Viele von euch haben mit großem Eifer meinen letzten Artikel Minimalistisch leben – so einfach ist Minimalismus à la Marie Kondo gelesen. Klar, es ist eine Sache über Minimalismus zu lesen und eine andere, sich wirklich daran zu machen und endlich auszumisten. Um euch ein bisschen zu helfen, folgt nun der Geschichte nächster Teil. Eine kleine Hilfestellung, wie ihr Minimalismus im Kleiderschrank einziehen lassen könnt.
Wie schon im letzten Minimalismus Artikel erwähnt, ist es einfach, sich beim großen Aufräumen und Sortieren als Erstes dem Kleiderschrank zu widmen. Warum? Weil ihr Kleider rationaler aussortieren könnt als zum Beispiel Erinnerungsstücke. Klar, Kleidung kann auch emotionalen Wert haben. Aber es ist eben auf rationaler Ebene leichter, sich von Kleidung zu trennen, die man z.B. nicht mehr trägt.
Warum Minimalismus im Kleiderschrank?
Ich bin ehrlich: Bei mir ist es in den letzten Jahren oft vorgekommen, dass ich neue, wunderschöne Teile gekauft, in meinen Kleiderschrank gehängt und selten bis nie getragen habe. Dazu gehören Abendkleider, bauchfreie Glitzeroberteile und Skinny Jeans in Größe 36. Ich habe teilweise viel Geld für diese Sachen ausgegeben, sie aber vielleicht nur ein oder zwei Male getragen. Das ist so schade – für mich, weil ich jedes Mal traurig bin, dass aus meinem 36er-Knackpo eine, natürlich immer noch knackige, 38 geworden ist und auch für die tolle Levis, die an einer 36 bestimmt viel besser aussehen würde! Ich bin mir sicher, dass viele von euch diese Problemchen kennen.
Auch wenn das bodenlange, 20er-Jahre-Glitzerkleid, welches ich Silvester 2013 trug, wunderschön ist und immer noch passt, leider passt es einfach nicht mehr zu meinem Stil und ganz ehrlich – ich erinnere mich nicht mal besonders an das Silvester 2013.
Beim Aussortieren von Klamotten hilft es, sich die richtigen Fragen zu stellen:
- Passt dieses Teil noch?
- Ist dieses Teil noch heile?
- Sitzt es wirklich noch gut? (Zieht es unbedingt an!)
- Entspricht das Teil meinem Stil?
- Würde ich es jetzt sofort tragen?
Christine hat auch ein Video zu dem Thema Minimalismus im Kleiderschrank gedreht in dem sie zeigt, wie sie ihren Kleiderschrank ausgemistet hat:
Minimalismus im Kleiderschrank: Wohin mit den aussortierten Sachen?
Wenn keine Flohmärkte stattfinden, gibt es einige tolle Plattformen, wo man gebrauchte Kleidung online verkaufen kann. Ich nehme beispielsweise die Plattform Vinted für hochwertige Kleidung oder Markenklamotten. Das Ganze ist etwas zeitaufwändiger, da man online oft Fragen beantwortet und dann das Kleidungsstück per Post noch senden muss. Aber bei hochpreisigeren Teilen wie Ledertaschen oder einem Markenpulli lohnt sich die Sache allemal. Den Rest meiner aussortierten Kleidung spende ich sehr gern, es gibt oft Möglichkeiten diese kostenlos von einem Lastenrad abholen zu lassen oder sie selbst zu eurer regionalen Kleiderkammer zu bringen.
Vom Minimalismus im Kleiderschrank zum eigenen Stil
Wer sich mit seinen Klamotten beschäftigt und sich zwingt, alles anzusehen, anzuprobieren und vieles gehen zu lassen, der wird schnell eine Linie in seinem Kleiderschrank erkennen. Klar, Minimalismus bedeutet Reduktion. Reduktion bedeutet, einen Blick für das Wesentliche zu entwickeln. Das Wesentliche im Kleiderschrank sollte dein eigener Stil sein. Raus mit allen Dingen, die du vielleicht mal tragen wirst. Wenn du doch wieder im Hotelrestaurant kellnerst und die spießige weiße Bluse und die Pinguin-Weste brauchst, dann leihst du sie dir oder besorgst dir eine neue. Schau lieber positiv ins Jetzt. Was und wer bist du in diesem Moment? Und welche Klamotten und Accessoires trägt diese Person?
In meinem Kleiderschrank befinden sich seit dem großen Ausmisten hauptsächlich schwarze, weiße und graue Oberteile, zwei bordeauxfarbene und drei in grün-bläulichen Tönen. Braun, gelb und rosa fand ich zwar immer schon sehr schön, aber irgendwie stehen mir diese Farben wegen meines Hauttons nicht und ich habe sie nie angezogen.
Außerdem gilt: Lieber ein gutes Teil als zehn okaye. Ich habe lange gekellnert und habe unter meinen schwarzen Blusen immer gerne schlichte Basic Tops getragen. Auch nach dem Job habe ich sie weiter aus Unterhemden genutzt. Die meisten von ihnen sind aber schon verwaschen, zu kurz und unbequem unter den Achseln. Ich habe alle weggeschmissen und mir endlich die schicken Unterhemden mit Spitzenbesatz gekauft, mit denen ich schon lange geliebäugelt habe. Denn alles, was ich jetzt trage, liebe ich. Ein Unterhemd sollte da keine Ausnahme sein. Lieber ein oder zwei tolle Basics, wie eben auch Unterhemden, als zehn ungeliebte.
Ich habe teilweise auch Klamotten, die ich von meiner Mutter oder Oma „geerbt habe“. Von denen kann ich mich auf emotionale Art schlecht trennen. Die, die ich wirklich trage, die habe ich behalten. Bei allen anderen habe ich mich gefragt, was das wirklich Gefühl zu diesem Teil ist und ob ich es wegen einer bestimmten Erinnerung (wie einem Duft oder eine Situation) oder einfach nur so behalte. Die meisten Teile habe ich nicht mit direkt Erinnerungen verbunden und von denen konnte ich mich auch gut verabschieden. Manche, die mich zurück in geliebte Momente tragen und die ich eben auch anziehe, durften bleiben. Macht euch aber wirklich Gedanken, ob die Kleidung, mit der ihr Erinnerungen verbindet, euch positive Energie im Hier und Jetzt schenkt.
Minimalismus im Kleiderschrank macht alles sichtbar
Besonders wichtig ist es, beim Aufräumen wirklich alle Kleidungsstücke mit einzubeziehen. Dazu zählen Schuhe, Mäntel, Sommerjacken, Funktionskleidung – einfach alles. Bring alle diese Dinge an einen Ort, schaue sie dir genau an und entscheide, was bleiben darf und was gehen muss. Auch die Kisten vom Dachboden!
Gerade die Kleidung an anderen Orten ist es, die man oft vergisst und die irgendwo in der letzten Ecke der eigenen Wohnung vergammelt. Das hat sie nicht verdient. In deinem Kleiderschrank sollte am besten alles verstaut sein, was du besitzt. Denn dort siehst du es und nur was du siehst, wirst du auch tragen. Die geliebte Felljacke, die irgendwo in einer Kiste auf dem Speicher steht, wirst du wahrscheinlich eher nicht für den nächsten Diskobesuch heraus kramen. Wenn sie aber an deiner Kleiderstange hängt, gibst du ihr auch die Chance Teil deines Stils zu werden.
Minimalismus im Schrank: Ordnungssysteme und Tricks
Der Trick mit den Bügeln
Ein guter Trick, wenn man sich bei manchen Kleidungsstücken nicht entscheiden kann, ist übrigens, die Bügel verkehrt herum auf die Kleiderstange zu hängen. Immer wenn du ein Teil herausnimmst, es anziehst und zurückhängst, steckst du den Bügel wieder richtig herum, also ganz normal, auf die Stange. So kannst du bei den Teilen, bei denen du dir unsicher warst, nach ein paar Wochen oder Monaten schauen, ob du sie überhaupt jemals getragen hast und dich guten Gewissens von ihnen trennen.
Vorteil der offenen Hängung
Sehr schön und praktisch ist es, einen offenen Schrank oder eine Kleiderstange zu haben. So ist die Kleidung immer sichtbar und muss zum Einen aufgeräumt sein und zum Anderen wird man sich der Menge mal richtig bewusst. Schubladen sind (laut Marie Kondo) praktischer als Regalbretter. Weil man dazu neigt in Regalen alles übereinander zu stapeln und nicht unbedingt nach den unteren Teilen greift, bzw. damit Unordnung auslöst. Wenn ihr eure Schubladen nach der Konmarie-Methode sortiert, dann hat das Chaos ein Ende. Und ehrlich gesagt, freue ich mich wirklich jeden Morgen, wenn ich die Sockenschublade (sortiert nach der Konmari-Methode) aufziehe.
Ein weiterer interessanter Punkt ist, wirklich nur die Menge an Bügeln und Schubladen anzuschaffen, die einer gewissen Anzahl an Kleidungsstücken Platz geben. So könnt ihr gar nicht mehr verstauen und kommt nicht in Versuchung.
Capsule Wardrobes für mehr Minimalismus im Kleiderschrank
Du hast noch nicht von dem Begriff „capsule wardrobe“ gehört? Macht nichts. Ich kannte das Prinzip vor meiner Recherche auch nicht. Hierbei geht es darum, eine minimalistische Garderobe mit möglichst wenigen Kleidungsstücken zu erzeugen. Die Zahl liegt zwischen 20-40 Kleidungsstücken. Die Sachen sollten hierbei natürlich so gewählt werden, dass sie gut kombinierbar sind. Meistens werden die „capsule wardrobes“ den Jahreszeiten angepasst und so alle 3 Monate verändert, um die Klamotten saisonal anzupassen. Je nach „capsule wardrobe“-Minimalist unterscheidet sich, wie viele Teile und ob Accessoires dazu gezählt werden. Klickt euch einfach mal durch ein paar YouTube-Videos. Es gibt wirklich wahnsinnig viele Menschen, die mit diesem Prinzip der Klamotten-Reduzierung sehr glücklich sind.
Meine Tipps:
- Versuch möglichst viele gut kombinierbare Lieblingsteile unterzubringen
- Lege 1-2 Grundfarben fest
Andere Artikel über capsule wardrobes gibt es bei the everygirl oder blattgrün. Der Film The True Cost dokumentiert, wie es in der Fast Fashion-Industrie zugeht. Noch ein Ansporn, sich mehr Gedanken über das eigene Konsumverhalten zu machen und mit weniger glücklicher zu werden, damit es anderen Menschen auch besser geht.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Artikel ein wenig inspirieren. Berichtet mir doch in den Kommentaren über eure Erfahrungen mit capsule wardrobes und Minimalismus im Kleiderschrank.
Wenn ihr noch mehr über das Thema Minimalimus lesen wollt, dann schaut bei diesen Artikeln vorbei:
Warum weniger mehr ist – Minimalismus im Alltag
Minimalistisch leben – Wie ich mit weniger glücklicher werde
Minimalismus – Wenig haben und glücklich sein?
5 Kommentare
Das ist ein wirklich sehr gut geschriebener Artikel!
Ich habe erst vor kurzem einen Post über die Menge meiner Klamotten geschrieben und das ist schon Wahnsinn, was da so in meinem Kleiderschrank rumliegt und hängt! Ein wenig habe ich dabei gleich ausgemistet, aber wenn man schaut, habe ich eigentlich immer noch zu viel! Minimalistisch ist das nicht!
Aber die Punkte zum Aussortieren sind wirklich gut, um danach vorzugehen und Ordnung zu schaffen. Vielleicht sollte ich das heute mal machen. Immerhin ist heute ein Regentag und somit hervorragend für sowas geeignet!
Hab einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Nici
Mal wieder ein tolles Video! Ich nehme mir schon die ganze Zeit vor meinen Kleiderschrank unter die Lupe zu nehmen und irgendwie ist immer was anderes, was mir in dem Moment wichtiger erscheint… Ich warte einfach mal noch so wie du auf den Tag, an dem es „klick“ macht :-D
Er wird kommen :)