Mehr Zeit, mehr Natur, mehr Leben, mehr Gefühle! Auf einer Mehrtageswanderung erlebt ihr so viele tolle Dinge, die euch bei einer Eintagestour verborgen bleiben würden. Wir verraten euch 7 Gründe, warum ihr unbedingt eine Mehrtageswanderung machen solltet!
Dazu war Gesa im August in der Ferienregion Mayrhofen am Berliner Höhenweg unterwegs und hat einige Gründe mitgebracht, warum eine Mehrtageswanderung besser ist als ein Tagesausflug:
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Mehr Zeit für das Schöne
Von Eintageswanderungen kennen wir es: Wir stehen morgens früh auf, fahren mit dem Auto zum Wanderparkplatz, spazieren los und kommen langsam in den Trott. Die Schuhe sind nicht eingetragen und zwicken, aber die Landschaft ist schön. Nach einer Stunde können wir nicht mehr und fragen uns, was wir hier eigentlich machen. Ach ja – wir sind ja wegen des Kaiserschmarrns da! Und dem Gipfelbier auf der Hütte! Nach der ausgiebigen Pause geht es auch schon wieder bergab! Dabei will niemand ernsthaft aufstehen, denn der Muskelkater macht sich schon bemerkbar. Außerdem ist es hier so schön, wir würden gerne länger bleiben!
Bei einer Mehrtageswanderung ist das alles anders! Nach der Kaiserschmarrn-Pause und dem ersten Muskelkater-Schub müsst ihr nicht weiterwandern. Und auch nicht heimfahren. Auf Wegen wie dem Berliner Höhenweg übernachtet ihr jede Nacht auf einer anderen Hütte und entspannt dort die müden Glieder. Ihr schlaft mit Bergblick ein und wacht mit Bergblick auf – und vielleicht mit einem Glas frischer Ziegenmilch wie auf der Greizer Hütte.
Nach dem Bergsteigerfrühstück am Morgen geht es je nach Wetter und Tour gegen sieben Uhr los. Sechs Stunden oder mehr seid ihr oft unterwegs, doch die vergehen wie im Flug. Unterwegs begegnet ihr Schafen, hört Murmeltiere und seht vielleicht Steinböcke. Gegen 14 Uhr kommt ihr an der nächsten Hütte an und habt euer Tagesziel damit erreicht. Für heute ist Feierabend und ihr könnt den Tag in Ruhe ausklingen lassen! Nichts ist schöner, als nun die Sonne zu genießen, die Füße aus den Schuhen zu befreien und zu wissen: Ich bin am Ziel, ich habe es geschafft!
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Besinne dich auf das Wesentliche und lebe dein Leben
Zehn T-Shirts, fünf Hosen und am Besten nehmen wir alle Sonnenbrillen mit, die wir haben! Selbst für einen 2-Tages-Urlaub packen wir manchmal kofferweise Zeug ein. Am Ende sind wir dennoch mit Nichts davon zufrieden. Völliges Überangebot nennt man das. Nicht umsonst gibt es die Bewegung des Minimalismus, bei dem sich Leute nur auf Weniges beschränken – mit dem Ziel, zufriedener zu sein.
Auf einer Mehrtageswanderung gibt es nicht viel Platz. Alles, was mitkommt, muss in den eigenen Rucksack passen und selbst hochgetragen werden. Mein Rucksack umfasst 32 Liter. Verdammt wenig Platz für fünf Tage! Etwa so klein wie ein Weekender. Auf der Mehrtageswanderung habe ich gelernt, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Wenn ich alles selbst hochtragen muss, überlege ich bei jedem Teil dreimal, ob ich es auf der Mehrtageswanderung wirklich brauche. Shampoo habe ich nur in entsprechender Menge und fester Form mitgenommen! Ein zweites Paar Schuhe? Bleibt zu Hause! Make-Up? Viel zu schwer! Ich benötige es am Berg ohnehin nicht.
Auf meiner Mehrtageswanderung lerne ich, mich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist und mit wie wenig ich auskomme! Und siehe da: Das macht mich wirklich ziemlich happy!
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Digital Detox
24 Stunden ohne Handy klingen für Leute wie mich unmöglich – fünf Tage wie ein langsamer Tod. Wir checken Instagram noch vor dem Zähneputzen, beantworten Nachrichten sogar auf dem Klo und können keine Stunde ohne einen Blick auf unser Handy aushalten! Ein Digital Detox wäre gesund! Aber wie soll das gehen? Boot Camp? Handy wegsperren? Teures Yoga-Retreat auf Bali?
Eine Mehrtageswanderung ist der einfachste Weg zum Digital Detox! Denn ihr seid den ganzen Tag beschäftigt und abgelenkt. Wer dennoch aufs Handy schaut, wird enttäuscht, denn Netz, Empfang oder Internet gibt es auf Mehrtageswanderungen wie dem Berliner Höhenweg meist nicht. Nur der Notruf lässt sich wählen und den wollt ihr lieber nicht anrufen müssen.
Digital Detox während der Mehrtageswanderung: Wie war’s?
Tag 2 vom Digital Detox am Berliner Höhenweg war für mich der schlimmste Tag. Ich wollte eine Nachricht verschicken, doch sie ging nicht raus. 12 Stunden lang! Nachdem ich mich damit abgefunden habe, auf diesem Höhenweg niemandem mehr live von meiner Mehrtageswanderung zu berichten, ging es steil bergauf! Wortwörtlich. Denn die nächsten Tage war ich so sehr mit Wandern und der alpinen Umgebung beschäftigt, dass ich die Außenwelt und mein Handy komplett vergessen habe. Statt abends zusammengekauert ins Handy zu starren und auf Instagram zu posten, unterhalte ich mich mit Menschen. Mit echten Menschen! Fremden, denen ich auf dem Berliner Höhenweg begegne! Wir tauschen uns aus, lachen, singen gemeinsam und haben einen Hüttenabend wie aus dem Bilderbuch! Ohne Handy konnte ich zum ersten Mal richtig abschalten! Tagelang keinen Handyempfang zu haben kann so entspannend sein.
Unser Fazit: Mehrtageswanderungen wie der Berliner Höhenweg oder der Meraner Höhenweg sind perfekt für einen Digital Detox! Ich habe in der Zeit einiges über mich gelernt und war viel kommunikativer!
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Lerne dich selbst besser kennen
Nicht nur in materieller Hinsicht habe ich mich auf dem Berliner Höhenweg auf das Wesentliche besonnen – auch im Kopf wurde mir einiges klarer. Wer mehrere Tage in den Alpen unterwegs ist und immer einen Fuß vor den anderen setzt, stellt sich irgendwann automatisch große Fragen – und findet Antworten! Was vermisse ich an meinem Zuhause? Was vermisse ich an meiner Stadt? Worauf freue ich mich besonders? Und was schätze ich gerade am meisten wert?
Fragen, die im Alltag kaum Platz finden und sich nicht zwischen Tür und Angel klären lassen. Aber Fragen, die total wichtig sind, um sich selbst besser kennenzulernen und zu wissen, wo es hingehen soll.
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7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Kopf freibekommen
Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele, schrieb einst schon der Schriftsteller Hofmiller. Wer mehrere Tage vor sich hinwandert, bekommt den Kopf frei. Das nennt sich Freigehen. An Tag 2 war in meinem Kopf ein ganz großes Theater los! Wie Engelchen und Teufelchen wurde sich über meinen Schultern gestritten. Wieso bin ich hier? Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Warum mache ich das eigentlich? An Tag 3 habe ich vor mich hin meditiert – Schritt, Schritt, Schritt, Schritt – und an Tag 4 bin ich so flüssig gelaufen, als wäre ich nie für etwas anderes bestimmt gewesen. Auch in meinem Kopf war jetzt Stille! Ich bin einfach nur gelaufen. Ich bin mich freigegangen!
Was ich daraus mitgenommen habe? Es lohnt sich, seinen Schweinehund zu überwinden! Denn dahinter wartet etwas sehr Besonderes! Ein gutes Gefühl und der Stolz, etwas geschafft zu haben! Sich überwunden zu haben!
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Es gibt nur euch und die Natur
Auf einer Mehrtageswanderung gibt es nur euch und die Natur – tagelang. Weit, weit weg von allem bleiben … Alltag, Probleme und die Arbeit ganz weit weg im Tal. Stattdessen trefft ihr auf 2.000 – 3.000 Höhenmetern auf zarte Pflanzen, friedliche Tiere und ganz viel frische Luft. Plötzlich grübelt ihr weniger und merkt: Das tut so gut!
Tatsächlich glaube ich, dass eine Mehrtageswanderung eine gute Gelegenheit ist, um mit euch ins Reine zu kommen und abzuschließen. Zum beispielsweise, um Liebeskummer loszuwerden, den Stress von der Arbeit oder ähnliche Gedanken, die euch total belasten. Auf einer Mehrtageswanderung könnt ihr loslassen, euch ablenken und vielleicht sogar einen Neustart wagen.
7 Gründe für eine Mehrtageswanderung: Hüttenabende sind die Besten!
Wenn nach einem anstrengenden Tag alle Wanderer glücklich und zufrieden in einer urigen Hütte zusammensitzen, kommt eine ganz besondere Stimmung auf. Der Hüttenwirt serviert unter großen Augen das Essen für alle (ein bisschen wie im Landschulheim) und unter die Vorfreude auf den kommenden Tag mischen sich Erzählungen über die letzten Etappen. Mit dem Abend werden die Gespräche und das Lachen lauter, bis irgendwann jemand anfängt, Gitarre oder Akkordeon zu spielen und alle gemeinsam singen. Während es draußen dunkel wird, flackert drinnen behaglich das Licht und gibt mitten in der wilden Natur Schutz. Gegen 22 Uhr ist dann meist Nachtruhe und alle gehen in ihre Betten. Einfach schön! Hüttenabende sind einfach die besten Abende!
Fazit zur Mehrtageswanderung:
Mehr Zeit, mehr Natur, mehr Leben, mehr Gefühle! Ob es das intensivere Erlebnis mit sich selbst ist, der erzwungene Digital Detox oder das einfache Leben in der Natur … es gibt einige Gründe, warum eine Mehrtagestour für mich mehr Charme hat als ein Tagesausflug in die Berge. Auch, wenn eine Mehrtageswanderung anstrengend und anspruchsvoll ist – am Ende überwiegt das Gefühl, es geschafft zu haben!
Weitere Infos zum Thema Mehrtageswanderung:
Wenn ihr auch Lust aufs Wandern bekommen habt, aber nicht wisst, mit wem ihr gehen sollt, habe ich diesen Tipp für euch: Vernetzt euch online mit anderen Bergbegeisterten. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Lilies Diary Facebook Gruppe oder die “Berge gut, alles gut” Facebook-Gruppe. Dort trefft ihr gleichgesinnte Leser.
Über den Berliner Höhenweg:
Die Zillertaler Runde in Tirol, die auch als Berliner Höhenweg bekannt ist, führt durch das Herz des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen von der Gamshütte bis zur Karl-von-Edel-Hütte – oder auch in umgekehrte Richtung. In hochalpiner Landschaft erwarten euch gewaltige Ausblicke in die vergletscherte Hochgebirgswelt.
In etwa einer Woche werden auf dem Berliner Höhenweg mehr als 70 Kilometer zurückgelegt und 6.700 Höhenmeter überwunden. Länge und Ausgangspunkt der Tour kann dabei jeder selbst bestimmen. Denn von allen Hütten gibt es Zu- und Abstiege ins Tal. Ich bin in vier Tagen vom Schlegeisspeicher zum Friesenberghaus und der Olpererhütte, über das Furtschaglhaus und die Berliner Hütte zur Greizer Hütte und zurück ins Tal gewandert. Start- und Endpunkt meiner Reise war Ginzling im Zillertal. Gerne wäre ich noch weiter gewandert!
Wichtig! Der Berliner Höhenweg verläuft in hochalpinem Gelände auf einer anspruchsvollen Route. Nur erfahrene Bergwanderer und Bergwanderinnen sollten sich die Strecke vornehmen. Ihr solltet trittsicher und schwindelfrei sein und euch zuvor gut informieren. Einige Abschnitte des Weges können nur bei stabilen Wetterverhältnissen begangen werden und müssen bei Regen dringend vermieden werden. Bei Interesse könnt ihr euch für die ganze Strecke oder Teiletappen einen ortskundigen zillertaler Bergführer mitnehmen, so wie wir es an einigen Tagen gemacht haben. Mehr über den Berliner Höhenweg erfahrt beim Tourismusverband Mayrhofen oder in der Broschüre vom Alpenverein.
Vielen Dank für die Unterstützung an den Tourismusverband Mayrhofen.
1 Kommentar
Super interessanter Artikel! Mein Freund und ich wandern gern in der Natur rund um das Hotel Eppan an der Weinstrasse in Südtirol