Ich habe immer die Reisenden beneidet, die sich einfach getraut haben, ihren Rucksack auf den Rücken zu schnallen und los zu fliegen. Ohne Plan, einfach drauf los. Ich dachte, ich würde mir vor Sorgen in die Hosen machen bis Kimberly mich fragte, ob ich Lust hätte, mit ihr für einen Monat nach Sri Lanka zu reisen. Ich dachte mir: „Why not?“ Und machte mir nicht in die Hose.
Mitte Januar buchten wir dann übers Internet den Flug nach Colombo und stiegen ohne richtigen Plan ins Flugzeug. Nur die erste Nacht in Negombo hatten wir über Airbnb fest gebucht. Schließlich sollten wir erst abends um 22 Uhr nach einer laaaangen Reise ankommen.
Hier die Hardfacts zu unserer Sri Lanka Rundreise. Es ging von Negombo – Sigiriya – Trincomalee – Kandy – Nuwaraeliah – Nallathanniya – Tangalla – Mirissa – Unawatuna – Galle – Hikkaduwa nach Bentota.
Sri Lanka Rundreise: Stopover in Dubai – Alles hat ein Ende nur Dubai hat keins
Als wir für unser Stopover? in Dubai am Flughafen landeten, überlegten Kimberly und ich uns, die acht Stunden Aufenthalt sinnvoll zu nutzen und kauften uns ein Ticket für die Metro. Abgesehen davon bekamen wir so nochmal zwei neue Stempel in unsere Reisepässe. Stempel zu sammeln hat ein bisschen was von früher: Paninikarten sammeln.
Wir kamen relativ zügig aus dem Flughafen raus, allerdings wurde uns mitgeteilt, dass wir drei Stunden vor Abflug wieder da sein müssten. Also blieben von den mittlerweile sieben noch vier Stunden übrig.
Irgendwie war es dann doch nicht so einfach spontan und zeitbegrenzt produktiv in einem fremden Land zu sein. Also fuhren wir mit der Metro rum und schauten uns Land und Leute an. Eins wurde uns recht schnell klar – ziemlich viele Männer hier. Als wir ausstiegen wussten wir auch wieso, wir saßen im Männerabteil. Erstes Tourifettnäpfchen: In Dubai sind die Metrobahnen nach Geschlechtern getrennt … Hätten wir mal besser auf den Boden der Metrostation geschaut, dann hätten wir das auch gewusst.
An der Bahnstation Metro Mall stiegen wir aus, um uns das höchste Gebäude Dubais anzuschauen. Das Burj Khalifa. Das war leider aber auch leichter gedacht als getan, nach 15 Minuten Laufen fanden wir dann endlich den ersten Ausgang zur Straße. Der Marsch hatte sich gelohnt, der Anblick war gigantisch. Nicht sehr nackenfreundlich, aber gigantisch.
Nach einem weiteren Stopp mussten wir uns aber wieder auf den Rückweg machen. Wir brauchten keine drei Stunden, wie angekündigt, um wieder in den Flughafen zu kommen. Aber besser zu früh als zu spät und so saßen wir kurze Zeit später in unserem Flieger Richtung Sri Lanka.
Sri Lanka Rundreise: Ankunft in Negombo
Nach insgesamt 25 Stunden Anreise, 17.235 Schritten durch Dubai und einer Tuk Tuk-Fahrt waren wir endlich in unserer ersten Unterkunft in Negombo angekommen. Wir hatten diese Unterkunft ein paar Tage vor Abreise über Airbnb gebucht und unseren Host gebeten einen Tuktuk Fahrer zu schicken, dem er vertraut. Es war schließlich schon dunkel und das erste Mal im neuen Land. Und wir hatten keine Lust auf irgendwelche Touristenfallen.
Alles in Negombo schien bei Nacht etwas chaotisch. Die Menschen liefen einfach auf den Straßen rum, statt zu blinken wurde gehupt, Linksverkehr und mir bisher noch nicht so ganz ersichtlichen Regeln. Aber hey, so lange Farid, unser Fahrer, die Regeln kennt, ist alles gut!
Elmo und Lynn hießen uns herzlichst willkommen bei sich zu Hause in unserem neuen Airbnb. Schnell wurde klar, Elmo ist passionierter Routenplaner. Am nächsten Tag, bei einem Glas Wein, erzählte er uns von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Land.
Die erste Nacht war mein persönlicher Horror, ich liebe Schlafen und hatte mich nach den Anreisestrapazen schon so sehr darauf gefreut. Das Bett war sauber, fast keine Mücken, ein Ventilator … eigentlich alles super – bis auf die Nachbarshunde, die im Gegensatz zu mir sehr nachtaktiv waren. Zum Leidwesen meines Schönheitsschlafes.
Meine Reisebegleiterin Kimberly schlummerte wie ein Stein vor sich hin. Scheinbar so gut, dass sie glatt vergaß, wo sie war. (Ich hoffe, sie hatte es vergessen.) Denn während sie schlief fing sie an meinen Rücken zu befummeln, wahrscheinlich in Gedanken an ihren Liebsten, aber die Fummelei stoppte ich.
Sri Lanka Rundreise: Tag 2 – Die ersten Schritte auf singhalesischem Boden
Unsere Entdeckungstour durch Negombo
Unser erstes traditionelles Frühstück fiel sehr süß aus. Ein kleiner weißer Haufen aus Kokosraspeln mit regionaler Marmelade (Haufen klingt in Verbindung mit Essen nicht ganz richtig, aber doch es war ein Haufen.) Es standen ein paar kleine Schälchen zum Probieren auf dem Tisch. Unter anderem auch Butter – für das Brot und Ei. Kimberly dachte wohl, es sei eine spezielle Marmelade und schob sich genüsslich einen Löffel davon in den Mund. Im Augenwinkel sah ich es, reagierte aber zu spät „Ich glaube, das ist Butter“ und ihr Gesicht verriet, dass ich Recht hatte. Schon hob sich meine Laune um 200 %.
Hupgeräusche, streunende Hunde, viel Müll und freundliche Singhalesen. Ja so heißen sie, ich habe auf meiner Reise gelernt, dass es Singhalese heißt und nicht Sri Lankaner. Schon bei unserem ersten Strandausflug dauerte es nicht lange bis die ersten Tourifänger kamen. „Keine Sorge, wir sind keine Beachboys.“ Das zwar nicht, aber tauchen gehen wollten wir trotzdem nicht, auch kein Foto mit dem Affen an der Leine und auch keine „Bob Marley Zigarette“.
Mein erster Eindruck: Einen Traumstrand konnte man das leider nicht nennen, sehr viel Müll umgab uns. Aber die Krabben gaben sich alle Mühe, uns mit ihrem Tänzchen zu beeindrucken.
Da wir nur einen Tag in Negombo bleiben wollten, hieß es ein wenig Sightseeing zu Fuß. An das Verkehrschaos gewöhnten wir uns nur langsam – bloß kein Stillstand. Benzingeruch, streunende Hunde und Tuk Tuk-Fahrer, die sich bemühten, uns von einer Mitfahrt zu überzeugen.
Fernando hat es dann doch geschafft, uns für einen Moment festzuquatschen. Sehr kommunikativ der Gute. Von seiner Schwester, die schwanger war und seinen vier Brüdern, die über die komplette EU verstreut lebten, entpuppte er sich als Tuk Tuk-Fahrer, aber auch hier wollten wir nicht mitfahren. Ein bisschen schade ist es dann manchmal schon, wenn das vermeintliche Interesse in einem Verkaufsgespräch endet. Nett war er, aber die Tourifalle hat nicht funktioniert.
Als Tourist wurden wir recht schnell enttarnt. Mit weißer Haut und blonden Haaren ist man dort doch eher eine Seltenheit und mein tättoowierter Arm schien auf jeden Fall ein Highlight bei den Singhalesen. An dieser Stelle, good job, Minervaslinda. „Hey Girl, nice tattoo“ entwickelte sich schnell zu Kimberly und meinem Running Gag. Die schönsten Begegnungen waren die mit den Kindern, denen man sofort ein Lächeln entlockt, nur durch pure Anwesenheit.
Sightseeing macht hungrig, also gab es unser erstes traditionelles Essen. Merke: No Spice heißt für mich ‘Geschmacksknospen sterben ab’. Ich hoffte nur, dass das nicht zwei mal brennt und ich das nächste Mal etwas Reis zum Neutralisieren haben würde – aber hey, was ich bis Haps drei geschmeckt habe war lecker.
Lynn & Elmo nahmen sich Zeit für uns, um mit uns gemeinsam eine mögliche Reiseroute auszutüfteln. Wer kann schon von sich behaupten einen eigenen Reiseroutenplaner zu haben? Stefan Loose kann einpacken, denn nach unserer Besprechung bekamen wir eine Email, mit allen relevanten Reisetipps, wie wir am Besten von A nach B kommen.
Zwei Weisheiten nahm ich von diesem inspirierenden Paar mit auf meine weitere Reise:
„Life is more than just a good job, it’s moving, it’s from inside“ – Lynn
„The world has so much more to offer and you have to learn from it“ -Elmo
In diesem Sinne trat ich für die Nacht den Kampf gegen die Nachbarn an, diese ‘Hundesöhne’. Last night earplugs saved my life …
Sri Lanka Rundreise: Tag 4 – unsere erste Busfahrt nach Sigiriya.
Am nächsten Tag haben wir Sitzfleisch bewiesen. Auf in den Norden mit uns. Auf dem Weg nach Trincomalee haben wir einen Stopp in Sigiriya eingelegt. Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön. In Sri Lanka gibt man beim Einsteigen in den Bus sein größeres Gepäck beim Busfahrer ab, um keinen Platz im Bus zu verschwenden, danach wartet man auf seinem (bestenfalls) Sitzplatz auf den Fahrkartenverkäufer. Die roten Busse in Sri Lanka sind staatlich und es gibt Festpreise. Anders farbige Busse kann man auch nutzen, sind allerdings in der Regel privat. Hier gilt als Tipp: Schau was andere zahlen. (Dank Elmo mussten wir in diesem Fall kein Lehrgeld zahlen)
So langsam kamen ein wenig Stargefühle auf, bei der Beachtung, die wir bekamen. Witzig war der müde Mann vor uns, der fast auf dem Schoß seines fremden Sitznachbarn weiter geschlummert hätte. Er hat’s auch mit Humor genommen und unser Gegacker steckte ihn an. So langsam gewöhnten wir uns an die Hupgeräusche, gepaart mit der singhalesischen Version von Mambo No 5 und den Haltestellen-Rufen des Fahrerassistenten.
Eine Tuk Tuk-Fahrt, zwei Busfahrten und eine weitere Tuk Tuk-Fahrt – insgesamt 144 km, sechs Stunden Reise und das Ganze für umgerechnet 5,50 Euro. So günstig hatten wir unser nächstes Ziel erreicht. Unsere nächste Unterkunft war the Green House in Sigiriya.
Aber weiter im Text: The Green House macht seinem Namen alle Ehre, nicht nur die grüne Hausfarbe, sondern vor allem stand es mitten im Tropenwald. Es scheint, als wäre das Einzige, was hier abgeht, die Kokosnüsse von den Bäumen.
Alternativer Namensvorschlag wäre Mosquitohausen. Gut für mich, dass Kimberly die menschliche Zielscheibe für diese Mistviecher war. Bis dahin jedenfalls noch. Da brachten auch die Wollsocken bei Tropentemperaturen nicht viel, bis auf fragwürdige Blicke der Hostfamilie. „Wann wollt ihr essen?“ „So um 19 Uhr wäre prima!“ „Alles klar, dann um 20 Uhr“ Na gut, an der Kommunikation arbeiten wir noch.
Sri Lanka Rundreise: Vom Spicegirl to Ricegirl
Nachdem ich mir am Tag zuvor durch die Schärfe alles weggebrannt hatte, war ich diesmal schlauer und bestellte „no spice“. Ein Berg Reis mit vielen kleinen Probierschälchen. Sehr lecker, alles leer, ich voll. Merke: Man merkt, dass man im Tropenwald lebt, wenn man nur durchs Rumsitzen schrumpelige Finger bekommt.
Sri Lanka Rundreise: Tag 5 – Ja mei, der Berg ruft und zwar der Pidurangala
- 17.255 Schritte, zwei Blasen und einige blaue Flecke
- 8.30 Uhr fast motiviertes Aufstehen
- 9.00 Uhr Frühstück – eines der besten der ganzen Reise
- 9.30 Uhr motiviertes Powernapping
- 11.00 Uhr Start zum Pidurangala
Voller Motivation hatten wir uns den Wecker auf 8.15 Uhr gestellt, wir wollten früh los. Ganz nach dem Motto: Carpe Diem, nutze den Tag. Halb verschlafen saßen wir beim Frühstück und obwohl ich morgens lieber herzhaft esse, waren diese dünnen Pfannkuchen mit Kokosraspeln und Zucker ein wahrer Genuss. Ein Frühstück, das in mir Power weckte – Power zum Powernapping. Aus gewollten 20 Minuten wurden dann 1,5 Stunden. Für den kommenden Aufstieg mussten wir schließlich ausgeschlafen sein. Vielleicht klappt das frühe Aufstehen bald besser.
Quer durch einen Nationalpark bis hin zum Pindurangala schien es, als wären wir die einzigen Touristen. Je näher wir dem Berg kamen, desto mehr kamen allerdings dazu.
Trittfest ist übrigens nicht ganz das richtige Adjektiv für den Aufstieg zur Spitze. Nach gefühlten 8.534 Stufen in verschiedenen Höhen, kam dann der letzte Rest – der uns den letzten Rest gab. Hoch motiviert im Bear Grylls Style hievten wir uns die Felsen herauf, mit hochrotem Kopf und auf der Suche nach einem Sauerstoffzelt, atmeten wir stolz durch.
„And when the rain begans to fall“ … Keine zehn Minuten später startete der Platzregen, bei 28 Grad gab es aber auch wirklich Schlimmeres. So fiel wenigstens nicht mehr auf, was Schweiß und was Regen war. Noch spektakulärer und waghalsiger gestaltete sich der Abstieg. Was ist die Steigerung von Bear Grylls? Und was tut man am besten nach einem sechsstündigen Fußmarsch, Platzregen und jetzt Stromausfall? Exakt, einen zweiten Powernap.
Und was macht den Abend quasi perfekt? Ein richtig gutes Abendessen, das Planen der weiteren Route und …? Genau, ein dritter Powernap.
Sri Lanka Rundreise: Tag 6 – Kokosnuss-Geruch, raue See und leider kein Ausflug nach Pigeon Island.
Wir waren jetzt auf dem Weg nach Trincomalee mit einem Zwischenstop in Nilaveli. Und dort taten wir vor allem eines: Warten, warten und nochmals warten. Leider machte das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung. Nachdem wir am Abend in Abdulls Cell Shop zu Abend gegessen hatten, kamen wir vollgefuttert zurück in unser Zimmer. Die Nacht war heiß und dank Stromausfall blieb diesmal auch der Ventilator aus. Trotz pinkem Prinzessinnen Mosquitonetz, das nach Kaugummi roch, hatte ich nun 27 neue Stiche. Sehr fleißig diese Mücken hier. Anscheinend war ich die neue Zielscheibe, hätte ich mal besser nichts gesagt. Karma, baby.
Wie wird man morgens am Besten wach? Einfach die Tür zum Lüften öffnen und die 10 cm fliegende Kakerlake hereinlassen. Hilft besser als manch ein Koffein-Getränk. Putzmunter warteten wir danach an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus nach Trinco. Die Zeit vertrieben wir uns mit dem Abwimmeln der Tuktuk Fahrer und warten … und warten. Hoffnung gab uns der Singhalese, der mit uns auf den Bus wartete und ebenso wie wir den einen Bus nicht stoppen konnte, der vorbei fuhr. Weitere 25 Minuten später und 50 Rupien leichter saßen wir im Bus nach Trinco.
Sri Lanka Rundreise: Tag 7 – Tagesausflug nach Trincomalee und siehe da, die Sonne kommt.
Unser erster Anlaufpunkt war das Meer. Eine kurze Strandpause direkt neben dem einzigen Naturhafen Sri Lankas. So lagen wir da, im Sand, von der Sonne geküsst, mit geschlossenen Augen. Bis diese Welle kam. Auf einmal wurde ich aus meinem Tagtraum gerissen, weil ich einen nassen Hintern bekam. Fuck, die Tasche. Binnen Millisekunden war ich hochgesprungen, um die Tasche mit meiner Kamera zu retten. Während diesem Move hab ich Kimberly voll weggetackelt. Alles gut, Tasche trocken, Kimberly nass. Wie gern hätte ich dieses Szenerie von oben gesehen! Zumindest hatten wir Zuschauer, zwei Klassen inklusive Religionslehrer. Die Kids waren auf jeden Fall sehr angetan von meiner Kamera. Ganz zu meiner Freude!
Genug Strand für diesen Tag. Weiter ging es am Naturhafen entlang, an den streunenden Rehen und Hirschen vorbei und an den vielen Aufpassern des Areals. Ich vermutete, es waren Schulen auf die sie Acht gaben. Ich durfte jedenfalls nicht hinein.
Der Spaziergang durch das Gelände des alten holländischen Forts
Vorbei an zig Souvenir Lädchen mit rosa Strohhüten und bunten Spielzeugen, wartete der Thiru Koneswaram Tempel auf uns, einer der sieben wichtigsten Shiva Tempel Sri Lankas. Dort bekamen wir Tücher, um unsere Schultern zu bedecken. Die Schuhe mussten wir am Eingangsbereich ausziehen, um dann über den heißen Boden bis zur Shiva entlang zu sprinten. Der Boden ist Lava war hier die Devise.
Eine große, blaue Statue saß dort im Schneidersitz und schaute zu mir herunter. Shiva ist eine der Hauptgötter im Hinduismus und wirkt durch ihre gigantische Größe irgendwie noch spiritueller. Räucherstäbchen gaben einen angenehm duftenden Qualm ab, der in dieser Kombination irgendwie mystisch wirkte. Im Tempel kam ich mit dem Mann ins Gespräch, der am Tempeleingang dafür sorgte, das sich alle angemessen verhielten.
Wir waren ein wenig in unser Gespräch vertieft, als eine asiatische Reisegruppe reinkam. Ganz typisch mit ihren Kameras, recht laut und einer davon mit Kappe auf dem Kopf. Da wurde mein Gesprächspartner aber flott, holte aus und mit einem Schwung haute er die Kappe von seinem Kopf. Die überraschten Gesichter der Gruppe waren zum Schreien, ich verließ den Tempel und schmunzelte draußen weiter vor mich hin. Der Ausblick vom Tempel auf das Meer lässt mich noch einen Moment verweilen, bevor unsere Reise weiterging.
Sri Lanka Rundreise: Tag 8 – Oh Kandy, when I need you today ohhhh Kandy – von Nilaveli nach Kandy
In nur knapp sechs Stunden in der Kandyqueen hatte uns der buddha-ähnliche Busfahrer mit seiner süßen Speckfalte im Nacken sicher nach Kandy gebracht. Von Hupen träume ich und ich meine nicht die vom Busfahrer. Egal ob „Hallo sagen“, „hier komm ich“ oder „Platz da“, hier gilt: Wer nicht hupt verliert. Und ich durfte das in der ersten Reihe bei offenem Fenster erleben. (Guten Tach, ich bin jetzt wach!)
3 Tage Kandy – eine Stadt die niemals ruht
Eine Riesenbaustelle im Zentrum der Stadt ließ die letzten zwei Kilometer zur Ewigkeit werden. Zu Fuß waren wir schneller. Kurz um die Rucksäcke geschultert und raus ins Getümmel. Reines Chaos und nach dem Regen waren die Straßen ocker gefärbt. Mit einem Rucksack vor der Brust und einem auf dem Rücken war die Bewegung und Sicht sehr eingeschränkt. Und schwups hatte ich die braune Matsche an meinen nackten Füßen. Belassen wir es mal lieber bei brauner Matsche und gehen nicht tiefer ins Detail.
Unsere Unterkunft war zwar nur etwa 1,5 km entfernt, allerdings befand sich diese auf einem Berg mit einem gefühlten 90 Grad Aufstieg. Amma’s Dream 2 (Mom’s Dream 2)
Den Blick über die Stadt konnte ich ohne mein Sauerstoffzelt noch nicht so ganz genießen. Therese empfing uns herzlich, allerdings war der erste Blick ins Zimmer für uns eine Mischung aus Überraschung und starker Belustigung. Der erste Eindruck war wie ein Hobbykeller in einer Blechbüchse. Luxus sieht anders aus, aber gut für 15 Euro darf man auch nicht 5 Sterne erwarten.
Nach wenigen Gesprächen mit Therese wurde schnell klar, dass es hier nicht um den Wohnluxus ging, sondern die alte Lady mit ihrem 76 Jahren und reichlich Lebenserfahrung alles wett machte. Sie überraschte uns mit kulinarischen Häppchen, einfach so, weil sie wollte, dass wir so viel probieren, wie es ihr möglich war. Sie war Englischlehrerin, 74 Jahre alt, seit drei Jahren bei Airbnb, um auf ihre letzten Tage nicht mehr so viel alleine zu sein, vor allem weil ihr Ehemann nicht mehr bei ihr lebt.
Ein Ruhepol der Stadt Kandy ist der botanische Garten. Hier sieht man neben den abgefahrenen Flughunden (ja, nicht Mäuse, das sind Kawenzmänner) auch turtelnde Singhalesen im Schatten der großen Bäume. Das Schmusen ist nämlich auf den Straßen von Sri Lanka ist verboten. Und Achtung: Die Beeren am Eingang sind zwar super lecker, färben aber die Zähne in den Farben von den Kandystraßen bei Regen. Braun!
In der letzten Nacht wurde ich zwar nicht von heulenden Hunden geweckt, sondern vom singen- dem Imam. Es wurde wieder spannend, wer gewinnt? Die Earplugs oder der Imam? 2:0 für die Earplugs.
Sri Lanka Rundreise: Tag 11 – Der Berg ruft. Von Kandy über Nuwaraeliah zum Adams Peak in Nallathanniya. Jeder Bus ein Abenteuer.
Wir mussten sechs unterschiedliche Busse für unsere Weiterreise nutzen. Unser Plan war die Teeplantage in Nuwaraeliah zu besuchen, bevor es in Richtung Adams Peak ging. Aus den ursprünglich gedachten dreieinhalb Stunden Fahrt wurden dann doch glatt mal sieben.
Die erste Bushaltestelle war recht schwer zu finden. Kandy ist hektisch und so auch seine Bewohner. Nachdem wir nach dem Weg fragten und vier mal in die entgegengesetzte Richtung geschickt wurden, sah man uns unseren Unmut schon etwas an. Dann kam unser singhalesische Bob Marley „Bruder“ und zeigte uns den richtigen Bus. Auf, auf zur Teeplantage im klimatisiertem Bus mit der singhalesischen Version von John Bon Jovi „Shout Out Loud“ aus den Lautsprecherboxen.
Auf der Teeplantage haben wir feinsten Tee probiert. Ich aß dazu noch einen leckeren Schokokuchen und genoß den Ausblick. Auf der Teeplantage wurde uns die Verarbeitung vom gepflückten Blatt bis hin zum fertigen Tee gezeigt. Für ein kleines Trinkgeld konnte man sich eine kleine Informationstour buchen. Wir haben stattdessen zwischendurch bei einigen Gruppen mit reingelauscht. Die Informationen stehen aber auch auf kleinen Tafeln über der jeweiligen Produktionsstätte. Nachdem wir uns die Plantage angeschaut hatten, warteten wir am Straßenrand auf den nächsten Bus für die Weiterfahrt.
Mittlerweile waren wir in Nanuoya, von wo aus wir ursprünglich, wegen der schönen Aussicht, mit dem Zug weiter Richtung Adams Peak fahren wollten. Allerdings fuhr der nächste Zug erst in 3,5 Stunden und so suchten wir die nächste Bushaltestelle. Hätte ich zuvor im Bus bloß nicht laut ausgesprochen, das gerade alles gut läuft, denn Weiterfahren mit dem Bus war leichter gesagt als getan. Irgendwie schienen die ersten drei Busse Schulbusse zu sein. Einer fuhr, trotz heftigen Rumwedeln mit den Armen, einfach weiter und der Andere schüttelte den Kopf.
Also saßen wir auf dem Bordstein von Nanuoya, warteten … und warteten … und warteten. Die Schulkinder liefen schon das fünfte Mal „unauffällig“ an uns vorbei. Ein Einheimischer meinte im Laufe der Reise zu mir, dass einige Singhalesen weiße Menschen noch nicht oft gesehen hatten und glauben sie kämen vom Himmel. Aus diesem Grund wird man so oft angestarrt.
Auf einmal klang es wie Engelszungen, als der Kleinbus mit den Worten „Hatton, Hatton, Hatton“ angebraust kam. Zu dem Zeitpunkt dachten wir, dieser Bus sei auch wieder voll, aber wir konnten noch einen Platz auf einem Klappstuhl im Mittelgang ergattern.
Hier diente ich meiner Sitznachbarin als Kopfkissen. Ach, ich und meine starke Schulter.
Doch als wir dann an der nächsten Station den Bus wechseln mussten, wussten wir, was ein voller Bus war. Unser Gepäck konnte gar nicht erst mit nach vorne in den Bus, sondern kam hinten in den Kofferraum und wir wurden in den Bus gestopft. Mir taten die kleinen Singhalesen ein bisschen Leid, die ihre Nase genau auf meiner Achselhöhe hatten. Leider gab es nur noch oben die Möglichkeit mich festzuhalten, so dass sich die volle Pracht meines Vier-Stunden-Busfahren-bei-30-Grad-in-der-prallen-Sonne-Duftes in deren Nasen breit machen konnte.
Es gab kein Vor und kein Zurück mehr. Tetris war hier die Devise. Jetzt weiß ich einen Sitzplatz im Bus mehr zu schätzen, wir bekamen später einen und wurden direkt mit Taschen der anderen Mitfahrer beladen. Nach einer Stunde Fahrt stiegen wir wieder um. Kleinerer Bus, jedoch nicht weniger leer, dafür aber Speedy Gonzales als Fahrer.
Egal, Hauptsache schnell am Ziel. Sechs Busse, schätzungsweise alle Fahrstile und jede mögliche Tetrisstapelung von Menschen. Nun wissen wir, wie Busfahren geht.
Am darauffolgenden Tag wollten wir uns die Wasserfälle anschauen. Dazu brauchten wir allerdings einen Guide. Das ganze Tohuwabohu mit Sarafi Jeep inklusive Teeplantagen Besichtigung brauchten wir nicht. Abgesehen davon, fanden wir es auch zu teuer, also handelten wir einen guten Preis aus und bestanden auf ein Tuk Tuk. Doch an Stelle des Tuk Tuks stand dieser riesige Jeep vor uns, in den wir einsteigen sollten. Wir klärten erst einmal ab, dass wir nur den vorher vereinbarten Preis zahlen und das war okay. So hatten wir für dasselbe Geld unsere private Tour. Gibt wirklich Schlimmeres. Sechs mal umsteigen zum Beispiel.
Vorbei an den Teeplantagen mussten wir dann zu Fuß weiter zu den Wasserfällen. Über Stöckchen und Steinchen begleitete uns der Dorfhund voller Freude und stets im Blick, ob alle da sind. Brav. Übernachtet haben wir dort im White House Adamspeak.
Sri Lanka Rundreise: Tag 12 – Tagesausflug durch Nallathanniya. Don’t go chaising waterfalls
Nachdem wir uns ein kurzes aber erfrischendes Bad im Wasserfall-Becken gönnten und unser Guide fertig war mit einseifen, ging es über noch mehr über Stöckchen und Steinchen. Vorbei an einer Klippenwand und in meinen Wander Flip Flops zurück zum Jeep. Aber hey, klettern waren wir nach unserer Bergsteiger Tour in den ersten Tagen ja gewohnt. Also auch das war kein Problem.
Vorbei an den Teeplantagenarbeitern, die uns ihr breitestes Lächeln mit immerhin noch drei Zähnen schenkten, ging es zurück ins Hotel. Keine halbe Stunde später – Regen. Wir kleinen Glücksschweinchen.
Wir warteten auf unser Abendessen und dann wurde ein kleiner Nap gehalten, damit es voller Elan 5.400 Stufen hinauf zum Adams Peak gehen konnte. Der Adams Peak, unser spiritueller Exkurs, für die Einheimischen der höchste Ort, um den verstorben Liebsten nah zu sein. Ja, kann es denn Schöneres geben? Ich glaube um 2.30 Uhr nachts schon.
Sri Lanka Rundreise: Tag 13 – Der Aufstieg zum Adams Peak.
1:30 Uhr, der Wecker klingelte, die Grillen zirpten. Wenigstens hatte der Regen aufgehört. So richtig wach fühlte ich mich nicht, als wir uns um 2.30 Uhr auf den Weg zum allmächtigen Adams Peak machten, um 5.400 Stufen in 7 km auf 2870 m Höhe zu bezwingen. Klingt das nicht nach Spaß? Nee, find ich auch nicht.
Aber wer weiß, vielleicht ja doch. Probieren geht über Studieren. Der Weg bis zum Start kam mir schon wie eine Ewigkeit vor. Immerhin ganze 10 Minuten. Und dann sahen wir ihn, unseren Adam.
Den großen Grünen mit seiner Lichterkette, die den Weg zur Bergspitze leuchtete. Vorbei an unzähligen bunten Krims-Krams -hops aus denen das Schnarchen hallte, bestiegen wir gemeinsam mit Einheimischen den Adamspeak. Vorbei an kleinen Kotzhäufchen (Unser spätere Guide warnte uns dort zu essen) näherten wir uns nach 4,5 Stunden dem top of the rock.
„I just want to see you sweat“ schwirrte mir im Ohr und die Suppe floss mir nur so den Rücken runter. Oben angekommen, eigentlich schon ab Stufe eins, stellte ich mir die Frage a) Wer hat sich diese Aktivität ausgedacht? und b) Wie schaffen das die Omis dort rauf?
Einige ältere Menschen wurden von hinten, von vorne und der Seite geschoben. Den Luxus hätte ich auch gerne gehabt. Anderen reichte ich meine Hand und half wenigstens für ein paar Stufen. Dafür gibt es Karmapunkte.
Aber mal im Ernst, wer findet Gefallen daran, nachts sieben Kilometer lang, auf unterschiedlichsten Stufen raufzukrackseln und dann gemeinsam an einem überfüllten Tempel auf den Sonnenaufgang zu warten? Ich nicht. Aber eine Erfahrung war es wert.
Mir wurde es auf der Spitze zu voll und ich beschloss langsam abzusteigen. Einige Meter weiter unten konnte ich mir den Sonnenaufgang ganz in Ruhe angucken, ohne dass mich wer schubste oder meckerte. Hier hörte ich nur Grillen zirpen und Vögel zwitschern. Das war ein wahrlich schöner Moment.
Auf meinem Weg nach unten wollten außerdem Einheimische Fotos mit mir machen. Ich glaube, es gäbe 1.000 bessere Motive als meine feuerrote und nassgeschwitze Birne der Anstrengung.
Unten angekommen, brauchten meine Beine erstmal eine Verschnaufspause. Praktisch war, dass das Frühstücksbuffet zur selben Zeit eröffnete. Yes. Nach einer kleinen Verschnaufspause und Stärkung teilten wir uns mit zwei Däninnen für unsere Weiterreise ein Taxi in Richtung Süden. Unser nächster Stop war Tangalle mit einem schönen Strand direkt vor der Haustür.
Sri Lanka Rundreise: Tag 13 – Mit den Dänen im Gepäck gen Süden nach Tangalle
Der Strand vor der Tür war dann aber leider auch das Einzige was daran schön war. Es sei denn, man findet Schimmelflecken, Muff, Tierfallen und versiffte Badezimmer schön. Wir jedenfalls nicht und schließlich hatten wir schon in einer Blechbüchse gelebt, doch das überstieg unsere Toleranzgrenze. Wir zogen zwanzig Minuten später wieder aus. Merke: Werde stutzig sollte der Host das Geld einfordern, bevor du das Zimmer gesehen hast. Nach einer kurzen Diskussion konnten wir für den selben Preis zu seinem Bruder gegenüber ziehen. Ohne Schimmel, ohne Muff. Blieb unser Geld doch wenigstens in der Familie.
So eine Aktion war genau das Richtige nach einer Nacht wie unserer und einer sechsstündige Fahrt durch das kurvenreiche Hochgebirge Sri Lankas. Jetzt erstmal schlafen, bei gefühlten 30 Grad im Zimmer. Die Suppe lief weiter, wir wollen ja nicht ins Ungewohnte kommen.
Sri Lanka Rundreise: Tag 14 – Vitamin Sea in Tangalle
Sommer, Sonne, Sonnenschein … so nah und doch so fern. Kimberly war schon zum Strand vorgelaufen, während ich noch ein paar Emails beantworten musste. Als ich fertig war, packte ich meine sieben Sachen und ging los. Ein bisschen stolz war ich schon, dass ich den Weg, den ich gestern schon alleine gelaufen war, auch dieses mal wieder fand. Immerhin etwa 500 Meter, ich Orientierungswalnuss.
Doch jetzt wollte mich etwas nicht über die Brücke lassen – ein Waran, ein kleiner Dinosaurier. Kimberly hatte im Park des Pidurangala mal erwähnt, dass diese Tiere sehr schnell und gefährlich sein können. Wie sollte ich jetzt vorbei? So standen wir da. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich würd sagen 1:0 für den Waran. Bis meine Rettung kam. Ein Singhalese auf seinem Roller sah wohl die Verzweiflung in meinen Augen. Als ich ihn fragte, hoffte ich, dass er mir sagen würde, dass die Tiere nicht gefährlich seien und ich vorbei gehen könnte. Aber er nahm mir diesen Funken Hoffnung, denn sie waren sehr wohl gefährlich.
Er nahm mich auf seinem Roller mit und wir überquerten mit stolzen 15 km/h die Brücke. Füße hoch und vorbei. 1:0 für mich würd ich sagen. Meine erste Rollerfahrt auf Sri Lanka. Auch wenn es nur 30 Sekunden waren aber hey, sogar ohne Helm. No risk, no fun. Ein Adrenalinkick pur.
Jetzt erstmal runter kommen an diesem wunderschönen Fleck. Weißer Strand, leichte Wellen und eine bequeme Liege im Schatten. Merke: Sollten an Stränden Liegen stehen, kann man sie in der Regel kostenlos nutzen. Es ist möglich, dass mal ein Kellner vorbei kommt, der etwas anbieten möchte. Ein Wasser und die Liege gehört weiter euch.
Sri Lanka Rundreise: Tag 16 – Auf nach Mirissa, wir nähern uns dem Ende
Nachdem ich dachte, die Speedy Gonzales Fahrt zum Adams Peak wäre rasant, wurde ich eines Besseren belehrt. Wir wurden zum Road Runner. Der Fahrer raste und drängelte, hupte und rauchte. Aber hey, wir leben noch. Als wir unsere neue Strategie in Angriff nahmen, die Unterkunft direkt vor Ort zu suchen, um bessere Angebote zubekommen, schwitzten wir uns mit unseren Rucksäcken in der Sonne ordentlich einen ab.
Während wir durch eine Seitenstraße schlenderten, keuchend und schwitzend, kam ein Typ um die Ecke gebogen. Ein ehemaliger Lüdenscheider (meine Heimat) und wir trafen ihn in Sri Lanka, in einer Nebenstraße. Sachen gibt’s.
Uns wurde das Hangover Hostel ein paar Straßen weiter empfohlen, leider war es schon komplett ausgebucht, sehr schade. Mit den Surfbrettern an den Wänden, den selbstgebauten Möbeln und den vielen jungen Leuten hätte es sicher Spaß gemacht dort zu wohnen.
Im Übrigen ist unsere Strategie voll aufgegangen. Auf meinen Wunsch, etwas gehobeneren Standard zu nehmen, fanden wir das HotelVista Randiya Sea View Inn für die nächsten zwei Tage. Nur eine Straßenüberquerung vom Strand für schlappe 5.000 Rupien, statt normalerweise 11.000. Da haben wir einen richtigen Schnapper gemacht. Tipp: Versucht es mit der Good Cop Bad Cop Tour, bei uns hat es funktioniert. PS: Ich war der Good Cop! :-)
Sri Lanka Rundreise: Tag 17 – Walfontänen, tanzende Delfine und Riesenschildkröten.
Uns haben so viele Leute von Mirissa vorgeschwärmt, dementsprechend groß waren unsere Erwartungen. Aber merke: Was für andere schön ist, heißt nicht, dass es für dich auch schön ist. Mirissa ist die touristischste Stadt in Sri Lanka – meiner Meinung nach. Wir wussten, dass man von dort aus sehr gut Whale-Watching Touren buchen konnte und die wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wiedermal konnten wir einen guten Preis für die Tour aushandeln. Plan war, dass wir am nächsten Morgen mit dem Tuk Tuk abholt und zu der Anlegestelle am Hafen gebracht werden würden.
Soweit der Plan. Als wir an der Straße standen und es schon nach der vereinbarten Uhrzeit war, wurden wir langsam nervös. Wir hatten ja schließlich schon einen Teil bezahlt. Endlich kam unser vermeintliches Tuk Tuk. Nachdem wir zwei Mal gefragt hatten, ob es auch wirklich unser bestelltes Tuk Tuk war und er bejahte, jedoch fragte wo wir hinmüssten, zweifelten wir. Wir stiegen etwas ratlos aus und fragten den Hotelier, ob wir eben das Telefon benutzen könnten, um unseren Fahrer zu erreichen. Er war schon unterwegs und dann ging auch alles ganz schnell. Tuk Tuk da, Fahrer mit Kippe leicht gestresst und ab ging die wilde Fahrt zum Hafen. Merke: Pünktlich sein heißt nicht pünktlich sein.
Auf unserer Whale-Watching Tour bekamen wir dann Frühstück. Naja, es war ein weiches Brötchen mit einer scharfen Wurst und Kaffee oder Wasser. Da ich weder Kaffee noch scharf mag, belief sich mein Frühstück also auf Wasser. Nach einer Stunde Fahrt tanzten die ersten Delphine um uns herum – was für graziöse Tiere. In Momenten wie diesen bekomme ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Ein Naturschauspiel und ich darf es miterleben. Aber das Hauptschauspiel wartete noch auf uns.
Wir sahen mindestens drei Wale, einer davon in unmittelbarer Nähe unseres Bootes und erst dann wurde uns die tatsächliche Größe dieser Tiere bewusst. Unser Boot war ein Popel dagegen. Der Wal atmete aus und schoss diese riesige Fontäne hoch, ein Flossenschlag und schon war er zurück in den Tiefen des Meeres. Es war der absolute Wahnsinn und auch wenn es absolut touristisch war, eins meiner Highlights in diesem Urlaub.
Während der Fahrt lernten wir ein Pärchen kennen, Anke und Sebastian, die momentan um die Welt reisen. Wir haben uns direkt gut verstanden und gingen nach der Tour und unserem ballastreichen Frühstück erstmal auf Nahrungssuche. Auf dem Weg ins Restaurant, sahen wir schon einige Männer, die die Straße schmückten. Ich fragte sie, wofür sie das machen, aber mit „dance, dance“ konnte ich noch nicht so viel anfangen. Ein paar Straßen weiter konnte ich eins und eins zusammen zählen. Es war Medin Vollmond Poya-Tag. Am Poyaday wird, mit wortwörtlich Pauken und Trompeten, der Vollmond gefeiert. Allerdings ausschließlich für Männer. Die Männer bemalen ihre Körper mit verschiedenen Symbolen, die jeweils für ihre Gruppenangehörigkeiten stehen, tragen ein Tuch um die Hüften, singen und tanzen. So sehr, dass ich fast dachte, sie seien in einer Extase.
Das ist nicht nur für die Touristen ein Highlight, auch die Einwohner stellten sich ihren Stuhl in die Pole Position, um den besten Blick auf das Spektakel zu bekommen. Gleich zwei Highlights an einem Tag. Mirissa, auch wenn du nicht mein Lieblingsort bist, du hast mir bewiesen, du kannst was.
Sri Lanka Rundreise: Tag 19 – Einmal nach Unawatuna, bitte.
Wir hatten in diesem Urlaub schon des öfteren Lehrgeld bezahlt, meist weil die Zimmer nicht ganz so schön aussahen wie auf den Fotos oder wie diesmal gar nicht in dem Ort lagen, in den wir eigentlich wollten.
Wir landeten für die nächsten 3 Tage im Vorort in einem Airbnb. Weit und breit kein Restaurant und wir immer hungrig. Wir hatten extra mit dem Frühstück gewartet. Aber wer hätte auch gedacht, dass wir im Niemandsland enden? Wir hatten es erst zu Fuß probiert, die Tuk Tuk Fahrer sagten allerdings alle das Gleiche, weit und breit kein Restaurant und das war diesmal keine Verkaufsmasche, wie wir schnell merkten.
Bei 30 Grad und praller Sonne auf heißem Asphalt vergeht einem recht schnell die Lust am Laufen. Also mieteten wir den Roller. Natürlich haben wir ein Spitzengerät bekommen. Kein Sprit, einen Roller zum Antreten und einen Helm, der sich quasi von alleine öffnen ließ. Den Helm konnte ich tauschen, den Roller hätten wir gegen einen mit kaputten Bremsen tauschen können. Danke, aber nein, danke.
Jetzt erlebten wir den Verkehr am eigenem Körper. Eigentlich gar nicht so schlecht die Sache mit der Hupe. So hört man immer, wann jemand überholen möchte ohne ständig in den Spiegel gucken zu müssen, allerdings ist Linksverkehr ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig.
Sri Lanka Rundreise: Tag 20 – Einmal nach Galle und zurück.
Auf Empfehlung sind wir zum Strand nach Unawatuna gefahren, allerdings gab es unserer Meinung nach bisher nur schönere Strände als diesen. Ich war etwas enttäuscht. Eine Liege gereiht an die andere, kurze Strandabschnitte bis zum Wasser und auf diesen dann noch diverse Strandbars. Erholung fühlt sich trotz Sonne und Strand, irgendwie anders an. Aber wir hatten tolles Wetter, zwei kostenlose Liegen und gute Musik in den Ohren. Immerhin perfekte Vorraussetzungen zum Powernappen.
Beim Nichtstun verfliegt die Zeit immer so schnell und der Sonnenuntergang wartete nicht auf uns, also ab in den Sattel und weiter nach Galle. Optisch mal etwas ganz anderes. Es sieht ein wenig aus wie Portugal von den Gassen, Bauarten und dann noch dieser Leuchtturm. Während wir durch die Gassen cruisten wurden die Straßen immer voller, das Hupen lauter und wir versuchten uns zu orientieren. Doch war es schon zu spät, wir fuhren doch glatt falsch herum in den Kreisverkehr. Upsi. In dem Moment kamen keine Autos, wir haben unsere Misere auch erst bei der Hälfte gemerkt, sind flott einmal komplett rum und fuhren danach wieder in der Spur. Wir lachten die verwirrten Blicke der Einheimischen weg.
Die erste schlechte Erfahrung
Nach gut 20 Tagen auf Sri Lanka kam dann der erste Moment, der mir unangenehm werden sollte. Besonders im Norden soll man sich auch am Strand bedeckt halten, doch je weiter wir in den Süden kamen, desto freizügiger wurde es. Somit war für uns klar, am Strand wird der Bikini ausgepackt. Eigentlich ein ganz schöner, weißer Strand. Sehr ruhig, kaum Leute, jedoch kam uns dann Letzteres nicht zu Gute.
Nach einigen Minuten kamen nach und nach immer mehr einheimische Männer, ständig spazierte einer von ihnen an uns vorbei und glotzte. Sie schauten nicht, sie glotzten. Wir hatten auf der Reise schon viele Blicke bemerkt und mit vielen interessierten Einheimischen gesprochen, aber das fühlte sich anders an, bedrohlicher. Wir packten unsere Sachen und beschlossen zu gehen. Während wir unsere Sachen packten und an der Gruppe schnellstmöglich vorbeigingen, antworteten wir auch nicht mehr auf die genuschelten Wörter. Einer warf ein Stück Holz hinter uns her, ich weiß nicht, ob er uns wirklich treffen wollte, aber es streifte mich an der Wade … Im Normalfall hätte ich gemeckert, aber in diesem Fall wollten wir einfach nur weg. Weg von den Gaffern.
Also merke: Auch wenn es touristischer wird, die Vororte sind noch nicht bereit für weiße (bzw. rote) Bäuche in der Sonne.
Gleicher Ort, selbe Zeit, nächster Tag
Leider wieder eine sehr unangenehme Situation: Auf unserem Weg mit dem Bus Richtung Colombo ins belebte Hikkaduwa, mussten wir uns in einen total überfüllten Bus quetschen. Es gab kein Vor und kein Zurück. Der Ticketverkäufer musste halbwegs über uns drüber klettern, um sich durch den Bus zu kämpfen.
Nach kurzer Zeit merkte ich ein Pieken an meinem Po und warme Luft an meinem Arm. Das Pieken kam von den Fingern meines Hintermannes, der seine Hände angeblich in seiner Hosentasche hatte, die Finger allerdings in Richtung meines Hinterns ausstreckte und bei jedem Bremsvorgang seinen Mund an meinen Arm drückte. Nicht ganz unabsichtlich, wie ich nach dem dritten Mal bemerkt habe. Ein böser Blick reichte aber und er hörte auf. Kann sich doch nicht jeder nach Lust und Laune eine Prise Farina nehmen. Ich hoffe, mein Deo hatte versagt.
Sri Lanka Rundreise: Tag 21 – Why does it always rain on me? Raus aus dem Vorort und ab nach Hikkaduwa.
Kaum waren wir aus diesem komischen Vorort raus, fuhr der Fahrer wieder anständig, der Bus wurde leerer, die Vögelchen zwitscherten, nur der Schweiß floss weiter. Angekommen in Hikkaduwa versuchten wir uns zum zweiten Mal vor Ort auf die Suche nach einem geeignetem Zimmer zu machen.
Tipp: Wenn ihr aus dem Bus steigt und wie Backpacker ausseht, wird euch wahrscheinlich Hilfe zur Zimmersuche angeboten. Diese netten Helfer erwarten allerdings stets eine Provision.
Unsere Motivation bei brütender Hitze mit Rucksack auf dem Rücken war wieder nicht besonders groß und so landeten wir schnell im günstigem Zimmer um die Ecke. Hier wohnten wir nur nicht allein, wie wir später bemerkten.
Sri Lanka Rundreise: Tag 22 – Ayurveda Massage, Preisverhandlungen und eine Riesenspinne als Mitbewohner.
Am nächsten Tag waren wir in Ausgeber-Laune. So langsam mussten die Souvenirs her und nachdem wir uns eine kleine Ayurveda Massage gönnten, startete die Shoppingtour. Schließlich sollten die Daheimgebliebenen nicht leer ausgehen.
Als wollte uns der Regen nicht mehr aus dem Geschäft lassen, schloss er uns mit seinen Regenmassen ein. Aber hey, immerhin konnte ich 20 % Discount raushandeln. So langsam gefällt mir das Handeln. Merke: Das Handeln gehört in Sri Lanka zum guten Geschäft dazu.
„Zuhause“ angekommen lernten wir unseren Mitbewohner kennen. Während ich mein Reisetagebuch schrieb, schaute mich Kimberly mit dem Schaum ihrer Zahnbürste vorm Mund ganz entsetzt an und murmelte „Raschte jetscht blosch nischt ausch“ „Was?? Wieso?? Saß irgendwas auf meiner Schulter oder über mir? Sprich!!!“ Und sie zeigte zur Badezimmer Tür und da saß es. Eine mindestens 15 cm große Spinne.
Eigentlich war Kimberly die Spinnenbeauftragte und ich kümmerte mich um die Kakerlaken. Normalerweise ein fairer Deal, bloß bei dieser Spinne verstand ich, dass sie kniff. Wie gut, dass wir einen furchtlosen Zimmernachbarn hatten, dessen größtes Problem es war, der Spinne mit dem Becher nicht weh zu tun?! Nachdem sie einmal unterm Bett verschwand und Gott sei dank wieder auftauchte, wurde sie gefangen und weit, weit weggebracht. Diese Nacht schlief ich mit meinem Baumwollschlafsack über den Kopf gezogen und nur ein Loch frei für meine Nase.
Sri Lanka Rundreise: Tag 23 – Auf gute Nachbarschaft
Unsere Sachen waren schneller gepackt als man hätte bis drei zählen können. Wir machten uns auf den Weg zu unserer neu gebuchten Luxusunterkunft das Karma Guesthouse– mit Pool. Urlaub vom Urlaub für die nächsten drei Tage.
Standort in die Map eingetippt und ab geht die Post, doch irgendwie kam und kam nichts. Laut der Email sollten es doch nur etwa 900 Meter sein und wir liefen schon 30 Minuten in der Sonne. Mit Gepäck. Nachdem wir uns etwas durchgefragt hatten, aber keiner die Unterkunft kannte, rief ein netter Singhalese die Telefonnummer an, die Keneth (unser Host) dazu geschickt hatte. Doch die stimmte leider nicht.
Also ging die Suche weiter, mittlerweile hatte sich das ganze Dorf versammelt, um uns zu helfen. Leider vergebens. Auf gut Glück gingen wir weiter. In dem Buchungsbeleg in meiner Email konnten wir die Adresse endlich finden. Wir warteten auf den nächsten Tuk Tuk Fahrer, um ihn nach dieser Unterkunft zu fragen. Wenn es einer wissen müsste, dann doch der Tuk Tuk Fahrer und der ließ nicht lange auf sich warten.
Ich zeigte auf mein Handy, um ihm die Adresse zu zeigen. Er nahm das Handy in die Hand, drehte den Zündschlüssel und fuhr los. In dem Moment hätte ich mich selbst ohrfeigen können, einem Fremden mein Handy zu geben ohne mit im Tuk Tuk zu sitzen. Zum Glück fuhr er nur rechts ran, um die Straße frei zu machen. Leider fuhr er mit meinem Handy in der Hand, drückte versehentlich darauf rum und löschte dabei die Email. Unwiderruflich. Weder im Papierkorb, noch woanders. Sie war weg. Und wir hatten jetzt auch keine Adresse mehr.
Weiter auf gut Glück liefen wir auf der Straße entlang. Hätten wir in der Beschreibung der Unterkunft den Text besser gelesen, wäre uns der falsche Weg, den die Map anzeigt, aufgefallen. Dort war es als Tipp hinterlegt. Neben uns hielt auf einmal ein tätoowierter, sonnengeküsster Weißer und fragte, wo wir hinwollten und siehe da, es war zufälligerweise unser Host. Das Glück ist mit den Doofen.
Nachdem wir endlich angekommen waren und unsere erste Poolsession beendet hatten, machten wir uns auf den Weg zu den großen Schildkröten direkt am Strand. Schildkröten fast so groß wie ich, die langsam an einem vorbei glitten, richtig abgefahren und sehenswert. Aber bitte nicht anfassen. Neben mir wollte eine Frau die Schildkröten tatsächlich mit Weißbrot füttern. Sachen gibt’s … .
Nachdem wir wieder zurück in unserer Unterkunft waren, wollte ich den Tag mit einem guten Buch, Musik in den Ohren, in der Hängematte auf dem Dach verbringen. Natürlich habe ich mir die höhere Matte ausgesucht. Das Reinklettern war schon eine akrobatische Höchstleistung von mir. Die Geräusche, die von der Halterung kamen, machten mich etwas misstrauisch. Zwei Minuten später flog ich auch schon im freien Fall Richtung Betonboden. Das Seil war gerissen und schwupps, knallte ich auf meinen Ellenbogen. Der blutete, ich weinte. Vielleicht doch weniger Rotis essen. (Rotis sind kleine, dünne Pfannkuchen mit verschiedenen Füllungen, ob herzhaft oder süß, zu jeder Uhrzeit ein Genuss.)
Night out
Der Schmerz muss begraben werden und das klappt am besten mit einem schönen Barbeque und einem kalten Glas Weißwein. Oder auch mit zwei. Vielleicht auch drei. Keneth zog mit uns noch los und zeigte seiner Reisegruppe, die mittlerweile Zuwachs von einem weiteren dänischen und deutschem Paar bekam, das Nachtleben. Nachdem ich dann um 4 Uhr ins Bett gefallen war, hatte sich die Weiterreise um 8.00 Uhr auch erledigt. Aber genau aus solchen Gründen reisen wir ja auf diese Art und Weise. Frei und planlos. Keneth und seine Frau nahmen uns eine weitere Nacht auf.
Sri Lanka Rundreise: Tag 24 – Hangover, Riesenschildkröten und 34 Mückenstiche.
Um die Kopfschmerzen ein wenig zu bekämpfen, dachte ich, dass ein kalter Sprung ins Meer genau das Richtige sei. Wir packten Taucherbrille und Schnorchel ein. Keneth erzählte uns, dass am Strand einige Schildkröten ihre Eier ablegten und entsprechend zu sehen sein könnten. So hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche.
Wir gingen zum Strand und sahen schon eine riesige Menschengruppe. Dort hatten sie Babyschildkröten entdeckt, die auf ihrem Weg ins Meer waren. Das war mir zu viel Trubel und ich sprang einige Meter weiter ins Meer. Ich setzte die Taucherbrille auf, hielt die Luft an und ging unter Wasser. Da kam schon ein riesiger Panzer auf mich zugeschwommen. Lucky me. Etwa drei, bestimmt ein Meter große, Schildkröten schwammen hier ihre Runden und ich etwas aufgeregt mitten drin. Endorphine, Adrenalin und Salzwasser ist also ein gutes Gegenmittel gegen Kopfschmerzen.
Am Abend waren die meisten der Bewohner schon im Bett. Ich lag noch mit meinem Tablet am Pool und schaue endlich den Film zu Ende, den ich schon sechs Mal angefangen hatte. Enjoy life. Die warme Sommerbrise flog über meine Beine und da unsere Unterkunft mitten im Jungle war, hörte ich öfter einen Flughund, Kröten und hier und da mal eine fallende Kokosnuss. Fehlte nur noch das Popcorn, die Mosquitos hatten ja schließlich ihren Snack. Mich.
Sri Lanka Rundreise: Tag 25 – Last but not least: Von Hikkaduwa nach Bentota
Einmal ins falsche Boot und zurück
Machdem Kimberly ihre Zankerei mit ihrer Sitznachbarin um das offene Fenster im Bus beendet hatte, bezogen wir unser neues Zuhause für die nächsten zwei Tage – das Residence Jasmine in Bentota. Wieder mit Pool und wieder Klimaanlage. Wir schwelgten im Luxus. Diesen Tag haben wir nur am Pool verbracht. Vollzeit Luxusgören quasi.
Sri Lanka Rundreise: Tag 26 – Unsere letzte Nacht auf Sri Lanka
Ein Fluss trennte uns vom Strand. Nachdem wir unsere Poolsession beendet hatten, wollten wir uns den Sonnenuntergang von Bentota anschauen. Um rüber zu kommen, mussten wir uns mit dem hauseigenem Boot fahren lassen. Am Dschungelufer wurden wir rausgelassen und hatten uns eine Stunde später wieder verabredet.
Ganz schön piksig und dschungelig der Weg zum Strand, jetzt bloß merken, aus welchem Gebüsch wir kamen. Der Sonnenuntergang war wie erwartet leider versteckt hinter den Wolken, dieses Glück hatten wir bisher immer, wenn unser Plan ein Sundowner war. Aber allein dazusitzen, dem Brechen der Wellen zu zuschauen und die Finger in dem weißen, pudrigen Sand zu stecken, ist einfach einer dieser Momente, die ich am meisten genieße. Jedesmal. Das ist Lebensqualität.
Unser Blick wanderte nach rechts, auf die pechschwarze Wolke. Keine zwei Minuten später der erste Blitz. Schnell machten wir uns wieder auf dem Weg zum Ufer, mit der Hoffnung, dass unser Taxiboot sich dasselbe dachte, um uns früher zu holen. Aber Pustekuchen.
So standen wir da im Dunkeln am Bootsufer und ich pfiff mit den Fingern im Mund, um die Aufmerksamkeit unseres Fahrers zu bekommen. Es wurde auch zurück gepfiffen und wir hörten die Motorgeräusche. Mensch, das hat ja gut geklappt.
Ich war nur etwas verwirrt, weil der Fahrer irgendwie mehr Haare hatte als vorher, aber das Boot sah gleich aus und Kimberly stieg so überzeugt ein, dass musste schon seine Richtigkeit haben. Es war ja mittlerweile auch stockduster.
Doch irgendwie steuerten wir während unseres Pläuschchens mit ihm gar nicht in Richtung unseres Hotels, sondern landeten ein paar Meter weiter. Da hatte es Klick gemacht, es war gar nicht unser Boot und unser Fahrer. Nachdem wir ihm die Situation erklärt hatten, wollte er von uns 500 Rupien haben, um uns zu unserem Hotel zu bringe. Ein Wucherpreis, ich bestand darauf, dass er uns wieder zurück bringen solle und wir auf unseren Fahrer warteten. Obwohl ich uns im gleichen Moment schon zurückschwimmen sah, fuhr er uns doch zurück und wir konnten wenig später zu unserem Fahrer ins Boot steigen, wenigstens hatte unser Fahrer dann was zu lachen.
Sri Lanka Rundreise: Tag 27 – Alles ist vergänglich und die Erinnerungen bleiben
Die Reise neigte sich dem Ende zu, nach wie vor finde ich diesen Teil der Welt einfach abgefahren. Es ist alles so anders. Die Kultur, die Menschen, das Essen, die Geräusche, die Mentalität.
Auf unserem Weg zum Flughafen wurde es mir wieder deutlich bewusst.
Die kleinen, bunten Kioske, die nur Snacks und Getränke verkaufen, die langsam nervenden TukTuk Fahrer, der Linksverkehr, aber auch die überaus freundlichen und hilfsbereiten Menschen.
Nach nun mittlerweile etwas über drei Wochen, neun Unterkünften, 800 km, unterwegs mit Bus, Bahn, dem Tuk Tuk, dem kaputten Roller, einem Boot oder zu Fuß. Alle Wetterbedingungen, eine Riesenspinne, acht Rotis, zwei Kilogramm Kottu (übrigens wie ein Roti, nur herzhaft und kleingeschnitten), neun Liter schwarzem Tee und zig tollen Unterhaltungen. Auch wenn die mir, laut Kimberly, immer nur Etwas verkaufen wollten.
Ich denke, diese Reiseart lässt mich offener und entspannter werden. Ich nehme viel mehr hin, Banalitäten sind nicht mehr wichtig. Akzeptanz wird gestärkt.
Es ist nicht mehr so wichtig, dass schönste Designhotel auf Instagram zu posten, mit der Kokosnuss und dem Strohhalm in der Hand, sondern wichtiger, eine kleine Zeitreise durch das frühere Leben unserer Hostomi zu bekommen, die es glücklich machte, das wir ihr Essen mochten.
Natürlich gab es Situationen, in denen ich gerne in so einem schicken Zimmer gewesen wäre, allerdings hätten sich dann viele Erlebnisse nicht so einfach ergeben. Immerhin kann ich sagen, ich hab in einer Blechbüchse geschlafen, bin mit einer Riesenschlidkröte geschwommen, habe turtelnde Singhalesen im Park beobachtet, habe mich von einer Welle ausknocken lassen, habe einen Berg bezwungen, bin aus einer Hängematte gefallen und bin fast 500.000 Schritte gelaufen, geklettert, gesprungen, getanzt.
Es ist immer besser zu sagen „Oops!“ als „Was wäre wenn“ … So zu reisen lässt mich bedächtiger werden, dankbarer. In welchem Luxus ich überhaupt lebe und was ich alles so haben. Dass ich so viel gar nicht brauche, um glücklich zu sein.
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Die Gastautorin
Sauerland, ihr Herz schlägt für das Sauerland. Farina – fröhlich, kreativ und … Ich liebe Essen,am liebsten Käsesauce. Ich Gourmet. Ich hab mehrere große Lieben neben dem Essen. Meistens sind sie sehr haarig: mein Pflegehund Thorin, mein Pflegepferd Ramses und auch mein Partner ist sehr haarig im Gesicht. Mein größtes Hobby konnte ich zum Beruf machen, das Filmen! In meinen Filmen erzähle ich Geschichten. Kleine und große, leise und laute, gewöhnliche und verrückte. Mittlerweile erzähle ich diese Geschichten auch in Schriftform. Ich mag den Adrenalinkick, stehe auf Loopings in Achterbahnen und auf gutes Design jeglicher Form.
1 comment
Gut, dass du auf den fingern pfeifen kannst ;) Ich könnte das gar nicht!