Im Ausland leben, davon hab ich schon in meiner Schulzeit gesprochen. Warum auch immer, es hat mich irgendwie immer weggezogen von meinem so schönen Heimatland Österreich. Die Welt erkunden, in der Nähe von einem Strand leben, Englisch sprechen, neue Kulturen kennenlernen. Das und vieles mehr waren meine Beweggründe, einmal ins Ausland zu gehen. Aus einmal wurde zweimal und inzwischen habe ich einiges zu erzählen. So ein Leben im Ausland und die Rückkehr ins Heimatland ist nämlich immer mit vielen Umstellungen verbunden, über die ich heute schreiben will.
Das Wegfliegen
Die letzten Tage vor einem Auslandsaufenthalt sind immer die anstrengendsten. Ich musste in beiden Fällen bis kurz vor dem Abflug in einem Unternehmen arbeiten und hatte dementsprechend viel zu wenig Zeit, um gemütlich meine Sachen zu packen und andere Dinge zu organisieren – und ich denke, in dem Fall geht es den meisten Leuten gleich. Eine Abschlussparty organisiert sich nicht selbst, die Dokumente für die Reise müssen vorbereitet werden, nicht benötigte Dinge werden so gut wie möglich verstaut und eingewintert und Familienmitglieder und Freunde werden noch besucht.
Sitzt man dann aber endlich im Flieger (oder Auto), kommt die Erleichterung, dass man es doch zeitig geschafft hat, die Aufregung vor dem Unbekannten und ein paar Tränen über das Verlassen der Heimat.
Der erste Kulturschock
Auch wenn sich viele Länder in der Kultur ähneln, muss man sich an gewisse Dinge doch gewöhnen. Irgendwann nach ein paar Wochen trifft einen meist der Kulturschock, gepaart mit Heimweh und diversen anderen Problemen. Da kann es schon mal sein, dass man die aufgesetzt nette Art der Amerikaner einfach nicht mehr aushält oder die Unterhaltungen in einer fremden Sprache ermüdend werden. Was hilft? Abwarten und Tee trinken, nicht verschließen gegenüber den anderen und der neuen Kultur und viel unternehmen.
Die Freundschaften
Die Freunde sind wohl das wichtigste Thema für die meisten, die den Schritt ins Ausland wagen. Und um ehrlich zu sein, der Punkt ist auch ein ziemlich schwieriger. Als ich nach England ging, um dort ein Semester zu studieren, habe ich davor eine ziemlich große Fete mit all meinen Freunden geschmissen. Ich wusste, dass sich die Freundschaften ändern würden und war mir unsicher, wie sich das zeigen würde.
In England wurden neue Freundschaften geschlossen, teils sehr intensive, die ich heute noch pflege, und teils weniger intensive, die hauptsächlich für Partys und diverse kleine Ausflüge genutzt wurden. Eine sehr gute Freundin hab ich aber immer noch und seit England haben wir schon viel erlebt.
Nach meiner Ankunft zu Hause haben sich viele der neuen Bekanntschaften im Nichts verlaufen und ich stellte fest, welche der Freundschaften in Österreich für mich wertvoll waren und wohl ein Leben lang halten werden. Für mich war es schön zu erkennen, dass die Beziehungen sich nicht verändert hatten und genauso herzlich waren wie zuvor. Man muss aber leider auch damit rechnen, dass Ereignisse passieren, wo die Distanz einen doch sehr trifft. Trennungen, Hochzeiten, Geburten, Todesfälle – ich musste keines dieser Ereignisse aus der Ferne betrachten, kenne aber einige Freunde, bei denen dies leider der Fall war, als sie im Ausland waren.
Die Probleme
Probleme hat wohl jeder, egal wo er oder sie lebt. Im Ausland steht man mit seinen Problemen aber meist alleine da. Vor diesem Punkt hatte ich doch etwas Schiss und ich kann dazu auch keinen richtig guten Ratschlag geben. Ich denke aber, dass es gut ist, wenn man die eigenen Probleme im Ausland erst einmal reflektiert und eine Nacht darüber schläft, bevor man Panik schiebt und sofort die Mama anruft. Meist können die lieben Familienmitglieder im Heimatland wenig ausrichten und machen sich nur unnötig Sorgen. Ich habe bei beiden Auslandsaufenthalten einige gute Freunde gefunden, mit denen ich gemeinsam manche meiner und auch ihrer Probleme gelöst habe. Auch bei Heimweh können diese Freunde einen stützen und als Ersatzfamilie dienen.
Das Heimkehren nach dem Leben im Ausland
Das Heimkehren nach einem längeren Auslandsaufenthalt ist leider das Schwierigste. Es beginnt natürlich mit dem Abschied im Ausland, wo man nie weiß, ob dieser für immer war. Zudem, egal wie sehr man sich wieder auf die Heimat freut, die ersten Wochen bringen immer Ernüchterung mit sich.
„Im Ausland habe ich das und das erlebt“
Nach meinem Auslandssemester habe ich mich so sehr darauf gefreut, Freunde und Familie wieder in die Arme zu schließen und das eine oder andere traditionelle Gericht wieder auf dem Teller zu haben. Dann wollte ich alles erzählen. Über mein Leben in England, meine Reisen, mein Zimmer, die Probleme, die ich hatte. Und sehr schnell musste ich feststellen, dass meine Freunde mit meinen Erzählungen überhaupt nichts anfangen konnten. Niemand konnte sich meine Situation im Ausland vorstellen, keiner verstand meine Probleme und die Bilder waren zwar schön anzusehen, aber sie hatten ja ohnehin einiges davon schon auf Facebook gesehen. Damals war ich ziemlich enttäuscht von all meinen Freunden, weil ich mir so viel erwartet hatte und sich alles in kurzer Zeit in Nichts auflöste.
Verständlich, hatte sich doch auch in Österreich die Zeit weitergedreht und war nicht stehen geblieben. Für mich klang es allerdings wie Stillstand, weil sich in den paar Monaten nach außen hin kaum etwas verändert hatte, für sie aber war einfach das normale Leben weitergegangen, ohne mich. Ich musste mich erst wieder in meinen Freundeskreis eingliedern und ihnen zeigen, dass ich wieder da bin. Irgendwann hörte ich dann auf mit meinen Erzählungen und versuchte, mein Leben in England nicht mehr zu erwähnen. Ab und an plagte mich das Fernweh, ich schwelgte ich in Erinnerungen, blätterte Fotos durch und träumte mich in die belebten Straßen von London.
Heimkommen und Ankommen
Bei meinem zweiten Auslandsaufenthalt in Amerika wusste ich schon, was auf mich zukommen würde nach meiner Heimkehr und erwähnte mein Leben in Los Angeles mit keinem Wort. Wurde ich danach gefragt, erzählte ich ein paar Geschichten, aber sonst versuchte ich nicht mehr, meine Freunde mit meinen Geschichten aus dem Ausland zu nerven. Ein paar meiner Freunde waren sehr interessiert daran, mehr zu hören und in diesen Fällen unterhielten wir uns oft stundenlang über meine Erfahrungen, aber auch über die Ereignisse, die sich in Österreich abgespielt haben. Und um ehrlich zu sein, hat es mich natürlich schon gefreut, wenn ich den Leuten ein bisschen über mein Leben im Ausland erzählen durfte.
Erinnerungen, die für immer bleiben
Auch wenn man mit so manchen Zweifel und Problemen im Ausland zu kämpfen hat, überwiegen doch die positiven Dinge. Ich durfte neue Kulturen kennenlernen, Freunde aus aller Welt finden und von ihnen über ihre Länder mehr erfahren, schöne Orte bereisen und mein Englisch aufbessern. Außerdem bin ich durch all die Erfahrungen gewachsen und habe viel für mein Leben mitgenommen. All das werde ich immer in Erinnerung behalten und ich blicke immer wieder mit einem Lächeln auf meine beiden halben Jahre in England und Amerika zurück.
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Die Gastautorin:
Aufgewachsen im beschaulichen Österreich zieht es Sabrina seit vielen Jahren in die große weite Welt, am besten dorthin wo die Sonne scheint und die Natur bezaubert. Während des Medientechnik Studiums ging sie für ein Semester ins Ausland, um in Großbritannien Erfahrungen zu sammeln, etwas Tee zu trinken und einen Abstecher nach Hogwarts zu machen. Nach diesen Monaten hat sich Sabrina wieder verliebt in die österreichischen Berge und vor allem in das österreichische Essen.
Die Reiseleidenschaft ist nicht verschwunden und endlich konnte sie einmal das große Reiseziel Australien mit eigenen Augen sehen. Der Surferstyle hat es ihr angetan und setzte ihr die Flausen von einem Leben beim Meer in den Kopf. Der Traum wurde mit einem Praktikum in Kalifornien Wirklichkeit und auch die ersten Surfmeter durfte sie dort endlich erleben. Aber alles hat ein Ende und so ging es nach dem Praktikum und anschließenden Reisen im amerikanischen Raum wieder retour nach Österreich um als Webentwicklerin in einem Unternehmen zu arbeiten.
Neben der Entwicklung von Webanwendungen betreibt Sabrina ihren Blog smilesfromabroad, erklimmt ab und an den einen oder anderen österreichischen Berg und kann irgendwie nicht still sitzen. Mit ihrem Freund oder alleine wird sie wohl noch einige abenteuerliche Reisen bestreiten, sicherlich noch ein paar Strände entlanglaufen und euch dahin mitnehmen. Folgt Sabrina doch auf ihrem Blog www.smilesfromabroad.at und erfahrt alles über ihre Abenteuer!