfahren möchte kann das hier tun: Reduzierung der CO2-Emissionen bei EasyJet
Mit dem Auto geht es dann noch eine weitere Stunde Richtung Norden und ich bin in den weinbewachsenen Hügeln Venetiens angekommen. Was ich dort erlebt habe und was ich euch bei einem Besuch der Proseccohügel empfehlen kann, lest ihr hier in meinen fünf schönsten Venetien Sehenswürdigkeiten!
Venetien Sehenswürdigkeiten: 1. Prosecco von A-Z – Eine Tour im Weingut Canevel
Spumante, Frizzante, DOCG, Glera, Brut, Demi-sec, Perlage …? Wer hier nur Bahnhof versteht, dem geht es ähnlich wie mir. Wein ist eine Wissenschaft und für mich gibt es definitiv noch viel zu lernen. Also steht für mich als allererstes ein Besuch bei einem der zahlreichen Weingüter Venetiens an, beim Weingut Canevel, wo ich mehr über Prosecco, seine Herkunft und Herstellung erfahren möchte.
Canevel wurde 1979 als Zwei-Mann-Unternehmen gegründet und produziert inzwischen bis zu 800.000 Flaschen jährlich. Der Name „Canevel“ – kleiner Keller – passt damit inzwischen also eigentlich nicht mehr. Das merke ich auch, als die breite Auffahrt den Blick auf das herrschaftliche Anwesen freigibt, das heute als Unternehmenssitz dient. Es liegt im Herzen der Gemeinde Valdobbiadene, zwischen zwei Tälern auf einem kleinen Hügel, ringsherum so weit das Auge reicht das Grün der Weinreben. Auf etwa 8.000 Hektar Rebfläche wird in Venetien die Glera Traube angebaut, die mit mindestens 85 % den Hauptbestandteil des Prosecco ausmacht. Der Boden ist saftig, das Klima mild, ideale Voraussetzungen für die Produktion hochqualitativer Weine. Und da die Hänge dort so steil sind, dass keine Maschinen bei der Weinlese zum Einsatz kommen können, werden in anstrengender körperlicher Arbeit nur die besten Trauben manuell selektiert.
Bei Canevel bekommt man auf einer geführten Tour einen Einblick, wie es aus den ausgewählten Trauben dann der prickelnde Prosecco wird. Vom Weinberg geht es in den Keller, wo die Traubenmasse von der Haut getrennt wird und anschließend in riesigen Metallgefäßen die zwei Gärprozesse stattfinden, die dem Prosecco am Ende seine Perlage, seine Sprudeligkeit, verleihen. Und dass es dabei riesige Unterschiede gibt – große Blubberblasen, kleine Blasen, sanfte Blasen, lebendige Blasen, je nachdem wie lange die zweite Fermentierung stattgefunden hat – kann man dann am Ende der Tour bei einer leckeren Proseccoverkostung selbst erschmecken. So macht Lernen Spaß! Für alle, die noch mehr über Prosecco erfahren wollen, gibt’s hier ein kleines Proseccolexikon:
- DOC: „Denominazione di Origine Controllata“ – Bezeichnung für herkunftskontrollierte Weine Italiens
- DOCG-Kriterien: „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“, Steigerung der Herkunftsangabe DOC und stellt die höchste italienische Güteklasse dar. Von den 8 Millionen erzeugten Hektoliter Wein in Venetien sind rund ein Drittel DOC- oder sogar DOCG-Weine
- Prosecco Tranquillo: Stiller Weißwein, der Grundwein zum sprudelnden Spumante und Frizzante
- Prosecco Frizzante: Perlwein, leicht schäumend (mindestens 1 Bar und maximal 2,5 Bar Kohlensäureüberdruck)
- Prosecco Spumante: Schaumwein, stärker schäumend (mindestens 3 Bar Kohlensäureüberdruck)
- Prosecco di Cartizze: Der „König des Prosecco“ aus einem kleinen Weinanbaugebiet in Venetien mit mildem Mikroklima und hochwertigem Boden
- Geschmacksstufen: Brut, Extra dry, Dry, Demi-sec (von wenig bis viel Zuckergehalt)
Venetien Sehenswürdigkeiten: 2. Stein, der das Herz erwärmt – Ein Besuch im Canova Museum
Dieses idyllische Fleckchen Erde hat neben dem Prosecco noch einen weiteren Exportschlager hervorgebracht. Die filigranen Marmorstatuen des Bildhauers Antonio Canova können heute in den größten Museen der Welt bewundert werden. Im Louvre küsst Amor Psyche, im Kunsthistorischen Museum in Wien besiegt Theseus den Zentauren, im New Yorker Met reckt Perseus den abgeschlagenen Kopf der Medusa gen Himmel und im Berliner Bode Museum dreht sich eine leicht bekleidete Tänzerin schwerelos um die eigene Achse.
Im kleinen italienischen Dörfchen Possagno jedoch, wo Antonio Canova 1757 als Sohn einfacher Steinmetzen geboren wurde, kann man heute im Museo Canova, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie, und der angeschlossenen Gypsotheca so viele Werke Canovas begutachten wie sonst nirgendwo. Obwohl Canova seinen Geburtsort bereits im Alter von vierzehn Jahren verlassen hatte, um in Venedig seine Lehre zu beginnen und später hauptsächlich in Rom arbeitete, kam der vielseitig begabte Künstler immer wieder nach Possagno zurück und widmete sich hier in der ländlichen Ruhe vor allem seinen Zeichnungen und Gemälden. Diese können heute neben Original Möbelstücken, der Kleidung Canovas und seinen Arbeitsgeräten in dem liebevoll restaurierten Haus bewundert werden.
Wer jetzt schon neugierig geworden ist, kann bei der „Canova Experience“ bereits vom Sofa aus einen virtuellen Rundgang durch das Museum starten.
Die Gypsotheca – der Name kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Gipssammlung“ – wurde von Bischof Giovanni Battista Sartori, dem Stiefbruder und Vertrauten Canovas, nach dessen Tod im Jahre 1822 gleich neben dem Wohnhaus errichtet, um den hinterbliebenen Werken ein angemessenes Zuhause zu geben. Hier befinden sich die original Gipsabdrücke von Canovas Meisterwerken, die als Referenzmodelle für die späteren Marmorstatuen erschaffen und mindestens genauso beeindruckend anzusehen sind. Ob ein junger Ikarus, dem die Flügel angelegt werden, um ihn gleichsam wie den jungen Canova in die Welt zu entlassen oder ein trauriger Schriftzug am Fuß einer heiteren Tänzerin in Gedenken an die verstorbene Mutter; jede Statue, jedes Tonmodell hier hat eine einzigartige Geschichte und verrät viel über das Leben und den Schaffensprozess des Künstlers.
Wer noch nicht genug hat von Canova, kann anschließend die steile Straße vor dem Museum erklimmen und gelangt zu einem weiteren Highlight der Venetien Sehenswürdigkeiten, diesmal architektonischer Art. Hier steht eine Kirche, die von Canova in Anlehnung an das antike Griechenland und das Römische Reich mit massiven Säulen und dreieckiger Giebelfläche entworfen wurde. Der „Tempel“ beherbergt weitere Statuen aus Canovas Hand und dient als letzte Ruhestätte des Künstlers.
Venetien Sehenswürdigkeiten: 3. Verliebt in Venetien – Übernachten im Hotel Villa Marinelli
Am Fuße der Dolomiten, mitten im idyllischen Örtchen Cison de Valmarino liegt eine wunderschöne Villa, einstiger Herrschaftssitz des Grafen Marcello Marinelli und heute familiengeführtes Hotel mit hauseigenem Restaurantbetrieb.
Schon als ich am Abend meiner Ankunft den ersten Schritt durch das große rote Tor der Villa Marcello Marinelli mache, stellt sich bei mir ein Wow-Gefühl ein. Der große Kastanienbaum, der in der Mitte des Hofes zwischen den Kiessteinen wächst, ist lichterbehangen, herbstliches Efeu windet sich um die roten Fenster und im steinernen Bogengang flackern gemütlich Kerzen vor sich hin. Ein geheimer Garten, ein friedlicher Rückzugsort, an dem man sich zu Hause fühlen und entspannen kann. Der Empfang ist herzlich und auch meine Bleibe für die Nacht, eines der vierzehn Zimmer, die rund um den quadratischen Innenhof verteilt sind, begeistert mich mit ihrem einzigartigen Ambiente.
Beim ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen scheint mir die Sonne durch die bunten Blätter der Kastanie ins Gesicht und der Espresso schmeckt gleich noch viel besser. La dolce Vita! Jetzt bei Tageslicht entdecke ich dann auch noch den freskenverzierten Festsaal, in dem der Graf und seine Familie noch vor weniger als 20 Jahren unter den ausladenden Kronleuchtern zusammenkamen, um ihre Mahlzeiten einzunehmen. Die lange Tafel ist eingedeckt und liebevoll mit Blumen dekoriert, die Räumlichkeiten werden gerne für Veranstaltungen und vor allem für Hochzeiten gebucht. Australien, Kanada, Bangladesch, aus aller Welt reisen Romantiker hierher, um sich das Ja-Wort zu geben.
Der Instagram-Account des Hotels @lovingveneto zeigt, wie traumhaft das dann aussehen kann und wie viel Liebe dabei auch in die kleinsten Details gesteckt wird, um eine unvergessliche Feier auszurichten. Wer auf seiner Erkundungstour der Prosecco-Heimat einen ruhigen, romantischen Rückzugsort sucht, ist hier in der Villa Marinelli also definitiv richtig.
Venetien Sehenswürdigkeiten: 4. Weltweit einzigartig – Picknick mit Proseccoautomat
Die besten Erlebnisse passieren ja bekanntlich meist vollkommen ungeplant. So war es auch mit meinem Besuch beim wohl einzigen Proseccoautomaten der Welt. Richtig gelesen, es gibt hier in der Gemeinde Valdobbiadene einen Proseccoautomaten und das Prinzip funktioniert genauso wie man es sich vorstellt. Man schmeißt oben Geld rein und unten kommt eine leckere Flasche Schaumwein wieder raus.
Eigentlich steht das nicht auf meinem Programmzettel und eigentlich habe ich auch keine Zeit dafür, aber das kann ich mir nicht entgehen lassen! Ich folge einer Schar anderer neugieriger Touristen auf einem kleinen Pfad durch die Weinberge, immer mehr Gäste aus aller Welt lockt diese simple und doch so einzigartige Idee in Venetiens Proseccohügel. Der Weg führt vorbei an der Osteria Senz’Oste, dem „Restaurant ohne Gastgeber“, einem kleinen traditionellen Bauernhaus, dessen Tür für Besucher offen steht und dessen Küche und Kühlschränke lokale Leckereien wie Brot, Käse oder Wurst fürs perfekte Picknick bereithalten. Gezahlt wird dann selbstständig, auf Vertrauensbasis und im 21. Jahrhundert ist natürlich sogar Kartenzahlung möglich. Ich lasse mir weiter den Weg leiten von Schildern mit der Aufschrift „Prosecco“, denen ich nur allzu gerne folge.
Mitten in den grünsten Weinbergen, auf einem sonnenbeschienenen Hang finde ich dann nicht nur einen, nicht zwei, sondern gleich vier Automaten, die bis oben hin gefüllt sind mit köstlichem Prosecco aus der Region. Und nicht nur das, auch Gläser und weitere Snacks kann man hier erwerben und mit Speis und Trank dann auf einer der rustikalen Holzbänke Platz nehmen, die einen perfekten Ausblick auf das Tal bieten. Sonne tanken, Prosecco nippen, sich dabei unterhalten oder einfach das süße Nichtstun genießen. Hier ist für alles gesorgt, was man für ein ausgiebiges Picknick in den sanften Proseccohügeln braucht. Ihr solltet dieses ungewöhnliche Erlebnis bei eurem Besuch in Venetien definitiv einplanen!
Venetien Sehenswürdigkeiten: 5. Süßer Muntermacher – Tiramisu zum Nachtisch
Zum süßen Nichtstun gehört auch Süßes essen! Wie praktisch, dass die Region Venetien bekannt ist für ein ganz besonderes Nachspeisen-Highlight: das Tiramisu. Hier soll es im Jahr 1939 das erste Mal serviert worden sein, damals noch mit Zabaglione anstelle von Mascarponecreme, aber bestimmt schon genauso lecker. Wenn ich mich schon einmal am Entstehungsort eines solchen Klassikers befinde, muss das natürlich auch ausgiebig getestet werden. Natürlich nur zu Recherchezwecken!
Im „Antica Locanda La Posta“ im kleinen Dörfchen Cavaso del Tomba gibt es das zuckrige Dessert aus Löffelbiskuit, Mascarponecreme, Eigelb und Espresso im Glas geschichtet. Jeder Löffel ist ein Genuss und das Glas dann leider viel schneller leer als gedacht und gehofft. Ich erfahre, dass Tiramisu im Italienischen so viel bedeutet wie „Zieh mich hoch“, was auf den beinhalteten Muntermacher Koffein zurückzuführen ist. Bei mir fühlt es sich allerdings nach dem Nachtisch eher an, als könnte ich eine kurze Ruhepause vertragen, aber das könnte auch an der sehr ausgiebigen Vor- und Hauptspeise liegen.
Nicht nur bei „Antica Locanda La Posta“, Schleckermäuer kommen in Venetien in jeden Fall auf ihre Kosten. Bei der Wahl des geeigneten Restaurants solltet ihr bedenken, dass in der Region zwischen Trattoria, Osteria und Locanda unterschieden wird. Während eine Locanda wie ein Gasthof neben Speis und Trank auch einige Zimmer als Übernachtungsmöglichkeit für den Besucher anbietet, findet man in einer Trattoria, einem einfach gehaltenen Lokal, meist landes- und ortsübliche Gerichte zu erschwinglichen Preisen. In einer Osteria gab es ursprünglich nur Getränke – hauptsächlich Wein – und Speisen durften selbst mitgebracht werden. Inzwischen werden auch hier kleine, einfach Gerichte angeboten. Wozu auch immer ihr euch entscheidet, ein Glas Prosecco darf beim Dinieren nicht fehlen!
Es ist eine kleine Welt für sich hier in Venetien, wo beschauliche Dörfer, vereinzelte Weingüter und Kirchen das Grün der Weinreben durchbrechen. Nur die harte körperliche Arbeit und der jahrhundertelange Einsatz der venezianischen Weinbauern haben es möglich gemacht, dass hier heute auf den steilsten Hängen der Wein so ertragreich geerntet werden kann. Ob dann weiß oder rosé, ob frizzante oder spumante, ob brut oder dry, ob DOC oder DOCG, ob als Aperitif oder als Essensbegleiter: Hier findet jeder den perfekten Prosecco für seinen Geschmack. Und selbst wer kein ausgesprochener Prosecco-Liebhaber ist, wird auf jeden Fall von der friedlichen Landschaft und der Schönheit der Proseccohügel verzaubert werden!
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4 Kommentare
toller Beitrag!
Venetien hat ja doch viel mehr zu bieten als ich dachte.
Bisher war ich nur bei einer Sprachreise in Venedig, ich fand es dort traumhaft schön, v.a. was die Kultur und die Geschichte angeht.
Es war aber schon sehr overcrowded.
Die venezianischen Dörfer scheinen sehr idyllisch zu sein und sind auf jeden Fall einen Besuch wert :D
Ich werde bei meinem nächsten Urlaub die 5 Sehenswürdigkeiten mal mit eigenen Augen anschauen und freu mich schon darauf.
LG
Katrin
Danke, liebe Katrin. Dir auch viel Freude bei deinem nächsten Urlaub – dort oder woanders.
Lieben Gruß
Pia vom Lilies Diary Team
Wow, deine Bilder sind soooo schön, ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.
Im gesamten Beitrag schwingt einfach dieses unnachahmliche Gefühl der Dolce Vita mit. Dafür liebe ich Italien❤️❤️❤️
Lieber Felix, vielen Danke für das Kompliment.
Lieben Gruß
Pia vom Lilies Diary-Team