Auf zwei Brettln stehe ich liebend gerne im Winter, allerdings üblicherweise bergab. Als Kind konnte ich auch nie so recht verstehen, warum mir immer wieder Leute entgegenkamen, die sich freiwillig den Berg hinauf schleppten. Auch die Erzählungen von unberührter Natur und den Schwüngen im Tiefschnee konnten mich nie so recht überzeugen, mich bergauf zu kämpfen. In den letzten Jahren aber wollte ich immer einmal gerne raus aus der Komfortzone, neue Sportarten probieren und unbekannte Berge bezwingen und daher wollte ich auch unbedingt einmal einen die weißen Riesen im Winter bergauf bezwingen. Nur wo fange ich an, wenn ich noch keine Erfahrung habe und niemanden kenne, der mich in den Skitourensport einweisen kann?
Für einen Skitour-Neuling wie mich bietet das Pitztal eine tolle Umgebung, um den Sport kennenzulernen. Seit dem Herbst 2017 gibt es drei verschiedene offiziell ausgeschilderte Routen der Piste entlang, die sowohl für Anfänger, als auch für fortgeschrittene Sportler geeignet sind.
Das Skigebiet am Pitztal Gletscher
Das Skigebiet vom Pitztaler Gletscher, das höchste Skigebiet Österreichs, reicht bis auf 3.440 Meter hinauf und bietet von September bis Mai puren Skigenuss. 40,6 Pistenkilometer stehen hier in Verbindung mit dem Skigebiet Rifflsee zur Auswahl. Perfekt, um Schwünge in den Schnee zu ziehen, aber auch perfekt, um bei einer Skitour bergauf den Berg zu bezwingen.

Pitztal Gletscher in Tirol: Die Vorbereitung für die Skitour
Bevor es für uns auf die Piste geht, müssen wir uns erst vorbereiten. Da ich im Sommer viel wandern gehe und generell viel Sport betreibe, hoffe ich, dass ich körperlich fit genug bin für die 400 Höhenmeter Skitour, die wir geplant haben.
Pitztal Gletscher in Tirol: Die richtige Kleidung für eine Skitour
Nach etwas Recherche stand für mich fest, was ich ohnehin vermutet hatte, nämlich, dass ich mich im Zwiebelsystem anziehen werde. Bei einer Skitour wird man bergauf ziemlich ins Schwitzen geraten, oben angekommen und bergab kann es dann aber sehr kalt werden, weshalb es wichtig ist, flexibel zu sein. Zudem muss man sich auf die Witterung einstellen. Bei uns sah der Wetterbericht leider weniger rosig aus, Schneefall und Minusgrade im zweistelligen Bereich waren angesagt …
Deshalb entschied ich mich für eine normale Skiunterbekleidung, einen dünnen Pullover, den ich üblicherweise zum Skifahren anziehe, und eine dünne Daunenjacke, die ich beim bergauf gehen trug. Für die Talfahrt hatte ich noch eine weitere Jacke eingepackt, die einer Softshelljacke relativ ähnlich ist. Durch die Kälte hatte ich mich außerdem noch für meine normale Skihose entschieden. Am Kopf trug ich ein Stirnband und beim bergab fahren den Helm, den ich bergauf an den Rucksack geheftet hatte. Auch wenn ich anfangs meine Zweifel hatte, war dies die perfekte Bekleidung für den kalten Tag.

Pitztal Gletscher in Tirol: Die Ausrüstung für eine Skitour
Wer am Pitztaler Gletscher seine ersten Gehversuche bei einer Skitour macht, oder nicht so viel Gepäck mitschleppen will, kann sich bei Intersport Huter direkt bei der Mittelstation am Gletscher das passende Equipment ausleihen.
Für eine Skitour benötigt man erst einmal gut sitzende Schuhe. Andere Teilnehmer unserer Skitour hatten mir erzählt, dass es nicht so leicht sei, einen guten Tourenschuh zu finden, der ohne Druckstellen passt. Der Schuh, den ich beim Verleih bekam, hat mir allerdings perfekt gepasst und ich war super zufrieden. Die Schuhe sind so konstruiert, dass man sie von einer Gehfunktion auf die härtere Variante zum Skifahren umstellen kann.
Zudem bekam ich die richtigen Tourenski und die dazu passenden Felle. Beim Bergauf gehen gibt man die Felle auf die Ski, um besser am Schnee zu kleben. Die richtige Montage der Felle hat uns unser Guide, der Michael (oder im tirolerischen Michl), gezeigt:
Die klebende Seite soll dabei keinen Schnee abbekommen, weil sie sonst nicht halten würde. Zudem muss darauf geachtet werden, ob das Fell von der Schaufel zum Ende oder umgekehrt gespannt wird. Der Ski selbst ist leicht, mit einer breiten Schaufel, um im Tiefschnee perfekt gleiten zu können. Der Schuh muss dann auch noch richtig eingespannt werden im Ski. Ganz schön tricky und ohne Guide wäre ich wohl hier schon etwas verzweifelt. Endlich fertig ausgestattet ging es dann aber los.
Wer in irgendeiner Weise den Plan hat, ins Gelände zu fahren, der darf auf keinen Fall vergessen, ein Lawinenschutzset (LVS-Gerät, Sonde, Schaufel) mitzunehmen und vor allem dazu eine Schulung zu machen. Im Ernstfall kann das Gerät Leben retten, weshalb man damit schon ordentlich vertraut sein soll.
[Mehr dazu im Artikel von Gesa: Freeriden in Stubai: Kontrolliertes Risiko mit Guide]
Pitztal Gletscher in Tirol: Der Dynafit Skitourenpark
Im neuen Dynafit Skitourenpark im gesicherten Skiraum am Pitztaler Gletscher gibt es 3 verschiedene offizielle Skirouten, die durch die hohe Lage schneesicher sind und sich ideal als Trainingsstrecken eignen. Die Anfängerstrecke ist knappe 2 km lang und man bewältigt dabei 440 hm. Ausgeschildert ist die Route mit 1 – 1 ½ Stunden Gehzeit. Man bewegt sich dabei immer der Piste entlang nach oben, wobei einmal die Piste gequert werden muss.
Wer schon etwas geübter ist, kann auch einmal in den Tiefschnee neben der Piste stapfen und dort erkennen, dass es doch noch etwas mehr Kraft erfordert, im frischen Schnee zu gehen. Die etwas Erfahreneren können die mittlere Route gehen. Ebenfalls 440 hm aber dafür 3,5 km gilt es dort zu bewältigen. Wer davon aber immer noch nicht genug hat, für den gibt es die Profiroute im Skigebiet. Bis zum höchsten Café in Österreich geht es 620 hm auf 2,5 km bergauf und das letzte Stück hat es, laut Aussagen anderer Teilnehmer, ganz schön in sich.

Wir gingen die leichte Tour, um die ersten Erfahrungen zu sammeln. Unser Guide Michl zeigte uns dann gleich die Technik des Tourengehens. Dabei lernten wir die Steighilfe kennen und übten unsere Spitzkehre für das steile Gelände. So steil, um die Spitzkehre wirklich anzuwenden wird es zwar auf den 440 hm bergauf nicht, aber für unsere (hoffentlich) zukünftigen Touren können die guten Grundkenntnisse und Tipps wertvoll sein.
Am Anfang gingen wir noch voller Elan bergauf und redeten noch nebenbei, nach kurzer Zeit merkten wir aber die ungewohnte Anstrengung und die dünne Luft. Ab und an stoppten wir am Weg um durchzuschnaufen und ein paar Fotos zu machen. Die Tour dauerte dann doch etwas länger als ausgeschildert, allerdings hatten wir auch noch die Spitzkehren-Einschulung und machten wirklich viele Fotos.
Als wir dann oben ankamen, waren wir superglücklich, die Tour geschafft zu haben. Nach dem Gipfelsieg am Ende der Piste wurden wir dann etwas vom Winde verweht. Leider hatte uns die vorhergesagte Schlechtwetterfront voll im Griff, weshalb wir versuchten, so schnell wie möglich zusammenzupacken und die Aussicht nicht mehr wirklich genießen konnten.
Aber dennoch, das Gefühl, einen Berg auf Skiern bezwungen zu haben, war unglaublich. Der Wind war schlussendlich so stark, dass wir schnell die Felle wegpacken, den Helm aufsetzen und schon ging es auf unseren Skiern wieder nach unten. Da man hier neben der Piste bergauf geht, kann man auf der Piste abfahren, wenn man sich im Tiefschnee neben der gespurten Piste nicht so wohl fühlt. Die ersten Schritte auf den leichten und breiten Ski waren etwas ungewohnt, deshalb wollte ich etwas abseits im Tiefschnee fahren und dort wedelten wir glücklich und zufrieden hinunter.
Pitztal Gletscher in Tirol – Skitouren für Profis:
Für einen Skitourenanfänger wie mich viel zu riskant, aber für leidenschaftliche Skitourengeher gibt es auch außerhalb der gesicherten Pisten am Pitztaler Gletscher einige Berggipfel, die bei guter Wetterlage darauf warten, bestiegen zu werden. Und wer noch davor trainieren will, kann ja den Dynafit Skitourenpark am Pitztaler Gletscher gehen.
Dazu zählen unter anderem die Wildspitze, zu für jeden österreichischen Skitourenfan auf die To-do-Liste gehört, die Petersennspitze, der Brochkogel, der rechte Fernerkogel, der linke Fernerkogel und das Rettenbachjoch. Auch vom Skigebiet Rifflsee gibt es viele Skitouren, unter anderem auf den K2, den Rostitzkogel, den Löcherkogel und den Wurmtaler Kopf.

Pitztal Gletscher in Tirol: Mit Guide unterwegs sein
Für uns war es eine tolle Erfahrung, einen Profi an der Seite zu haben, der uns Tipps gab, einiges über das Skigebiet erzählte und uns die Grundlagen lehrte. Einen Guide zu buchen würde ich jedem empfehlen, der noch keine Skitouren-Erfahrung hat.
Jeden Dienstag um 13.30 Uhr können sich Interessenten für eine Einsteiger-Skitour mit Guide beim Intersport Huter bei der Bergstation Gletscherexpress treffen. Es folgt eine zweistündige Skitour mit Bergführer der Bergführervereinigung Pitztal und die Ausrüstung könnt ihr euch bei Intersport Huter ausleihen. Kostenpunkt pro Person: 42,00 EUR
Pitztal Gletscher in Tirol: Das höchste Cafe Österreichs
Das Cafe 3440 ist das höchstgelegene Cafe in ganz Österreich und ein Highlight in Tirol. Die Aussicht ist fantastisch, von der freischwebenden Terrasse kann man mehr als fünfzig Dreitausender erspähen. Wir hatten leider mit dem Wetter Pech und konnten daher die schöne Aussicht nicht genießen, dafür aber unseren Tee, Kaffee und ausgezeichneten Kuchen.
Wer am Pitztaler Gletscher unterwegs ist, sollte dem Café 3440 unbedingt einen Besuch abstatten. Wenn ihr es nicht zu Fuß nach oben schafft, dann bringt euch die Gondel bis zur Spitze. Und sogar mit WLAN seid ihr im höchsten Café Österreichs versorgt.

Pitztal Gletscher in Tirol – Unterkunftstipp: Sportiv Mittagskogel in St. Leonhard
Wer eine gemütliche Unterkunft im Zentrum unweit der Pisten sucht, der ist im Sportiv Mittagskogel richtig. Nach dem anstrengenden Tag kann man dann im wunderschönen Wellnessbereich noch entspannen.
Pitztal Gletscher in Tirol: Mein Fazit zur ersten Skitour
Erst einmal war ich vom Winterwonderland im Pitztal wirklich begeistert. Wir hatten einerseits Glück, weil gerade viel Neuschnee gefallen war, andererseits aber liegen die kleinen Gemeinden so entzückend inmitten der Berge, dass es auch ohne das Winterwonderland wohl vollauf überzeugt hätte.
Die Skitour selbst war für mich eine neue, tolle Erfahrung und ein voller Erfolg und ich werde mich sicherlich demnächst wieder den Berg hinauf wagen.
Mehr Tipps für tolle Skigebiete findet ihr hier:
7 Tipps für Obereggen – Skifahren inmitten der wunderschönen Dolomiten
7 Tipps für Innsbruck im Winter: Ski and the City
Skifahren in Südtirol: Das Skigebiet Drei Zinnen Dolomiten
Die Gastautorin:
Aufgewachsen im beschaulichen Österreich zieht es Sabrina seit vielen Jahren in die große weite Welt, am besten dorthin wo die Sonne scheint und die Natur bezaubert. Während des Medientechnik Studiums ging sie für ein Semester ins Ausland, um in Großbritannien Erfahrungen zu sammeln, etwas Tee zu trinken und einen Abstecher nach Hogwarts zu machen. Nach diesen Monaten hat sich Sabrina wieder verliebt in die österreichischen Berge und vor allem in das österreichische Essen.
Die Reiseleidenschaft ist nicht verschwunden und endlich konnte sie einmal das große Reiseziel Australien mit eigenen Augen sehen. Der Surferstyle hat es ihr angetan und setzte ihr die Flausen von einem Leben beim Meer in den Kopf. Der Traum wurde mit einem Praktikum in Kalifornien Wirklichkeit und auch die ersten Surfmeter durfte sie dort endlich erleben. Aber alles hat ein Ende und so ging es nach dem Praktikum und anschließenden Reisen im amerikanischen Raum wieder retour nach Österreich um als Webentwicklerin in einem Unternehmen zu arbeiten.
Neben der Entwicklung von Webanwendungen betreibt Sabrina ihren Blog smilesfromabroad, erklimmt ab und an den einen oder anderen österreichischen Berg und kann irgendwie nicht still sitzen. Mit ihrem Freund oder alleine wird sie wohl noch einige abenteuerliche Reisen bestreiten, sicherlich noch ein paar Strände entlanglaufen und euch dahin mitnehmen. Auf ihrem Blog www.smilesfromabroad.at könnt ihr sie auf ihrer Reise begleiten!