Ich stehe auf einer saftig grünen Wiese, mein 8 Monate altes Baby auf dem Arm. Sie lacht und quiekt vor Freude und streckt ihre kleinen Händchen nach vorne. Wenige Zentimeter neben uns stehen sie: Islandpferde. Unsere Kleine wird von den erhabenen Schönheiten neugierig begutachtet. Vor uns thront mächtig der Vulkan Eyafjallajökull. Ein frischer Wind weht durch unsere Haare. Die ganze Kulisse ist in ein surreales Licht getaucht. Willkommen in Island.
Island – das Land der Abenteurer und Outdoor-Urlauber. Raue, unberührte Natur, eisige Kälte, unberechenbare Wetterverhältnisse. Abgeschieden, einsam, ruhig. Nicht gerade ideal für einen Urlaub mit Baby. Oder doch? Während andere Eltern zum Strandurlaub nach Mallorca fliegen, wagen wir einen Trip in den hohen Norden Europas. Mit 8 Monate altem Baby. Verrückt?
Island mit Baby: Anreise und Infos
Island ist schnell und unkompliziert zu erreichen. In 4 Stunden bringt uns Iceland Air nonstop von München nach Reykjavik. Am Flughafen stehen zu unserer Überraschung kostenlose Buggys zur Verfügung. Was für ein Service. So müssen wir die langen Wege am Flughafen nicht mit Frida in der Babytrage zurücklegen. Unseren Buggy haben wir nämlich zu Hause gelassen.
Wir wollen zwei Wochen auf der Insel bleiben. Es ist Anfang Oktober. Keine Hauptsaison mehr. Aber noch vor dem Wintereinbruch. Für uns die perfekte Reisezeit. Der Herbst in Island ist wunderschön. Es ist noch nicht zu kalt, die Tage sind noch nicht zu kurz. Und das Licht ist atemberaubend.
Island mit Baby: Die Reiseroute
Am Flughafen holen wir unseren Mietwagen ab. Einen Allrad Jeep. Man will ja für alles gewappnet sein. Sogar einen Kindersitz gibt es gegen Aufpreis dazu. Wir haben davon abgesehen, die komplette Insel zu umrunden. Zuviel Stress und zu lange Autofahrten wollten wir uns und Frida nicht zumuten. Wir wollen einen Kompromiss: Aus Natur, Outdoor, Sightseeing und Spielzeit für unsere Kleine. Was andere in 7 Tagen schaffen, nehmen wir uns in zwei Wochen vor. Weniger ist mehr. Aber so ist das eben mit Baby. Wir wollen langsamer reisen, uns mehr Zeit nehmen, länger an einem Ort bleiben.
Und so sieht das Ganze dann aus:
Wir starten in Reykjavik und bleiben dort zwei Tage. Die wohl süßeste Hauptstadt Europas lässt sich gut zu Fuß erkunden. Wir schlendern am Hafen entlang, bummeln durch die süßen Straßen, wo sich stylische Second Hand Shops, kultige Plattenläden und trendige Hipster Cafés die Klinke in die Hand geben und saugen einfach nur die hippe, isländische Atmosphäre auf.
Anschließend fahren wir ins wahre Island – in die Natur. Wir planen drei Tage für die Haupttouristenattraktion Golden Circle ein. Ein Gebiet, in dem die meisten Highlights nah beieinander liegen. Im kleinen Örtchen Laugarvatn übernachten wir 3 Nächte. Von dort unternehmen wir Tagesausflüge zu den Attraktionen des Golden Circle. Der imposante Wasserfall Gulfoss, spuckende Geysire und historische Schauplätze in Thingvellir stehen auf dem Plan. Wir genießen die atemberaubenden Landschaften und baden in heißen Quellen.
Wir haben uns drei weitere Stationen im Süden und Südosten der Insel ausgesucht, von denen wir auf Erkundungstour gehen. In Hvollsvollür, Selkot und Hof. Alle liegen in der Nähe von Naturwundern, die wir uns gerne anschauen möchten. Ganz abgelegene Orte meiden wir. So sind wir den Vormittag meist am Entdecken, den Nachmittag gemütlich in unserer Unterkunft. Wir besuchen die beeindruckenden Wasserfälle Skogafoss und Seljalandsfoss, staunen über bunt schillernde Regenbögen und entdecken Gesichter im Felsen.
In Vik erleben wir schwarze Strände, tosendes Meer und abgefahrene Felsformationen. Frida krabbelt vergnügt durch den feuchten, pechschwarzen Sand. Wir fühlen uns wie im Wunderland. Island ist einfach nicht von dieser Welt. Circa 3 Stunden brauchen wir bis nach Hof, schon fast im Südosten der Insel. Es sind nur 150 Kilometer, aber wir halten so oft an, um Fotos zu schießen. Jede halbe Stunde ändert sich die Landschaft. Mystische Trollfelsen, Wasserfälle, atemberaubende Schluchten, bedrohliche Vulkane und uralte Gletscher. Das alles liegt auf der Strecke.
Unser Ziel aber ist die Jökulsárlón Lagune. Eine Gletscherlagune, in der hellblau glitzernde Eisberge treiben, dazwischen tauchen immer wieder Seehunde auf und schauen uns neugierig an. Die Lagune ist ganz klar unser Highlight. Ein paar Meter weiter am Strand liegen die kleinen und großen Eiskristalle gestrandet auf dem schwarzen Sand. Sie sehen aus wie hunderte Diamanten. Wir sind sprachlos.
Einen ganzen Tag planen wir für die Rückfahrt zum Flughafen ein. Es sind 350 Kilometer, aber dank vieler Pausen ist auch dies machbar. Auf dem Rückweg kommen wir am Touristen Hotspot Blaue Lagune vorbei. Den lassen wir allerdings sausen. Babys sind da nämlich nicht erlaubt. Dafür gibt es in Island in jedem kleinen Ort ein Schwimmbad mit heißem Thermalwasser. Was gibt es Schöneres, als mit den Kleinen darin zu plantschen? Auch wir hüpfen während unserer zwei Wochen fast jeden Tag in das wohlig warme Wasser eines Schwimmbades, einer heißen Quelle oder eines Jacuzzis.
Natürlich ist das Wetter unberechenbar. Und auch wir erleben drei Jahreszeiten an einem Tag. Doch die meiste Zeit haben wir Glück. In unserer ersten Woche scheint jeden Tag die Sonne. Blauer Himmel bildet einen einzigartigen Kontrast zu rotgrünen Feldern und gelben Sträuchern.
In der zweiten Woche wird das Wetter schlechter. Regen ist unser täglicher Begleiter. Das hält uns trotzdem nicht davon ab, wenigstens für ein paar Stunden nach draußen zu gehen. Dank Fridas wetterfester Kleidung kein Problem. Wir sind eben echte Outdoor Urlauber. Die starken Winde sind da schon etwas problematischer. Frida schnappt jedes Mal nach Luft, wenn so ein kalter Windzug kommt, und es fegt uns fast um. Dann bleiben wir doch lieber in unserer gemütlichen Ferienwohnung.
Island mit Baby: Unterkünfte
Wir lieben spontanes Reisen, auch mit Baby. Da in Island keine Hauptsaison mehr herrscht, können wir das auch sein. Wir reservieren stets nur 2 – 3 Tage im Voraus. Das klappt prima. Wir buchen fast alle unsere Unterkünfte über AirBnB. So haben wir meist ein ganzes Haus, in dem Frida sich austoben kann. Und alle Annehmlichkeiten wie eine voll ausgestattete Küche, ein Wohnzimmer zum Spielen und meistens sogar eine Terrasse mit Jacuzzi. Ein Babybett bekommen wir bei allen Unterkünften kostenlos zur Verfügung gestellt. In einigen der Ferienhäuser gibt es sogar Spielzeugkisten. Unsere Kleine freut sich.
Island mit Baby: Die Sache mit dem Essen
Die meiste Zeit verpflegen wir uns selbst. Frida wird noch viel gestillt, isst aber auch schon gerne bei uns mit. In Islands Supermärkten finden wir eine erstaunliche, aber teure Auswahl an Obst und Gemüse. Für Vegetarier und Veganer gibt es zu unserer Überraschung sogar eine beeindruckende Auswahl an Pflanzenmilch. Ansonsten waren unsere Bedenken bezüglich dem Essen tatsächlich zu groß: Hier gibt es wirklich alle erdenklichen Lebensmittel, manche sogar in Bioqualität, nur eben etwas teurer. Der Süden der Insel ist außerdem nicht zu einsam. Auch hier gibt es Supermärkte. Wir kaufen also keine Vorräte in Reykjavik, sondern können meistens vor Ort im lokalen Supermarkt einkaufen gehen. Frühstück und Abendessen bereiten wir meistens selbst zu. Nur mittags gehen wir ab und an zu astronomischen Preisen essen.
Island mit Baby: Und das Baby?
Frida ist zum Zeitpunkt der Reise 8 Monate alt. Wir müssen uns noch nicht so sehr nach kindefreundlichen Aktivitäten richten. Die meiste Zeit schläft sie seelig in der Babytrage, während wir spuckende Geysire bestaunen oder auf Wasserfälle klettern. Wir haben uns bewusst gegen einen Buggy entschieden. Für Erkundungstouren in der Natur leistet unsere Trage die besten Dienste. Frida lässt sich von unserer Begeisterung anstecken. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und sie merkt natürlich unsere gute Laune.
Island hat so viel Naturwunder zu bieten, außerdem Tiere in freier Wildbahn. Schafe und Pferde haben es ihr angetan. Und davon gibt es hier sehr viele. Sie klebt minutenlang an der Fensterscheibe unseres Mietwagens und macht „mäh“. Die Natur ist Fridas Spielplatz: Saftig grünes Gras, schwarzer Sand, weiches isländisches Moos. Das alles wird natürlich ausgiebig begutachtet und betastet. Es tut uns allen gut, so viel an der frischen Luft zu sein.
In Island wird Kinderfreundlichkeit übrigens groß geschrieben. In wirklich jedem Restaurant oder Café gibt es Hochstühle. Viele verfügen zusätzlich noch über eine Spielecke. Wickeltische findet man auch überall, sogar in den abgelegensten Restaurants. Manche von ihnen sind sogar richtig gut ausgestattet, mit Wickelunterlage und Feuchttüchern. Stillen in der Öffentlichkeit ist kein Problem. Windeln und jeglichen Babybedarf gibt es in jedem Supermarkt zu kaufen. An jeder Touristenattraktion gibt es ein Café oder einen Souvenirshop, in dem man sich aufwärmen und wickeln, essen, was auch immer, kann. Man muss also nicht stundenlang in der Natur verbringen oder ist Wind und Wetter ausgesetzt.
Island mit Baby: Unsere Packliste – was muss unbedingt mit fürs Baby
Islands Winde haben wir definitiv unterschätzt. In Reykjavik kaufen wir Frida deshalb eine dicke Mütze. Eine, wo nur noch ihr Gesicht raus schaut. Die hält ihren Kopf wunderbar warm. Die kultigen Island Pullis gibt es natürlich auch schon für die Kleinsten. Matschhose und Regenjacke sind unsere ständigen Begleiter. Am liebsten möchte Frida nämlich bei Wind und Wetter durch isländisches Gras krabbeln. Ihre Thermounterwäsche wird zum Hauptkleidungsstück. Es sind ca. 10 Grad, aber der beißende Wind lässt es viel kälter erscheinen. Eine kleine Decke und eine Thermosflasche für Tee sind für uns ebenfalls ganz nützlich. Und ganz wichtig: Badesachen nicht vergessen.
Island mit Baby: Unsere Ausflugstipps
- Im gemütlichen Café Babalu in Reykjavik Schokokuchen essen und Kaffee schlürfen, während die Kleinen in der winzigen Spielecke spielen
- Über den hippen Flohmarkt Kolaportid in Reykjavik bummeln, der jedes Wochenende in einer Halle am Hafen stattfindet
- Ein Nachmittag im Thermalbad „Fontana“ in Laugarvatn und gemeinsam im wohlig warmen Wasser entspannen
- Am Stadtstrand von Reykjavik im Hot Pot baden, während die Kleinen im Sand spielen
- Eine Bootstour durch die Jökulsárlón Gletscherlagune und den Seehunden winken
- Schafe und Islandpferde in freier Wildbahn beobachten
Unsere goldene Regel: Weniger ist mehr. Gerade das Reisen mit Baby entschleunigt enorm. Ohne Kind hätte unser Island Urlaub wohl ganz anders ausgesehen. 12 Stunden Power Sightseeing, bei Wind und Wetter draußen, mehrtägige Wanderungen, Camping, Trampen. Aber auch nicht annähernd so intensiv. Für Island braucht man Zeit. Zeit, diese beeindruckende Natur auf sich wirken zu lassen. Die scheint, als wäre sie nicht von dieser Welt.
Übrigens: Während wir die Islandpferde bewundern, kommt uns ein Paar mit Babytrage vorm Bauch entgegen. Darin eingemummelt ruht ein winziges Baby. Wir grüßen uns freundlich. Wir sind also doch nicht die einzigen Verrückten, die Island mit Baby bereisen, denke ich mir grinsend.
Hier gibt’s mehr Fotos von unserer Reise nach Island mit Baby:
Der alte Hafen in Reykjavik
Wem der Atlantik zu kalt ist, der kann hier am Stadtstrand von Reykjavik im Hot Pot baden
Erste Annäherungsversuche ;-)
Ausblick von der historischen Stätte Thingvellir
In der Babytrage ist’s am schönsten
Entspannen in der “Secret Lagoon” in Fludir
Typisch Island: Unendliche Weiten
Das ist Freiheit!
Atemberaubender Wasserfall Seljalandsfoss
Sowas gibt es nur auf Island: Einzigartige Licht-und Farbspiele
Wer denkt schon, dass unter diesem Gletscher ein Vulkan brodelt
Beim Seljalandsfoss kann man hinter den Wasserfall laufen.
Eine unserer Unterkünfte von AirBnB
Der Skogafoss Wasserfall mit typischem Regenbogen
Gletscherbesichtigung vom “Solheimajökull”
Wilder, schwarzer Strand in Vik
Frida freut sich über den feinen, schwarzen Sand, der sich super zum Spielen eigent
House with a view
Wunderschöne Islandpferde
Trotz Regen in der Natur. Hier in der Schlucht Fjadrargljufur.
Unser Highlight: Hunderte Eisbrocken auf schwarzem Sand
Am Diamont Beach
Islands Natur raubt uns immer wieder den Atem
Die isländische Natur ist der beste Spielplatz
Julia und Robert bezeichnen sich selbst gerne als freie Nomaden. Seit 2012 tingeln sie gemeinsam durch die Welt, ohne festen Wohnsitz und mit wechselnden Jobs. 2016 kamen Töchterchen Frida und Wohnwagen Fridolin dazu. Auf weltenbummlerleben.de schreiben sie über ihre spannenden Reiseabenteuer als Familie, und geben Einblick in ein alternatives Leben abseits der Norm. Ihr könnt ihnen dort und auf Instagram @weltenbummlerleben folgen.
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6 comments
Viele hilfreiche Tipps, aber leider wird mir an meinem Handy kein einziges Bild angezeigt was sehr schade ist.
Hallo Christina, danke für den Hinweis. Das werden wir schnellstmöglich anpassen.
Lieben Gruß
Pia vom Lilies Diary-Team