Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Klimawandel die größte Bedrohung für die globale Gesundheit. Für viele ist er sehr abstrakt und schwer verständlich, dabei sehen wir viele Auswirkungen schon jetzt und wollen jetzt etwas dagegen tun. Oft hört sich „nachhaltig leben” aber irgendwie kompliziert oder teuer an. Dabei ist meist das Gegenteil der Fall! Mit kleinen Tricks können wir viel Geld sparen und unseren CO₂-Fußabdruck ganz einfach reduzieren. Heute gebe ich euch 7 Tipps für Nachhaltigkeit im Alltag an die Hand, die leicht umzusetzen sind und euer Leben sofort (!) ein ganzes Stück nachhaltiger machen. Und dabei auch noch ein kleines bisschen Spaß bereiten.
Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 1 – Reparieren und leihen
Dieser Tipp klingt so einfach, wird aber aktuell kaum noch umgesetzt. Oft denken wir zuerst an neu kaufen, anstatt uns etwas auszuleihen oder etwas zu reparieren. Viele vergessen dabei, dass alles, was wir uns neu kaufen, erst produziert werden muss und somit viele Ressourcen wie Wasser, Zeit, CO₂ in die Produkte investiert werden müssen. Dabei gibt es mittlerweile zahlreiche Netzwerke, bei denen wir um Hilfe bitten können oder uns Dinge leihen können, ohne Geld für Neues auszugeben oder Ressourcen zu verschwenden. Neugierig?
Ein vergessener Klassiker ist die Büchereikarte. Eine Mitgliedschaft bei dem Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB) kostet beispielsweise nur 10 Euro im Jahr. Dafür habt ihr Zugang zu unendlich vielen Hörbüchern, allen tagesaktuellen Zeitungen und Magazinen, einem Arthaus-Film-Streamingdienst, Sprachen-Lernplattformen, Job-Trainings und natürlich auch zu klassischen Büchern. Der Profi-Tipp: Falls euer Wunschbuch mal nicht verfügbar ist, lasst es auf die „Wunschliste” der Bücherei setzen. Viele Büchereien bestellen es dann für ihr Sortiment und ihr müsst es nicht neu kaufen!
Aber was ist, wenn mal die Waschmaschine kaputt geht oder man kurzfristig einen Schlagbohrer braucht? Vernetzt euch mit euren Nachbarinnen und Nachbarn! In der Stadt geht das am einfachsten mit der App nebenan.de, einfach registrieren und Hilfegesuch auf die Pinnwand schreiben. Im Reuterkiez in Berlin-Neukölln erreicht ihr so auf einen Schlag 11.000 Menschen aus eurer nächsten Umgebung und habt schnurstracks einen Daniel Düsentrieb für eure Waschmaschine aufgetrieben, könnt die Vorhangstange heute noch anbringen oder euch eine Gästematratze für euren Besuch ausleihen. Und das alles direkt bei euch um die Ecke!
Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 2 – Zu Ökostrom wechseln
Manche Dinge können wir leider jedoch nicht leihen und müssen sie kaufen. Gleichzeitig möchten wir dabei unseren CO₂-Fußabdruck verringern, um das Klima zu retten. Der Klimawandel wird unser ganzes Leben verändern, wie wir reisen, wie wir unsere Freizeit verbringen, wie wir uns jeden Tag verhalten. Richtig viel CO₂ sparen wir ein, in dem wir beispielsweise weniger fliegen. Aber wusstet ihr, dass ihr außerdem euren CO₂-Fußabdruck bereits bis zu 20 % durch den Wechsel eures Energieversorgers reduzieren könnt? Mit der „richtigen Energie” könnt ihr extrem viel bewirken, denn schließlich sind etwa 85 % der deutschen Treibhausgas-Emissionen energiebedingt!
Ökostromanbieter gibt es viele. Aber nur ganz wenige belegen „sehr gut“ im ÖkoTest in Deutschland – einer tut das sogar schon zum sechsten Mal in Folge und ist dabei glaubwürdig und sympathisch. Und das alles mit Gemeinwohl-Orientierung: Polarstern. Das junge Unternehmen investiert für jede Kilowattstunde, die ihr verbraucht, zusätzlich 1 Cent in den Ausbau erneuerbarer Energien. Und investieren für jeden Kunden 20 Euro pro Jahr an die weltweite Energiewende. Wer wechselt, kann mit dem Impact-Rechner genau nachvollziehen, welche positiven Auswirkungen auf die Umwelt dadurch erzielt werden. Wer kann schon behaupten, dass sein Stromanbieter ausschließlich bei Strom und Wärme nur Tarife mit 100 % erneuerbaren Energien anbietet?
Der Wechsel zu Ökostrom geht super schnell und ist sicher – das ist sogar gesetzlich garantiert. Mit dem Polarstern Tarifrechner könnt ihr eure Kosten mit einem Klick bestimmen. Nach eurer Bestellung passiert alles automatisch und ihr müsst euch um nichts mehr kümmern, auch euer alter Stromvertrag wird für euch gekündigt. Klingt doch entspannt, oder?
Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 3 – Unterstützt Social Businesses
Doch damit nicht genug. Habt ihr den Begriff „Social Business” schon einmal gehört? Solche Unternehmen sind Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie. Bei ihnen haben ökologische und soziale Ziele den gleichen Stellenwert wie Finanzkennzahlen. Eine regelmäßige Kontrolle durch die Erstellung der sogenannten „Gemeinwohlbilanz” hilft ihnen, immer nachhaltiger zu wirtschaften. Der Ökoenergieversorger Polarstern zählt sich zu diesen besonderen Unternehmen und hat als wunderbare Hilfestellung die erste Landkarte der Social Businesses in Deutschland erstellt. So findet ihr viele weitere, ehrlich nachhaltige Unternehmen wie beispielsweise Coffee Circle, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Leben der Kaffeebauern in den Herkunftsländern zu verbessern. Oder Conflictfood, regionale Spezialitäten aus Konfliktregionen. Oder die Good Jobs GmbH, eine Vermittlungsplattform für sinnstiftende Jobs. Schaut doch mal vorbei.
Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 4 – Regional und Bio mal anders
Euch sind kurze Transportwege und hochwertige Bio-Lebensmittel wichtig? Tatsächlich gibt es immer mehr regionale Angebote, die sowohl Landwirtinnen als auch Kunden glücklich machen. Der Klassiker für regionale Bio-Einkäufe ist natürlich der Wochenmarkt. Frisch geerntetes Gemüse ohne Pestizide schmeckt einfach viel leckerer als konventionelles. Aber was, wenn kein Wochenmarkt um die Ecke ist?
Zu den Social Businesses zählt auch das Sozialunternehmen Marktschwärmer. Bei der Kombination aus Online-Shop und Popup-Bauernmarkt könnt ihr wöchentlich Obst und Gemüse, Käse, Fleisch, Brot, Getränke und Spezialitäten von Höfen aus eurer Region bestellen. Alles ohne ein Abo abzuschließen. Das Beste: Ihr holt eure Bestellung um die Ecke ab und lernt eure Produzentinnen persönlich kennen. Und das macht einfach so viel Spaß. Oder habt ihr schon mal mit einem Bauern über die Zubereitung von Schlangenbohnen philosophiert oder euch nach der Gesundheit von Huhn Agathe erkundigt? Ganz nebenbei unterstützt ihr die Ernährungswende für mehr Regionalität und Fairness auf dem Teller. Und falls ihr jetzt besonders motiviert seid: Eröffnet doch einfach eure eigene Schwärmerei in eurem Kiez!
Wer eine noch persönlichere Bindung zu einem landwirtschaftlichen Betrieb sucht und auch mal vor Ort mit machen möchte, dem sei das Konzept „Solidarische Landwirtschaft” (SoLaWi) ans Herz gelegt. Hier tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug einen Ernteertrag erhalten. Die Gemüse-Genossenschaft plantAge beliefert beispielsweise Haushalte in Berlin und Brandenburg wöchentlich mit saisonalem Gemüse aus bio-veganem Anbau. Bei einem freiwilligen Acker-Mitmachtag bekommen Interessierte tolle Einblicke in die Praxis und sogar ein leckeres veganes Mittagessen! Hier findest du eine deutschlandweite Übersicht der SoLaWis, viel Spass beim Stöbern!



Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 5: Second Hand Kleidung und Faire Mode
Du möchtest deinen Kleiderschrank auffrischen, aber nichts Neues kaufen? Wie wäre es mit einer Kleidertauschparty? Einfach Freundinnen einladen, Klamotten mitbringen und fleissig anprobieren. Und dabei vielleicht einen Spritz trinken und schöne Gespräche führen. Das funktioniert übrigens auch super mit ArbeitskollegInnen. Wenn das kein Grund ist, mal früher Feierabend zu machen? Und wer zuhause ausmistet aber nicht gleich einen Flohmarktstand eröffnen möchte, verkauft einzelne Kleidungsstücke auf Online Second Hand Plattformen wie Kleiderkreisel oder Kinderklamotten auf Mamikreisel.
Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 6: Leitungswasser trinken
Leitungswasser ist das wohl am besten geprüfte und überwachte Lebensmittel in Deutschland. Im Gegensatz zum Flaschenwasser finden Kontrollen laut Umweltbundesamt teilweise sogar täglich statt. Leitungswasser ist preiswerter als gekauftes Mineralwasser, plastikfrei und immer verfügbar. Dennoch kaufen 65% der deutschen Bevölkerung noch abgefülltes Wasser und machen sich mit dem Schleppen viel Mühe. Allein im Jahr 2019 sind rund eine Milliarde (!) Liter Mineralwasser aufwendig nach Deutschland importiert worden. Somit ist die Klimabelastung durch Mineralwasser in Deutschland im Durchschnitt viel höher als bei Leitungswasser. Dabei könnten wir durch den Umstieg auf 100 % Leitungswasser ganze drei Millionen Tonnen CO₂ jährlich einsparen. Leitungswasser trinken vermeidet also die Herstellung und den Transport von Mineralwasserflaschen, entlastet so die Umwelt und schont das Klima. Seid ihr dabei?


Nachhaltigkeit im Alltag: Tipp 7: Pflanzliche Mahlzeiten zum Frühstück und zu Mittag
Laut Welternährungsorganisation FAO ist Nutzvieh ein Hauptverursacher des Klimawandels. In der EU ist Deutschland der größte Fleisch- und Milchproduzent und somit einer der größten Verursacher von diesbezüglichen Treibhausgasen. Dabei gibt es viele einfache Tricks, weniger Tierisches zu konsumieren und sich selbst nicht gleich zu überfordern. Das Beste daran: Allein unser Kaufverhalten im Supermarkt kann den Klimawandel direkt beeinflussen!
Jonathan Safran Foer (Autor „Wir sind das Klima”) empfiehlt beispielsweise, auf tierische Produkte zum Frühstück und Mittagessen verzichten, allein dies würde jährlich 1,3 Tonnen CO₂ einsparen. Klingt easy, oder? Beim Frühstück einfach leckere Hafermilch statt Kuhmilch konsumieren, mal einen feinen Linsenaufstrich statt Frischkäse oder fluffig-vegane Dinkel-Pancakes backen. Denn neue, leckere Gerichte entdecken und den Geschmackshorizont erweitern war noch nie so leicht! Eine Vielzahl an veganen Foodblogs macht es möglich. Am liebsten lese ich die Rezepte von Nadine und Jörg von Eat this, sie sind einfach im Alltag umzusetzen und extrem lecker. Am besten legt ihr euch einen kleinen, sinnvollen veganen Vorratsschrank mit ein paar Grundnahrungsmitteln an, damit dem nächsten veganen Frühstück oder Mittagessen nichts im Wege steht. Wer noch mehr Beistand für die Umstellung braucht, nimmt an dem Veganstart-Programm von PETA teil, ein kostenloses 30 Tage Coaching. Und gleichzeitig gibt es auf der Welt ein bisschen weniger Tierleid. Klingt nach einer Win-win-Situation.
Kennt ihr noch mehr nachhaltige Tricks für den Alltag? Ob Ökostrom, Büchereiausweis oder regionale Bio-Landwirtschaft – ich bin total gespannt, welcher Tipp für einen nachhaltigeren Alltag euch am besten gefallen hat. Setzt ihr einige Tipps davon bereits um? Erzählt es mir in den Kommentaren.
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